Wrestling-Informer.de: Alex, lass uns ganz von vorne Anfangen: als Sohn von Steve Wright kann man sich natürlich einfach einen Reim darauf machen, wie du es in die Welt des Wrestling geschafft hast. Jedoch stellt man sich bei vielen der 2nd oder auch 3rd Generation Wrestlern die Frage: wer hat denn nun den Ball ins Rollen gebracht? Es war auch dein Vater, der dich trainierte, aber von wem kam der „Vorschlag“, dass du auch in den Ring steigst?
Alex Wright: Es war schon immer mein sehnlichster Wunsch in die Fußstapfen von meinem Vater zu steigen. Ich wollte schon immer Pro Wrestler werden. Es war definitiv mein Wunsch. Dies lag wahrscheinlich daran, dass ich seit ich ein Baby war, bei den Kämpfen von meinem Vater zu gesehen habe.
Wrestling-Informer.de: Wenn man auf der Straße eine Umfrage machen würde, was einem bei den Worten „Deutsches Wrestling“ in den Sinn kommt, würde bestimmt eine klare Mehrheit deinen Namen nennen, nur um diesen gleich darauf mit World Championship Wrestling zu assoziieren, wobei Straßenumfragen zum Thema Wrestling eine ganz andere Sache ist: Wie hast du damals zur WCW gefunden und, vor allem, was waren deine Erwartungen oder Gefühle zum Start ins Gewerbe von Ted Turner?
Alex Wright: Als ich zu Gast bei einer sehr bekannten, deutschen Talkshow „Schreinemaker’s Live“ war, bekam ich die Chance den Public Relations Manager der WCW kennenzulernen. Die WCW war zu dieser Zeit gerade auf Deutschlandtour. Dieser besagte PR-Manager hat mich damals zu einer Veranstaltung in München eingeladen.
Mein Vater sagte, ich solle auf jeden Fall mein Wrestlingzeug mitnehmen, da man nie weiss was passiert. So war es dann auch. Die WCW hatte ein paar verletzungsbedingte Ausfälle unter den Wrestlern und so bekam ich in München mein WCW-Try Out. Nach meinem Match kam Ric Flair zu mir und fragte, ob ich die restliche Tour für die WCW wrestlen möchte, was ich natürlich tat. Als die Tour zu Ende war, waren Ric Flair und Eric Bishoff so begeistert von mir, dass sie mir einen Vertrag angeboten haben. Ich mußte mich innerhalb einer Wochen entscheiden. Und wie jeder weiss, bin ich dann mit 18 Jahren alleine in die USA. In diesem Alter hat man noch nicht so viele Erwartungen, man möchte einfach nur Erfahrungen machen. Natürlich war ich sehr aufgeregt, als ich damals in Atlanta aus dem Flieger gestiegen bin. Da ich ein „Second Generation“ Wrestler war, glaube ich, dass ich auf diese Herausforderung gut vorbereitet war. Es war in der WCW eine sehr aufregende und schnelllebige Zeit.
Wrestling-Informer.de: Vom Wrestling leicht wegkommend: die WCW war zwar nicht nur für ihre revolutionären und teilweise kontroversen Storylines und Geschehnisse vor der Kamera bekannt – auch der Backstage Bereich von World Championship Wrestling hat schon seinen ganz eigenen Ruf erlangt. Als langjähriges Mitglied, wie hast du die Stimmung hinter den Kameras empfunden? Hattest du jemals „größere“ Problem und wen konntest du zu deinem engeren Bekanntenkreis zählen?
Alex Wright: Ich hatte und habe immernoch sehr viele Freunde unter meinen Kollegen.
Die Backstage-Stimmung der WCW in der Anfangszeit war sehr gut. Es waren nur 25 Wrestler unter Vertrag.
Nur die letzten 1 1/2 Jahre war der Backstage-Bereich der WCW wirklich nicht auszuhalten. In dieser Zeit waren ca. 250 Wrestler unter Vertrag und unter diesen 250 Wrestlern waren einfach zu viele Egos. Das wrestlerische Können spielte in dieser Zeit keine große Rolle mehr, eher schon mit welchem Booker man befreundet war. Dies war auch der Grund warum ich von diesem Sport eine zeitlang Abstand nehmen wollte.
Wrestling-Informer.de: Während deiner Zeit in den USA hattest du allen voran zwei Gimmicks, für die du weltweit bekannt bist: einmal der kontroverse, düstere „Berlyn“ Charakter, andererseits natürlich „Das Wunderkind“, bei dem du außerdem deine Tanzkünste beweisen konntest. 😉 Wie siehst du den unterschiedlichen Kontrast beider Gimmicks, außerdem: welches beider hat dir mehr Spaß bereitet?
Alex Wright: Die Berlyn Gimmick hatte sehr viel Potenzial. Allgemein gefällt es mir besser unfair zu sein, es macht einfach mehr Spaß Regeln zu brechen als immer nur fair zu sein.
Die „Wunderkind“ Gimmick war für die Anfangszeit ganz ok, da ich noch sehr jung war. Als ich äÄlter wurde wollte ich mehr Ernst in die Sache bringen, leider wurde ich vom WCW Management weitestgehend zurückgehalten.
Als ich dann endlich die Chance, mit der Berlyn Gimmick bekam, wurde wegen internen Machtkämpfen auf der Chef-Etage meine Gimmick wieder fallen gelassen.
Wrestling-Informer.de: Im Jahre 2001 war dann der Zeitpunkt gekommen, an dem nicht nur deine Karriere ihr vorläufiges Ende nahm, sondern auch World Championship Wrestling Bankrott ging. Was glaubst du waren die Gründe für den Untergang der WCW?
Alex Wright: Das ist schnell auf den Punkt gebracht. Zu viele Häuptlinge. Zu stark ausgeprägte Vetternwirtschaft. Schlechte Storylines und Vince Russo.
Wrestling-Informer.de: Anders als bei Wrestlern wie Diamond Dallas Page (?), Booker T oder Lance Storm lief dein Vertrag über AOL/Time Warner und nicht über die WCW selbst, sodass beim Kauf der WCW die WWE lediglich die Verträge dieser Wrestler übernahm und Wrestler wie du, Goldberg, Ric Flair, Sting oder Kevin Nash den AOL/Time Warner Vertrag noch auszusetzen hatten. Angenommen dem wäre nicht so gewesen und die WWE hätte tatsächlich die Möglichkeit gehabt dich zu verpflichten – hättest du den Vertrag akzeptiert? Denn wie ich bereits erwähnte war es im selben Jahr in dem deine Karriere ein Ende fand. Inwiefern war deine Entscheidung vom Ende der WCW beeinflusst?
Alex Wright: DDP stand auch direkt unter Vertrag bei Time Warner. Es waren ca. 8-10 Wrestler die direkt bei Time Warner unter Vertrag standen.
Das WCW – Ende hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun gehabt, dass ich mit dem Wrestling vorübergehend aufhöre. Ich wurde von der WWE danach noch zweimal kontaktiert, ganz abgesehen von den anderen Promotions.
Ich war damals einfach ausgebrannt und mußte eine Auszeit nehmen. Wenn ich weiter gemacht hätte, wäre es sicher nicht gut für mich (gesundheitlich), für die WWE (Leistung) oder für die Fans (schlechte Matches) gewesen. Ich hätte einfach nicht die Leistung bringen können, die ich von mir jedes Mal erwarte.
Wrestling-Informer.de: Im Mai 2003 war dein bis dato allerletztes Wrestling Match gegen Chris „The Bambikiller“ Raaber. Was hatte dich dazu bewegt nach zwei Jahren noch einmal in den Ring zu steigen, immerhin warst du bis dahin dann ja mehr oder weniger zurückgetreten?
Alex Wright: Eigentlich bin ich offiziell nie zurückgetreten. Mir wurde damals gesagt, das Chris ein sehr gutes Talent sein soll und ich wollte einfach mit ihm wrestlen. Das Wrestling hat mich auch während meiner Auszeit immer sehr interessiert. Das Problem war eigentlich nur die Backstage Politik. Bei kleinen Indy-Promotions ist die Backstage Politik lange nicht so stark ausgeprägt.
Wrestling-Informer.de: Nun im Jahre 2007 hast du dich dazu entschlossen deine eigene Wrestlingschule „The Wright Stuff“ in Nürnberg zu eröffnen. Nach dem Match gegen den Bambikiller dachten viele Fans bereits, dass dies nun das endgültig letzte ist, das man jemals noch von Alex Wright sieht. Erst kam die Meldung, dass du deine eigene Schule aufmachst, dann der Auftritt bei GWP’s „Sign Of A Champion“ im Mai. Nach deiner Zeit als Fitnesstrainer bei „McFit“ in Nürnberg, wie kam doch noch der Entschluss ins Wrestling zurückzukehren?
Alex Wright: Wie schon oft in anderen Interviews gesagt, Wrestling liegt mir im Blut. Ich wollte schon immer eine Wrestlingschule in Deutschland eröffnen. Den Sport fördern und populärer machen. Mir macht es sehr viel Spaß mit neuen Talenten zu trainieren und zu arbeiten. Ich bin sehr froh, dass ich mir diesen Traum erfüllen konnte.
Wrestling-Informer.de: Bei der bereits angesprochenen Veranstaltung „Sign Of A Champion“ kam es auch zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen dir und Absolute Andy. Die Gerüchteküche bzgl. einem eventuellen Aufeinandertreffen zwischen euch kocht bereits. Kann man sich auf etwas derartiges freuen?
Alex Wright: Tja, falls ich auf Andy treffe, wird er sich sicherlich nicht freuen können. *g* Gleichzeitig dazu wollen natürlich einige Fans auch noch wissen, ob es beim Trainer-Dasein bleibt oder ob ein weiteres Match nicht völlig außer Frage steht: was müsste einem Promoter die größere Sorge sein… das Geld oder die Überzeugungskraft? 😉
Es kann durchaus sein, dass ich wieder wrestlen werde. Momentan möchte ich mich aber voll und ganz auf meine „The Wright Stuff“ Pro Wrestling School konzetrieren. Natürlich muß das Angebot stimmen, aber das Wichtigste ist die Professionalität.
Wrestling-Informer.de: Pflegst du noch Kontakte ins „Business“, wie zu alten Freunden aus der WCW oder anderen Wrestlern?
Alex Wright: Ja, ich pflege noch Kontakt zu meinen Freunden.
Wrestling-Informer.de: Neben dem Kontakt, wie stehst du selbst als Fan dem Wrestling Business gegenüber? Verfolgst du das aktuelle Geschehen im Wrestling und wenn ja, welche Ligen? Welche Ligen gehören außerdem zu deinen Lieblingen?
Alex Wright: Ich verfolge das Wrestling im Free-TV. Zurzeit gefällt mir weder das Produkt der WWE noch das Produkt der TNA. Deswegen schaue ich mir diese Ligen zur Zeit sehr unregelmäßig an. Natürlich verfolge ich auch die deutsche Indy Szene, wie z.B. GSW, GWP, EWP usw. Ich finde die japanische Liga Dragon Gate sehr interessant.
Wrestling-Informer.de: In den letzten paar Jahren hat das Wrestling eine bemerkenswerte Wandlung gemacht. Vom Ende der WCW und ECW über die Brand Extension bis zu neuen Konkurrenten und dem raschen Wachsen des Independent Wrestling bis man nun im Jahr 2007 an einem ungewissen Punkt angekommen ist. Auf der einen Seite hat man zwar mehr Prominenz von außerhalb in den Ringen, beinahe sämtliche Promotions bemühen sich mit vielen Touren und Fernsehverträgen um eine weltweite Zuschauermasse und seit erst wenigen Monaten gibt es nun drei Promotions, die regelmäßig Pay Per Views veranstalten, was zuletzt vor 6 Jahren der Fall war. Andererseits macht sich – vor allem in den Mainstream Ligen – bemerkbar, dass das Produkt auf immer weniger Freunde trifft und erst vor Wochen haben so manche Ratings bedenkliche Minusrekorde gebrochen. Wie siehst du die Zukunft des Wrestling und in welche Richtung dieses gehen wird?
Alex Wright: Ich glaube, dass die WWE immer weiter Ratings verlieren wird, solange sie das Produkt nicht ändert. Es sind zu wenige einzigartige Gimmicks. Wrestling müßte meiner Meinung nach wieder mehr in den Vordergrund stehen. Ich glaube, das ROH und TNA sehr bald eine ernstzunehmende Konkurrenz für die WWE sein werden.
Wrestling-Informer.de: Eine weitere ähnliche Frage, die sich nun auf das Europäische, bzw. ganz speziell das Deutsche Wrestling bezieht, denn dieses erlebt nun seit geraumer Zeit einen Boom wie noch nie zuvor. Mit Events wie „Sign Of A Champion“, German Stampede Wrestlings „International Impact“ und der anstehenden „European Vacation 2“ Tour der PWG holt man sich nicht nur monatlich international bekannte Gäste aus TNA, Japan oder ROH zu Gast, sondern man sorgt auch für Schlagzeilen und Aufmerksamkeit und zwar nicht nur auf nationaler Ebene. Wie erklärst du dir diese recht einzigartige Entwicklung und wie ist deine Meinung zur steigenden Popularität, nicht nur des Wrestling in Deutschland, sondern auch dem Deutschen und Europäischen Wrestling im internationalen Markt?
Alex Wright: Natürlich finde ich das zunehmende Interesse am Wrestling super. Ich war schon immer der Meinung, das es sehr viele Wrestling-Fans in Deutschland gibt. Ich hoffe, das dieser Berg-Auf Trend auch so weiter geht. Deswegen ist es wichtig, das es deutsche Veranstalter wie z.B. die GSW gibt, die regelmäßig veranstalten. Allerdings bin ich der Meinung, dass man nicht so viele USA Stars holen sollte. Es gibt genug gute europäische Wrestler.
Bitte erzähle uns doch abschließend noch etwas über folgende Begriffe / Namen /…:
TNA: erinnert mich ein bißchen an die WCW
Independent Wrestling: sehr wichtig
Japan: ich liebe diesen Wrestlingstil
Glen „Disco Inferno“ Gilbernetti: alter Freund und ehem. Tag Team Partner
Buff Bagwell: Diva
„The Wright Stuff“: ein perönlicher Traum
Tom Gerhardt: Entertainment pur
Wrestling-Informer.de: neuer Partner und aufstrebende Wrestling-Internetseite
Wrestling-Informer.de: Möchtest du zum Abschluss noch ein letztes Wort an deine Fans richten? Falls ja hast du nun die Gelegenheit dazu.
Alex Wright: Ich möchte mich bei allen meinen Fans für die jahrelange Loyalität recht herzlich bedanken.
Wrestling-Informer.de: Alex – Wir danken dir für dieses Interview und wünschen sowohl dir – Einem starken Partner auf sätlichen Ebenen -, als auch der Wrestling School, viel Glück für die Zukunft.
Alex Wright: Ich bedanke mich auch für diese Interview und wünsche Euch auch viel Erfolg.