SummerSlam 1988
Willkommen zu einer weiteren Etappe auf unserer Reise durch die Wrestling-Vergangenheit. Heute steht sogar eine Premiere auf dem Programm: Es soll der al-lererste SummerSlam der Geschichte beleuchtet werden! Am 29. August 1988 war es soweit. Im legendären Madison Square Garden stand der erstmals ausgetragene Sommer-PPV auf dem Programm. Mit eben jenem Großereignis wurden auch die magischen „Big Four“ komplettiert: Seit 1985 gab es Wrestlemania, seit 1987 die Survivor Series, seit Januar 1988 den Royal Rumble und seit August 1988 eben den SummerSlam (einige sprechen auch von den „Classic Five“ – und nehmen das 1985 erstmals ausgetragene King of the Ring Turnier noch dazu).
Doch bevor es in die Vollen geht, soll noch eine Frage beleuchtet werden: Wie kam es überhaupt zu der Idee, den SummerSlam aus der Taufe zu heben? Die Geschichte des SummerSlams hat zumindest einen Teil ihres Ursprungs im (in den vergangenen Ausgaben immer wieder angeklungenen) „Krieg“ um die Vorherrschaft im Mainstreamwrestling. Dieser war zwar seit Wrestlemania IV definitiv entschieden, nachdem Jim Crockett mit seinem letzten Versuch, ein Konkurrenzprodukt gegen die WWF zu stellen, scheiterte (sein „Clash of the Champions“-Produkt zog gegen Wrestlemania IV deutlich den Kürzeren – und gegen Ende des Jahres 1988 musste Crocket auch Insolvenz anmelden, siehe Flashback VI). In der Zeit danach war die WWF gewissermaßen konkurrenzlos und versuchte, ihr Standing zu festigen und ihre Macht weiter auszubauen. Deswegen rückte man immer mehr vom Kabelfernsehen (Closed Circuit Television) ab und setzte verstärkt auf das PPV-Konzept. Vince McMahon hatte diesbezüglich den Royal Rumble für den Januar, WrestleMania für März bzw. April und die Survivor Series für den November im Repertoire. Doch das genügte Prince Vince noch nicht – er wollte (im Vorgriff auf den gegenwärtigen Wrestling-Overkill) noch einen Sommer-PPV für den August – und genau dies sollte besagter SummerSlam werden, der damit seine Geburt gewissermaßen dem Ende des Kampfes um die Vorherrschaft im Mainstream-Wrestling und dem Begin des PPV-Konzeptes verdankte (und genau um diesen neuen Markt der PPVs sollte der Kampf um die Vorherrschaft im Profiwrestling in den kommenden Jahren wieder neu entflammen. Allerdings hatte die WWF dieses Mal die neu gegründete WCW als Gegner; dazu aber in den kommenden Flashbacks mehr).
So kam es also zur Premiere des SummerSlams, zu der sich rund 20.000 Fans im altehrwürdigen Garden einfanden. Die Zuschauer an den Fernsehgeräten wurden von Gorilla Monsoon und „Superstar“ Billy Graham begrüßt. Jesse Ventura konnte dieses Mal nicht als Kommentator eingesetzt werden, da er als Ringrichter im Mainevent fungierte. Nach meinem Dafürhalten machte Graham seine Sache eher nervig als gut und konnte nicht annähernd mit dem unerreicht gebliebenen Ventura mithalten. Viel mehr Worte zur Vorgeschichte sollen nun aber auch gar nicht mehr verloren werden, denn nach dieser kurzen Begrüßung durch die beiden begann auch gleich das erste Match des Abends.
1. Match
Tag Team Match
The British Bulldogs (Davey Boy Smith and Dynamite Kid) vs. The Fabulous Rougeau Brothers (Jacques and Raymond Rougeau) endete in einem Time Limit Draw
Als Opener stand ein Tag Team Match auf dem Programm. Die mittlerweile Heels verkörpernden Rougeau Brothers traten gegen die körperlich einmal mehr unglaub-lich austrainierten und unter nahezu überragendem Jubel einmarschierenden British Bulldogs an. Und es wurde ein Tag Team Match, wie man sich es wünscht: Tempo, Technik, natürlich auch ein paar Haltegriffe (muss eben auch mal sein) und eine gut erzählte Matchgeschichte. Die Rougeau Brothers gaben absolut solide und überzeugende Heels ab, die elegant Heat beim Publikum erzeugen konnten und – wie es sich gehört – mit diversen illegalen Aktionen glänzten. Auch wenn die Bulldogs das stärkere Team waren, konnten die Rougeaus nicht nur in charismatischer Hinsicht, sondern auch technisch gut mithalten und ihrerseits den einen oder anderen Double-Team-Move ansetzen.
Gegen Ende des Matches musste Dynamite Kid einiges einstecken, konnte aber unter großem Hallo der Crowd den Hot-Tag setzen und Davey Boys Smith einwech-seln. Der legte los wie der Feuerwehr und zerlegte die beiden Kanadier fachgerecht im Alleingang. Als gerade der Pin angesetzt wurde, läutete die Ringglocke und ver-kündete das Ende des Matches, da die Zeitgrenze erreicht wurde.
So bleibt letztlich ein gutes, phasenweise sogar sehr gutes Tag Team Match, das ein würdiger Opener des ersten SummerSlams war, aber keinen Sieger aufweisen konnte.
Es folgte ein Segment, in dem der eigentliche Herausforderer um die Intercontonen-tal Championship, Brutus Beefcake, von „Outlaw“ Ron Bass (viel mehr hörte man von ihm danach nicht mehr, da er seine Karriere 1991 beendete) vor dem SummerSlam bei einer Episode von „Superstars of Wrestling“ hinterrücks attackiert und mit einem Kabel gewürgt wurde (dies wurde mit einem ziemlich schlechten „Censored-Schild“ verdeckt). Diese gemeine Attacke sollte storylinetechnisch dazu führen, dass – oh nein – Beefcake entgegen der eigentlichen Matchansetzung nicht gegen den amtierenden Champion, den Honky Tonk Man, antreten konnte. Wozu das führen sollte, soll später noch ausführlicher erzählt werden.
2. Match
Singles Match
Bad News Brown gewann gegen Ken Patera via Pin
Doch zunächst stand das zweite Match des Abends auf der Card. Bad News Brown, der Sieger der Battle Royal von Wrestlemania IV, trat gegen Ken Patera an. Patera war zu diesem Zeitpunkt bereits in seinen Mitvierzigern angelangt, konnte auf eine erfolgreiche Karriere als Gewichtheber zurückblicken (mehrmaliger US-Meister, Vi-zeweltmeister 1971 und Olympia-Teilnehmer 1972 – er kann also als eine Art weißer Marc Henry angesehen werden) und war seit dem Ende dieser Karriere ab 1973 ein bekannter Wrestler, der meist als Heel antrat. Und das tat er nicht ohne Erfolg. Viel-mehr brachte er es in der WWF 1980 immerhin zum Intercontinental Champion (ein Titel, der – ich sage das immer wieder gerne – damals noch etwas bedeutete!). Auch in anderen Ligen bzw. Verbänden wie AWA und NWA war er erfolgreich. 1988 indes war er im Spätherbst seiner Laufbahn angekommen, und das sah man auch. Zwar bestach er mit einer Wuschelfrisur, die auch Paul Breitner auf seinem Zenit in Sachen Haarpracht neidisch gemacht hätte, aber sonst verlegte er sich aufs Brawlen und Sellen (letzteres indes m.E. sogar durchaus erfolgreich). Daher war das Tempo meist auch etwas gemächlicher, was bei den beiden eher kompakteren Herren nicht verwundern konnte. Und da darüber hinaus auch nicht jede Aktion ideal saß, plätscherte das Match so vor sich hin, bis Patera in die Ringecke knallte, als er Brown mit einem Spear treffen wollte, dieser aber auswich (es sah wirklich so aus, als ob er mit der Schulter voll den Pfosten getroffen hätte). Danach setzte Brown den Ghetto Blaster an – und das wars dann.
Es folgte kam ein Interview mit den Mega Powers bestehend aus Hulk Hogan und Randy Savage, die gegen die Mega Bucks bestehend aus Ted DiBiase und André the Giant im später noch folgenden Mainevent ran mussten, und die sich bescheiden als die größte Macht der Universums bezeichneten. Ferner wurde eine mysteriöse Secret Weapon angekündigt. Hui, da wurde natürlich die Spannung gleich noch mal intensiviert (zu dieser Blamage später mehr). Na dann: Ohhh yeah, BROTHER!
3. Match
Singles Match
Rick Rude (with Bobby Heenan) gewann gegen den Junkyard Dog durch Disqualifikation
Weiter ging es mit Rick Rude gegen den allseits beliebten Junkard Dog. Rude sagte im Ring angekommen erst mal, dass alle Männer fett seien, er ihnen (und vor allem den Frauen) aber dennoch die Freude nicht nehmen werde, ihn dabei zu begutach-ten, wie er seinen Umhang abnehmen wird. Es folgte ein Blick auf die Hose von Rick Rude (die genau zwischen den Beinen das Gesicht des Dogs zeigte) und der berühmte „Rudsche Hüftschwung“. Danach waren alle Damen zufrieden.
Das Match begann der Dog mit seinen Signature-Krabbelheadbutts. Danach gings ordentlich, aber nicht überragend weiter. Die Crowd war aber gut im Match drin und sparte nicht mit Anfeuerung für den Dog. Der verlegte sich in erster Linie aufs Sellen, da seine wrestlerischen Qualitäten von jeher nicht die allerbesten waren. Leider verlegte sich auch Rude meist auf Haltegriffe, so dass kaum Matchfluss aufkam. Das versuchte der gute Rick so gut es ging mit Hüftschwüngen und einigen Comedy-Einlagen auszugleichen – ob das aber gelang, das soll jeder für sich selber entscheiden. Gegen Ende krabbelte Rude auf oberste Seil und zog sich die Hose. Es kam allerdings zur Enttäuschung der Damenwelt nicht zur Präsentation nackter und langer Tatsachen, sondern nur zur Darbietung einer zweiten Hose, die das Gesicht einer Dame zeigte. Hierbei sollte es sich offenbar um Cheryl Roberts (die damalige Ehefrau von Jake Roberts) handeln, was in die damalige Fehde zwischen Roberts und Rude passte. Wie aufs Stichwort kam natürlich auch Roberts nach dem mittlerweile erfolgten Sprung von Rude herangestürmt und attackierte ihn, was dazu führte, dass der Dog disqualifiziert wurde und Rick Rude gewann. Zwei dumm aus der Wäache guckende Faces blieben danach im Ring mit dem Schicksal hadernd zurück, während sich ein gezeichneter, aber siegreich gebliebener Rude mit Bobby Heenen (so gut es denn ging) feiernd zurückzog.
Nach dem Match durften die Zuschauer einen fokussierten Honky Tonk Man im Interview bewundern, der offenbar frisch von einem Motivations-Seminar gekommen zu sein schien und entsprechend optimistisch kundtat, dass es ihm egal sei, wer heute sein Gegner werden wird. So sehen Sieger aus!
4. Match
Tag Team Match
The Powers of Pain (The Barbarian and The Warlord) (with The Baron) gewannen gegen The Bolsheviks (Boris Zhukov and Nikolai Volkoff) (with Slick) via Pin
Doch die Intercontinental Championship stand noch nicht auf dem Spiel, vielmehr folgte als nächstes Match die Paarung zwischen den Bolshevhiks und den Powers of Pain. Letztere bestanden aus den beiden Powerhouses The Warlord und The Barbarian, die schon in der NWA als Powers of Pain auftraten und in dieser Kombo 1988 in die WWF wechselten. Dort bildeten sie ein solides Midcard-Team, um danach solo in der unteren Midcard anzutreten. Nach einem zeitweisen Karriereende des Warlords und Indie-Auftritten des Barbarians in den späten 90ern und 2000ern kam es im Jahr 2012 zu einer Wiedervereinigung der beiden als „Faces of Pain“ mit Meng beim Chikara King of Trios im Jahre 2012. Wrestling ist manchmal merkwürdig…
Doch 1988 bestand die Gegenwart für die beiden Schmerzgewalten in einem Match gegen die Bolsheviks – und nachdem durch Volkoff einmal mehr textsicher die sow-jetische Hymne vorgetragen wurde, ging die Kiste dann auch los. Allerdings wurden auch hier in erster Linie leider viele Schlägen und Haltgriffe geboten, auch diverse Längen im Match können nicht geleugnet werden, ebenso wenig das Fehlen technischer Finessen. Sehenswert war aber ein schön ausgeführter Reverse Kick des Barbarians und ein Double Flying Shoulderblock der Mächte des Schmerzes. Auch der Finishing Move hatte viel Impact: Nach einem Power Slam vom Warlord kam der Barbarian vom obersten Seil mit einem Diving Headbutt geflogen. 1, 2, 3 – vorbei. Danach durften sich die Powers of Pain mit ihrem Manager, dem Baron (eine Gemisch aus Hexenmeister sowie einem magersüchtigen Graf Dracula mit Blutarmut) von einer begeisterten Crowd feiern lassen.
Nach dem Match folgte ein Segment, das so trashig war, dass man es schon wieder gern haben muss: In einem mit einem rotem Teppich ausgelegten Ring bat Brother Love zum Interview. Sein Partner: Jim Duggan. Das konnte ja nur intellektuell an-sprechend werden.
Brother Love war eine On-Screen-Figur der besonderen Sorte, die in den frühen 90ern sogar für kurze Zeit den Undertaker managen durfte. Jeder sollte diesen Vogel wenigstens einmal erlebt haben. Er trat in einem rosa Anzug an und sah damals aus wie ein kleines, speckiges rosa Schweinchen mit gegelter Vokuhila und zu hohem Blutdruck (und dürfte mit diesem Outfit wohl der Traummann für die Psycho-Hinterwäldler aus „Beim Sterben ist jeder der Erste“ mit Burt Reynolds gewesen sein).
Brother Love quiekte erst einmal mit einer hohen Stimme, dass er das Publikum lie-ben würde (was offensichtlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte), um dann „Brother Hacksaw Jim Duggan“ zu begrüßen, der sich laut Hoooooend zum Ring begab.
Es folgte eine Diskussion über Liebe im Allgemeinen, bei der Brother Love anmerkte, dass „Brother Duggan“ (ausgesprochen: Duhgan) keine Liebe in sich tragen würde. Hacksaw merkte daraufhin an, dass Brother Love die Liebe seines 2 x 4 gerne dort spüren könne, wo die Sonne nicht scheint. Er gab Brother Love aber gnädigerweise fünf Sekunden Zeit, vorher den Ring zu verlassen. Brother Love versuchte zwar Duggan von seiner Liebe zu ihm zu überzeugen, suchte aber doch lieber das Weite, als Hacksaw bei vier angekommen war. Na denn, ein Hoch auf die Liebe…
5. Match
WWF Intercontinental Championship
The Ultimate Warrior gewann gegen den Honky Tonk Man (c) (with Jimmy Hart) via Pin
Dann kam das eingangs erwähnte Match um die Intercontinental Championship. Da Brutus Beefcake als Gegner aus den aufgeführten Gründen nicht antreten konnte, richtete Honky eine Open Challange an den Lockerroom. Daraufhin stürmte niemand anderes als der Ultimate Warrior unter dem tosenden Jubel der Fans in die Halle. Im Ring angekommen rannte er nach einem Whip-In erst einmal Howard Finkel mit Karacho um (der daraufhin elegant aus dem Ring flog – schaut es euch mal an, herrlich!), schleuderte dann Honky (der nicht mal seinen Anzug ausziehen konnte) auf die Matte, fuchtelte geistig leicht gestört (und wohl wieder auf Koks und Ecstasy???) mit den Armen, setzte dann seinen Warrior Splash an (bei dem Honky alles gab, um sich noch richtig in Position zu legen) – und nach 31 Sekunden war das Match auch schon vorbei. Die bis dato längste Regentschaft eines Intercontinental Champions ging in einem der kürzesten Titelkämpfe überhaupt zu Ende. Die Fans indes waren außer Sich vor Jubel – und wohl nicht zuletzt deshalb ist dieser Kampf in der Liste der Top 10 SummerSlam-Moments auf Nr. 10 gelistet. Geschichte selbst miterlebt, sozusagen…
6. Match
Singles Match
Dino Bravo (with Frenchy Martin) gewann gegen Don Muraco via Pin
Nach diesem Adrenalinschub wurden die Fans etwas geschont – den es ging etwas gemächlicher mit Dino Bravo gegen Don Muraco weiter. Hierbei handelte es sich um das Rematch von Wrestlemania IV (das an und für sich nicht wirklich nach einer Wiederholung geschrien hatte).
Der Gewinner dieser Partie stand für mich schon vor dem eigentlichen Match fest: Es war natürlich Bravos kauderwelschender Manager Frenchy Martin! Er trat mit seinem typischen Bart und Monokel an – das Highlight war aber sein geradezu rührend-niedliches „USA-is-not-OK“-Schild. Das waren noch Zeiten, als Heels mit solchen Aktionen als böse gelten konnten. Stellt euch mal Lana und Rusev vor, wie sie mit einem „USA is not OK“-Schild an den Ring kommen würden. Ich würde lachend am Boden liegen…
Muraco seinerseits versuchte zwar mit gewagtem neonfarbenen T-Shirt Frenchy Martins Dresscode zu kontern, zog dabei aber doch deutlich den Kürzeren.
Das Match selber war wieder keine Offenbarung. Beide doch eher als Powerhouses einzuordnende Wrestler verlegten sich meistens auf Slams, Headlocks und Shoulderblocks, so dass technische Finessen eher selten bis gar nicht geboten wurden. Muraco dominierte die meiste Zeit des Matches, bis er kurz von Frenchy Martin abgelenkt wurde, diesen daraufhin elegant mit einem Schlag aus dem Weg beförderte, um dann den Body Slam gegen Bravo anzusetzen. Als er ihn anhob traf Muraco allerdings den Referee mit Bravos Bein, so dass er den Versuch abbrechen und einen zweiten Slam ansetzen musste. Diesen Versuch konnte Bravo kontern und seinerseits seinen Finisher, den Side Suplex (auch nicht wirklich originell), ansetzen. Und dies genügte dann auch zum Sieg. Mund abputzen, weiter!
7. Match
WWF Tag Team Championship
Demolition (Ax and Smash) (c) (with Mr. Fuji and Jimmy Hart) gewannen gegen die Hart Foundation (Bret Hart and Jim Neidhart) via Pin
Danach wurde es wieder besser (irgendwie ist es für den ersten SummerSlam be-zeichnend, dass die Tag Team Matches die Highlights darstellten). Demolition (seit Wrestlemania IV die amtierenden Tag Team Champions) traten gegen die Hart Foundation an. Letztere verkörperten mittlerweile die Rolle der Faces, da sie sich gegen ihren Manager Jimmy Hart gewandt hatten. Der trat dann auch gleich mit De-molition zusammen an den Ring.
Das Match begann flott damit, dass Neidhart und der Hitman auf Demolition losgin-gen, die aber recht schnell die Oberhand gewannen: Nach einem beeindruckenden „Schulter-Kracher“ von Bret Hart in die Ringecke wurde von den XXL-Domina-Lustsklaven eben jene Schulter in der Folgezeit bearbeitet. So wurde dann Stim-mung für den Hot Tag mit Anvil erzeugt, der dann unter großem Jubel des Publikums auch schließlich kam (nachdem der erste Tag natürlich vom Referee nicht gesehen wurde, man kennt das ja). Anvil räumte richtig im Ring auf und zeigte mit der Hilfe vom Hitman gar einen schönen Sling Shot übers oberste Seil. Wieder im Ring angekommen zeigte er seinen Signature Power Slam – aber Smash konnte ohne fremde Hilfe auskicken. Das Publikum war voll drin und zählte bei jedem Pinversuch laut mit. Das war Atmosphäre pur! Als die Hart Foundation auf diese Weise wieder im Match war (und Anvil sogar Mr. Fuji vom Apron prügelte) kam was kommen musste: Jimmy Harts berühmt-berüchtigte Flüstertüte wurde eingesetzt, Bret Hart über den Kopf gezogen, so dass nach diesem Screw Finish Demolition die Titel behielten. Wie gesagt, das Match war gut aufgebaut und ordentlich aufgezogen – also alles war wirklich ordentlich! Aber die Reaktionen der Crowd machte die Sache am Ende doch sogar zu etwas mehr als nur zu einem ordentlichen Wrestling Match. Genau so musste Tag Team Wrestling damals aussehen!
8. Match
Singles Match
Big Boss Man (with Slick) gewann gegen Koko B. Ware via Pin
Das vorletzte Match auf der Card bot dann das Flashback-Debüt einer weiteren (ja, man darf das wohl so sagen) Legende. Der Big Boss Man trat gegen Koko B. Ware an. Auch wenn er in der WWF nie die großen Titel erringen konnte (immerhin einmaliger Hardcore sowie Tag Team Champion) war er einer der bekanntesten Wrestler der 80er und frühen 90er. Sein Polizistenoutfit wurde zu dem Markenzeichen, mit dem ihn noch heute jeder in Verbindung bringt – auch die, die nur ganz wenig mit Wrestling in Kontakt kamen). Der Boss Man, der früher wirklich als Gefängniswärter arbeitete, kam (nach Auftritten bei Jim Crockett Promotions und der UWF) im Juni 1988 zur WWF, wo er bis 1993 ein wie gesagt durchaus bekannter und erfolgreicher oberer Midcarder war, dann von 1993 bis 1998 bei der WCW arbeitete (wo ihm die Titel ebenso versagt blieben), um von 1998 bis 2003 wieder bei der WWF zu landen. Leider endete auch sein Leben viel zu früh: Mit gerade einmal 41 Jahren starb er am 22.9.2004 an dem für Wrestler fast schon obligatorischen Herzanfall.
Während seiner ersten Zeit in der WWF trat der Big Boss Man als böser Heel mit auffälliger Wampe dem bösen Manger Slick an. Und dank einer Ablenkung von eben diesem Slick kontrollierte der Boss Man das Match die meiste Zeit und fiel dabei durch das auf, was sein Markenzeichen werden sollte: Stiffe Moves, viel Gebrawle und eher überschaubare technische Fertigkeiten. Als er Koko so weit hatte, dass er ihn pinnen konnte, kletterte auf das oberste Seil, um so etwas wie einen Big Splash zu zeigen (der fast schon peinlich verbotcht aussah). Der ging aber daneben – und Koko konnte seinerseits ein paar Box-Einlagen und einen schönen Missile Dropkick mit anschließendem Splash zeigen und das Cover ansetzen. Der Boss Man kam aber heraus und wieder in Match und machte kurz danach mit dem bekannten Boss Man Slam Schluss. Alles in allem war es am Ende ein für damalige Verhältnisse solides Match – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
9. Match
Singles Match
Jake Roberts gewann gegen Hercules via Pin
Das nächste Match brachte keine Steigerung – eher wirkte es wie Hausmannskost vor dem Mainevent. Jake Roberts und Hercules durften zeigen, was sie können. Und dabei boten sie das Übliche: Stiffe Schläge von Hercules und gutes Selling von Roberts. Ansonsten gab es die üblichen Haltegriffe, diverse Schläge und sonst wenig, was es zu bejubeln galt. Auch die Crowd wirkte charmant, aber desinteressiert: Als während eines Würgegriffes von Hercules an Roberts dessen Arm nach dem dritten Hochheben durch den Referee oben blieb, gab es bestenfalls leichten Höflichkeitsapplaus.
Den ersten DDT konnte Hercules noch kontern, aber bei dem zweiten (der ganz randy-Orton-mäßig „out of nowhere“ kam) hatte er nichts mehr entgegenzusetzen. 1, 2, 3 – vorbei. Nach dem Match kam was kommen musste: Die Schlange Damien hatte ihren Gastauftritt gegen Hercules und die Fans warens zufrieden.
Zur Einstimmung auf den Mainevent folgte dann ein Videosegment, das die histori-schen Ereignisse im Vorfeld noch einmal gebührend Revue passieren ließ: Nachdem Hogan dem Macho Man bei Wrestlemania IV zum Titel verhalf (wer diese Frechheit nochmal nachlesen möchte, der sei auf den Flashback Nr. 6 verwiesen) waren die beiden storylinetechnisch ein Herz und eine Seele. DiBiase und André hingegen waren not amused. Nachdem der Million Dollar Man auch in den Wochen nach Wrestlemania IV nicht in der Lage war, den Titel zu erringen, musste natürlich ein Zeichen gesetzt werden: Während einer Promo attackierten DiBiase und André den Champion und setzten ihm arg zu. Savage war natürlich erbost über dieses unhöfliche Verhalten der beiden und forderte Rache! Es sollte ein Tag Team Match geben – und Savage gab bekannt, einen besonders coolen Partner zu holen. Und – ja, natürlich – dieser war keine geringerer als Hulk Hogan. Derweil bestimmten DiBiase und André den Referee. Und dies war kein geringerer als Jesse Ventura. Dessen Unparteilichkeit wurde dadurch sichergestellt, dass DiBiase ihm während eines Interviews immer wieder Geldscheine in die Jackentasche steckte – sicher ist eben sicher…
Somit wurden die beiden Superstars der Liga gegen die beiden größten Heels ge-stellt. Manche mögen sich fragen, wieso man daraus nicht zwei Singles Matches machte. Diese Überlegungen bestanden zunächst tatsächlich, wenn auch in einer etwas anderen Form: Eigentlich wollte man Ric Flair für den SummerSlam von der NWA holen, um ihn gegen Savage antreten zu lassen. Hogan hätte sich dann mit DiBiase und André rumschlagen müssen. Flair fühlte sich aber der NWA verpflichtet und sagte der WWF ab! Daher wurde umgedacht und Hogan zusammen mit Savage in ein Team gesteckt, da kein als würdig empfundener Gegner mehr für Savage übrigblieb…
10. Match
Tag Team Match (with Jesse Ventura as the special guest referee)
The Mega Powers (Hulk Hogan and Randy Savage) (with Miss Elizabeth) defeated The Mega Bucks (Ted DiBiase and André the Giant) (with Bobby Heenan and Virgil) via Pin
So kam es also, dass sich im Mega-Super-Ultra-Mainevent die Mega Powers und die Mega Bucks gegenüberstanden. Zuerst kam Jesse Ventura mit Piratenkopftuch und Rüschenhemd an den Ring, dann die Mega Bucks, bei denen André schon sein den Rücken stützendes Korsett trug. Es folgten die Mega Powers, die zusammen und zur Musik des Macho Mans (!) zum Ring kamen (Hogan muss innerlich geschäumt haben!). Dafür hatte Hogan die modischen Vorteile auf seiner Seite, da sowohl Savage als auch die ewig nervige Miss Elizabeth mit gelb-rotem Outfit einliefen.
Nach dem üblichen Anfangsgeplänkel nahmen Hogan und Save den Million Dollar Man erst mal richtig auseinander, bis die Heels mit einer illegalen Aktion zurückka-men. Danach kontrollierte André Hogan nach Belieben – wobei es fast schon traurig anzusehen war, was André ablieferte. Der Mann konnte sich stellenweise kaum noch richtig bewegen… So traten und würgten sich André und Ted durch das Match, ohne das viel passiert wäre. Die Crowd war dennoch begeistert.
Als dann Hogans berüchtigte zweite Luft kam, konnte er den Hot Tag machen und Savage durfte zeigen, was er kann. Und tatsächlich, mit ihm kam etwas mehr Tempo in die Partie (er hatte aber auch mit DiBiase einen klasse Seller im Ring).
In der Folgezeit ging das Match hin und her, bis Hogan Dibiase in den Sleeper Hold bekam (Savage lag zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagen außerhalb des Rings). Andre griff Hogan von hinten an, löste den Sleeper Hold und schmiss Hogan ebenfalls aus dem Ring, so dass nun beide Stars geschlagen außerhalb des Ring lagen und Jesse mit dem Auszählen anfing.
Und dann kam das Lowlight des Abends: Denn es wurde tatsächlich das Geheimnis bezüglich der mysteriösen Geheimwaffe gelüftet!!! Diese Waffe war nämlich niemand anderes als Miss Elizabeth, die Ventura, DiBiase und André kurzerhand ablenkte, indem sie ihren Rock auszog und ihr Bikinioberteil präsentierte (diese Aktion wirkte derart professionell, dass manch einer danach auch zu wissen glaubte, wie es so eine Dumpfbacke wie Miss Elizabeth so weit in der WWF bringen konnte – genaugenommen war sie gewissermaßen Vorreiter für manche Diven von heute: Nichts können, immer gleich ausziehen…).
Wie auch immer: Durch diese Aktion waren alle Heels abgelenkt, Hogan und Savage gaben sich in erbärmlich schlecht geschauspielerter Weise die Hand und versuchten dabei genau den Gesichtsausdruck aufzusetzen, den Hannibal aus dem A-Team immer dann aufsetzt, wenn er seine Catchphrase raushaut: “Ich leibe es, wenn ein Plan funtioniert.“ Mir jedenfalls wurde sofort wieder schlecht…
Hogan und Savage kamen danach umgehend zurück in den Ring und zeigten den Flying Elbow und bzw. Leg Drop. Danach pinnte Hogan den Million Dollar Man, wobei Ventura so langsam zählte, dass Savage bei der Drei die Hand des Referees auf den Boden knallte. Statt der fälligen DQ (für das Angrabbeln des Referees!) gab es aber den Sieg für die Mega Powers und einen einmal mehr mit vor Entsetzen aufgerissenen Mund vorm TV sitzenden Verfasser dieser Kolumne.
Bemerkenswert ist für mich rückblickend die Leistung von DiBiase. Da André kaum mehr etwas im Ring zustande brachte, musste er die meiste Zeit einspringen. Und das hat er wirklich stark gemacht. Er sellte nicht nur großartig, sondern setzte auch selber die eine oder andere starke Aktion. Respekt von mir.
Der Pseudo-Striptease von Miss Elizabeth steht übrigens in der Liste der Top Ten Moments of SummerSlam auf Nummer 9 – unglaublich…
Was bleibt als Fazit bezüglich des ersten SummerSlams zu sagen? Für mich war es ein PPV, der weder Fisch noch Fleisch war. Bis auf den Opener und mit Abstrichen das Match um die Tag Team Championship war kein Match wirklich gut. Der Main Event konnte auch nicht viel retten. So steht am Ende ein durchschnittlicher PPV als SummerSlam-Debüt, nicht mehr, nicht weniger.
5 Antworten auf „Flashback # 7: Review und Analyse zum SummerSlam 1988“
Der Big Bossman ist schon etwas länger tot, ansonsten würde ich jetzt immer noch trauern …
Silentpflücker, keine Angst im Voraus! Das ist keine Liebeserklärung.
Während sich alle anderen Leser hier an Zack erfreuen oder ihnen auf Jens einer abgeht so bist du doch mein eigens gewählter W-I EMPLOYEE OF THE YEAR! 😉
Ich mag Deine Art zu berichten und Dinge zu analysieren und vorallem Deine Flashbacks. Ich hoffe Jens liest das und lässt Dich auch mal in Reviews etc. in Zukunft ausreden 😉
Vielleicht mal noch ein Tipp bzw. Vorschlag von mir zu den Flashbacks: wenn es Copyright-technisch möglich ist könnt Ihr doch zu den einzelnen Matches 1 bis 2 Bilder unter die Matchberichte setzen. Das wäre besonders für die jungen Leser gut die damals noch „heiße Luft im Schaufenster waren“. Ich bin schon Ü30 und zähle mich also nicht dazu. Keine Angst…
@Bin ich schon drin?
Vielen Dank, jetzt werde ich richtig rot. 🙂 Ich sage Jens mal bescheid. 😉 Was Zack und vor allem JME hier leisten, ist aber kaum in Worte zu fassen…
Wegen Fotos von den Kämpfen: Da muss man mal schauen, ob das geht. Sonst schau Dir die Show einfach an. 😉
PS: Liebeserklärungen von Damen waren selten ein Problem, beim Rest bin ich einfach nicht progressiv genug… 🙂
Seeeeehr gute Review, alle Achtung. Auch die netten Shoots gegen Hogan und dergleichen !!