W-I Special: Der Einzug in die Hall of Fame bedeutet das Karriereende? Neun Wrestler, die zurückkamen und noch einmal eine Championship gewannen

12.03.23, von Benjamin "Cruncher" Jung

Die Hall of Fame, ein elitärer Kreis, bestehend aus den Personen, die der WWE sowie den Vorgängerpromotionen besonders große Dienste erwiesen haben. Seit 1993 wurden große Persönlichkeiten, wie André the Giant, Ric Flair und Hulk Hogan geehrt, indem sie zu einem von mittlerweile 234 Hall of Famern ernannt wurden. Eigentlich bedeutet der Einzug in die Hall of Fame das Karriereende des jeweiligen Wrestlers. Wie wir aber alle wissen, ist das nicht immer in Stein gemeißelt. So kamen einige Hall of Famer für einzelne Matches, längere Runs oder sogar Vollzeit wieder zurück. Doch nicht nur das, einige von ihnen konnten sogar noch einen oder mehrere Titel gewinnen. Das jüngste Beispiel hierfür ist Lita. Sie kam vor einigen Wochen zurück zu „Monday Night RAW“ und gewann am 27. Februar 2023 zusammen mit Becky Lynch die WWE Women’s Tag Team Championship. Dabei ist sie aber nicht die Einzige, der dieses Kunststück gelang. Folgt mir also auf eine kleine Zeitreise, auf der wir ein paar Legenden betrachten, die nach ihrem Karriereende ihre Erfahrung nutzen konnten, um sich ein (vorerst) letztes Mal begehrtes Gold um die Hüfte zu schnallen.

The Fabulous Moolah (1999; Hall of Fame 1995)

Kaum eine Frau hat so sehr Einfluss auf die Geschichte des Frauen-Wrestlings in den USA genommen, wie The Fabulous Moolah. Sie begann ihre Karriere bereits in den späten 40er-Jahren und arbeitete ab 1955 für Vince McMahon Sr., dem Vater des aktuellen Besitzers der WWE. In den kommenden Jahrzehnten gewann sie mehrfach die NWA Women’s Championship sowie die WWF Women’s Championship. Im stolzen Alter von 65 Jahren beendete sie im Jahr 1988 ihre aktive Karriere, verschwand aber nicht vollständig aus der Welt des Wrestlings. Lillian Ellison, so ihr bürgerlicher Name, tauchte in den frühen 1990er-Jahren weiterhin in den Shows der WWF auf. 1995 war es dann schließlich so weit. Im dritten Jahrgang der Hall of Fame wurde The Fabulous Moolah als erste Frau in die Hall of Fame aufgenommen, doch auch dann war ihre Karriere nicht vorbei. Im September 1999 musste sie zunächst einen Schlag mit einer Gitarre von Jeff Jarrett einstecken. Nur wenige Wochen später bekam sie eine Titelchance gegen Ivory bei „No Mercy“ am 17. Oktober 1999. Sie gewann und wurde zum damalig ältesten Champion in der Geschichte der WWF/WWE. Acht Tage später verlor sie zwar ihren Titel wieder, aber das reichte aus, um ein weiteres Mal Geschichte zu schreiben. 2007 verstarb Ellison im Alter von 84 Jahren.

Pat Patterson (2000; Hall of Fame 1996)

Der Bann war gebrochen und es dauert nur ein Jahr, bis der nächste Hall of Famer einen Titel gewann. Pat Patterson begann seine Wrestling-Karriere im Jahr 1958 und es dauerte etwas über zwei Jahrzehnte, bis er 1979 zur World Wrestling Federation kam. Er brauchte lediglich wenige Monate, um seine erste Championship in der Company zu gewinnen. Pattersons Einfluss reicht aber noch bis in das Jahr 2023. 1979 wurde nämlich ein zweiter Titel für die Midcard der WWF eingeführt, die Intercontinental Championship und der erste Champion war niemand anderes als Pat Patterson. Dazu gilt er als Erfinder des Royal Rumbles, welches bis heute das zweitgrößte Event in der WWE ist. Es war also folgerichtig, dass er 1996 in die Hall of Fame aufgenommen wurde. In den folgenden Jahren blieb er der Company in verschiedenen Rollen vor und hinter der Kamera erhalten. Am 19. Juni 2000 verhalf er Gerald Brisco die Hardcore Championship zu gewinnen, nur um sie ihm am selben Abend wieder abzunehmen. Somit war er der zweite Hall of Famer, der noch nach seinem Karriereende einen Titel gewinnen konnte. Leider weilt auch Pat Patterson nicht mehr unter uns. Er verstarb 2020 im Alter von 79 Jahren.

Roddy Piper (2006; Hall of Fame 2005)

In den vergangenen Jahren verbindet man den Spitznamen „Rowdy“ eher mit Ronda Rousey. Wie die meisten eingefleischten Wrestling-Fans aber mit Sicherheit wissen, gehört dieser Spitzname eigentlich zum „talentiertesten Entertainer in der Geschichte des Wrestlings“, wie in Ric Flair einst bezeichnete. Roderick George Toombs, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, begann seine Karriere in den späten 1960er-Jahren. Bereits 1979 kam er in einigen Matches der WWF vor, bis er schließlich im Jahr 1984 einen Vertrag bekam, der ihn Vollzeit in der Company auftreten ließ. 1985 bei der ersten WrestleMania stand Piper nicht nur auf der Matchcard, sondern sogar im Main Event. Dieses Match verlor er aber zusammen mit Paul Orndorff gegen Hulk Hogan & Mr. T. Dies sollte jedoch bei Weitem nicht sein letzter Auftritt auf der global größten Wrestling-Bühne sein. Für viele Jahre war er in der WWF nicht wegzudenken. In den 1990er-Jahren tauchte er regelmäßig bei der WWF und später bei WCW auf. Seine lange und ereignisreiche Karriere sorgte dafür, dass er im Jahr 2005 in die Hall of Fame aufgenommen. Anscheinend verstand er aber nicht, was „Karriereende“ bedeutet, denn nur ein Jahr später wurde er zusammen mit Ric Flair WWE World Tag Team Champion. Sein letzter Championship-Run dauerte nur acht Tage. Bis 2011 trat er noch mit seiner legendären Show „Piper’s Pit“ in den Weeklys der WWE auf. Leider verstarb er 2015 im jungen Alter von 61 Jahren.

Bret Hart (2010; Hall of Fame 2006)

Bret „The Hitman“ Hart ist ohne jede Frage einer der größten Legenden, die einen Wrestling-Ring jemals betreten haben. In den 1990er-Jahren gab es kaum jemanden, der seinen Sport derart dominiert hat wie der Kanadier. Über seine Erfolge und Misserfolge könnte man unendlich viele Seiten füllen, aber seine Karriere soll hier in wenigen Sätzen zusammengefasst werden. Diese begann er bereits 1976 bei Stampede Wrestling. 1984 kam er zur WWF und war Teil eines der bekanntesten Stables der Wrestling-Geschichte. Die Hart Foundation machte seine Mitglieder unsterblich. Zu dieser Zeit begann Bret Hart seine Sonnenbrille anzuziehen, die ihn über weite Teile seine Karriere begleitete. Ab dem Jahr 1991 trat er als Singles-Wrestler auf, was schnell mit Erfolg gekrönt wurde. Er gewann die Intercontinental Championship und war schon bald mehrfacher World Champion. Seine Zeit in der WWF fand 1997 mit einem der schockierendsten Momente der Wrestling-Geschichte ihr Ende. Ein Jahr zuvor unterschrieb er noch einen Vertrag, der ihn für zwanzig Jahre an die Company binden sollte, aber die WWF hatte finanzielle Probleme und man einigte sich darauf, die Zusammenarbeit zu beenden. Hart sollte sein letztes Match gegen seinen langjährigen Rivalen, Shawn Michaels, beenden. Der Plan sah vor, dass er das Match in seinem Heimatland gewann und die damit verbundene World Championship später bei „RAW is War“ wieder abgeben sollte. Dann kam aber der Montral Screwjob dazwischen und Shawn Michaels gewann das Match, ohne Absprache mit seinem Gegner. Das Verhältnis war zerrüttet und Hart konnte bei WCW nicht an seine vorherigen Erfolge anknüpfen, woraufhin er seine Karriere beendete. Wahrscheinlich wurden die Wogen zwischen ihm und der WWF/WWE nie vollständig geglättet, aber in den 2000er-Jahren trat er wieder in den Shows und Videospielen auf. Dazu wurde er 2006 in die Hall of Fame der WWE aufgenommen. 2010 stand er an der Seite der jüngsten Generation der Hart Dynasty. Er verhalf David Hart Smith und Tyson Kidd die WWE Tag Team Championship von ShoMiz (Big Show & The Miz) zu gewinnen. Die Fehde mit The Miz ging aber noch weiter. Dieser war einige Monate später United States Champion und musste einem Mitglied der Hart Dynasty ein Titelmatch gewähren. Er wählte Bret Hart und dieser gewann das Match, wenn auch nicht clean. Im zarten Alter von 53 gewann er also zum letzten Mal eine Championship. Dass Bret Hart seinem alten Arbeitgeber noch immer nicht verzeihen konnte, wurde deutlich, als er 2019 bei „AEW Double or Nothing“ überraschenderweise die AEW World Championship enthüllte. Gott sei Dank lebt diese Legende noch, die stets sehr viel mehr war, als nur Opfer des Montreal Screwjobs.

Pat Patterson (2019; Hall of Fame 1996)

Ein Blitz schlägt niemals zweimal an derselben Stellen ein? Dann habt ihr die Rechnung nicht Pat Patterson gemacht! Im Jahr 2019 wurde die 24/7 Championship eingeführt, die, zugegeben, keine besonders rühmliche Geschichte hinter sich hat. Dennoch hatte sie zwei Vorteile: Einerseits war sie so unbedeutend, dass sie wirklich jeder halten konnte und andererseits konnte sie jederzeit, ohne offizielles Match, wechseln. Bei „RAW Reunion“, eine Spezialausgabe von „Monday Night RAW“, am 22. Juli 2019 kamen einige Legenden zurück, die auch besagten Titel gewinnen konnten. Der erste von ihnen war Pat Patterson, der somit bis heute der einzige Hall of Famer ist, der zwei Titel nach seinem Einzug in die Hall of Fame gewinnen konnte.

Gerald Brisco (2019; Hall of Fame 2008)

Der nächste Hall of Famer, der am besagten Abend besagten Titel gewinnen konnte, war Gerald Brisco, aber wer war er überhaupt? In den späten 1960-Jahren begann er zusammen mit seinem älteren Bruder, Jack Brisco, eine Tag Team-Karriere, die kaum hätte erfolgreicher sein können. Über zwei Jahrzehnte dominierten die beiden die Tag Team Divisions einiger Indie-Promotions. 1984 kamen sie zur WWF, aber konnten keine Championships gewinnen, sodass sie ohne Gold im Jahr 1985 ihre Karriere beendeten. Seine Zeit bei der WWF/WWE ging aber noch weiter. Bis zum Jahr 2020 arbeitete er in verschiedenen Rollen und gewann zwischenzeitlich noch die Hardcore Championship. Sein großer Verdienst führte zu seiner Aufnahme in die Hall of Fame im Jahr 2008 und wie bereits geschrieben, wurde er 2019 für kurze Zeit 24/7 Champion.

Alundra Blayze (2019; Hall of Fame 2015)

Alundra Blayze, einigen besser bekannt als Madusa, machte sich erstmals in den 1980-Jahren bei AWA einen Namen. Nachdem sie einige Jahre durch Japan getourt hatte, kam sie 1991 zu WCW. Diese Zeit war aber noch nicht so erfolgreich wie ihre zweite Zeit dort. Sie wechselte 1993 zur WWF und gewann dort mehrere World Championships. Dann aber kam der Moment, der sie unsterblich machte. Bei ihrer Rückkehr zu WCW nahm sie die WWF Championship mit und warf diese in eine Mülltonne. Dort konnte sie zwar „nur“ die WCW Cruiserweight Championship gewinnen, aber diese eine Aktion machte sie zur Legende. Im Jahr 2015 wurde bekannt gegeben, dass Blayze in die Hall of Fame aufgenommen wird. Seitdem hat sie einige Auftritte auf dem WWE Network und hatte einige Momente bei RAW und NXT. Sie gewann ebenfalls die 24/7 Championship bei „RAW Reunion“.

Ted DiBiase (2019; Hall of Fame 2010)

HAHAHAHAHA. Kaum ein Lachen ist in der Welt des Wrestlings bekannter als das des Million Dollar Mans. Ted DiBiase hatte eine lange Karriere, die in den 1970er-Jahren bei WWWF begann und über Umwege bei NWA und All Japan Pro Wrestling zur WWF im Jahr 1987 führte. Kurze Zeit später war das Gimmick des Million Dollar Mans geboren. Es folgte mehrere Titelgewinne sowie die Einführung seiner eigenen Championship. Diese Ehre wird nicht vielen Superstars zuteil. Das ikonische Design des Belts und die strahlende Persönlichkeit DiBiases sorgten dafür, dass die Championship im Jahr 2010 für seinen Sohn, Ted DiBiase Jr., wiederbelebt wurde. Nach einigen Monaten bei „Monday Night RAW“ wurde der Titel wieder eingestampft und 2021 für NXT erneut eingeführt. Man kann also sagen, dass DiBiase Einfluss auf mehrere Generationen hatte, weshalb er 2010 in die Hall of Fame aufgenommen wurde. Selbstverständlich hat der vermögendste Mann des Wrestlings seinen späteren Titel nicht in einem Match gewonnen, sondern kaufte die 24/7 Championship von Alundra Blayze. Die Regentschaft hielt nur kurz und der Titelgewinn war etwas ungewohnt, aber dadurch kann er behaupten, dass er als Hall of Famer einen Titel halten konnte.

Goldberg (2020; Hall of Fame 2018)

Der einzige Mann, der als Hall of Famer eine World Championship gewinnen konnte, BILL GOLDBERG! Er begann seine Karriere in den 1990er-Jahren als früherer Footballer und erlangte schnell großen Ruhm. 173-0 war eine deutliche Sprache und beförderte Goldberg rasant in den Main Event von WCW. Ein Jahr nach seinem Debüt wurde er auch World Champion, bis er etwa ein halbes Jahr später den Titel an Kevin Nash verlor, welcher die Siegesserie beendete. 173 Siege in 15 Monaten? Ungefähr drei Siege pro Woche und das ein Jahr lang? Ob diese Zahl korrekt ist, darf angezweifelt werden, aber in den folgenden Jahren konnte er seine Klasse mit mehreren World Championships unter Beweis stellen. Seine Karriere war erfolgreich, aber kurz. 2004 hörte er auf und es dauerte 12 Jahre, bis er zurückkam. 2017 besiegte er Kevin Owens bei „WWE Fastlane“ und konnte sich ein weiteres Mal das begehrte Gold um die Hüfte schnallen. Aber Moment, 2017? Hier steht doch Hall of Fame 2018. So war es auch. Er verlor den Titel kurze Zeit später und wurde erst im Folgejahr in die Hall of Fame aufgenommen. Goldberg wurde weiterhin für mehrere Pay Per Views gebucht und konnte The Fiend 2020 seine zwei legendären Worte ins Gesicht sagen, „You’re Next!“. Er sollte recht behalten und gewann bei „WWE Super Showdown“ erneut die WWE Universal Championship. Somit wurde er zum ersten Hall of Famer, der den begehrtesten Titel der Company gewinnen konnte. Auch im Jahr 2022 trat er noch auf, verlor aber gegen Roman Reigns. Ob damit Bill Goldbergs Karriere endgültig beendet ist, darf angezweifelt werden. Eines Tages wird schon jemand erneut gesagt bekommen, „You’re Next!“.

Lita (2023; Hall of Fame 2014)

Kommen wir zu der Frau, die der Grund für dieses Special ist. Es begann mit einer Frau, die das Frauen-Wrestling revolutionierte und es wird auch mit einer enden. Ohne jede Frage genießen wir aktuell viele der talentiertesten Frauen, die jemals einen Ring betreten haben, aber Lita und Trish Stratus haben die 2000er geprägt, wie keine anderen Frauen in dem Business. Mit einem, zur damaligen Zeit, unvergleichlichen In-Ring-Stil gewann sie nicht nur mehrere Women’s Titles, sondern auch die Herzen der Fans. Bis heute genießt kaum eine Frau eine solche Beliebtheit. Als ein Vorbild für viele junge Frauen, die selbst in diesem Geschäft Fuß fassen wollten, wurde sie im Jahr 2014 in die Hall of Fame aufgenommen. Eine dieser Frauen war niemals anderes als „The Man“ Becky Lynch. Nach Litas Karriereende hatte sie zwar noch einige Auftritte, aber 2022 wollte sie noch ein Mal das große Gold der WWE gewinnen und das gegen ebenjene Becky Lynch. Der Erfolg war ihr nicht vergönnt, aber es sollte auch nicht ihr letztes Match gewesen sein. Vor wenigen Wochen kam sie ein weiteres Mal zurück und gewann zusammen mit ihrer früheren Rivalin, Becky Lynch, die WWE Women’s Tag Team Championship. Das war ihr erster Titelgewinn seit 2006. Auf der Road to WrestleMania wurde mittlerweile ihr Match auf der größten Bühne dieses Sports bestätigt. Wie könnte es anders sein, wird sie zusammen mit Becky Lynch und Trish Stratus gegen Damage CTRL (Bayley, Dakota Kai & Iyo Sky) antreten. Möglicherweise ein Abschluss für eine atemberaubende Karriere.

Lita wird wohl nicht die letzte Person gewesen sein, die als Mitglied der Hall of Fame einen Titel in der WWE gewinnt. Einige aktuelle Hall of Famer sind auch schließlich noch regelmäßiger Teil der Shows, wie Edge. Dieser elitäre Kreis wird sich in den nächsten Jahren wohl noch erweitern, aber mit wem? Schreibt gern in die Kommentare, welchen Hall of Famer ihr als zukünftigen Champion vermuten würdet.




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