*wXw „16 Carat Gold“ Special*- Stephanie Maze im großen Wrestling-Infos.de Exklusivinterview! – „Von jedem Gegner, gegen den man kämpft, kann man auch was lernen.“ (inklusive Audio & Video!)

27.02.22, von Benjamin "Cruncher" Jung

© wXw/Janice Mersiovsky

Im nächsten Teil unserer „wXw 16 Carat Gold“-Interviewserie haben wir uns mit der aufstrebenden Wrestlerin Stephanie Maze zusammengesetzt. Sie hat uns Fragen zu ihrem Start ins Wrestling Business beantwortet, wie es war in England zu trainieren und zu debütieren und wie sie zu wXw kam. Außerdem verrät sie uns, welche Pläne sie für die Zukunft hat. Schaut, hört oder lest rein!

Deutsch

Katha (Wrestling-Infos.de): Hallo liebe Wrestlingfans, ich bin Katha von Wrestling-Infos.de und bei mir ist heute die Wrestlerin Stefanie Maze.
Hallo!

Stephanie Maze: Hallo, danke für die Einladung.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wie geht es dir? Wie war 2022 bisher für dich?

Stephanie Maze: Mir geht es gut. Bisher was Wrestling angeht noch recht unereignisreich. Ich war jetzt am Anfang des Jahres nicht so aktiv, aber ich denke, da sind ganz coole Sachen in Aussicht bisher.

Katha (Wrestling-Infos.de): Das Carat-Wochenende steht ja bald an, weswegen wir auch miteinander reden. Ich dachte, wir quatschen querfeldein, vielleicht ein bisschen über deine Anfänge. Du kommst aus dem Bereich MMA. Wie kommt es, dass du von dem Bereich zum Wrestling gewechselt hast? Wie ist das zustande gekommen?

Stephanie Maze: Ja, das ist spannende Geschichte. Also MMA stimmt nicht ganz, ich komm ursprünglich aus dem Kickboxen. Damit habe ich angefangen, das habe ich jahrelang gemacht und da habe ich auch gekämpft. Ich habe aber auch immer wieder ein bisschen zwischendrin Boxen trainiert und Thaiboxen. Das sieht man vielleicht auch, wenn man mich im Ring sieht. Da fließen auch immer Elemente von mit ein. Ja, und wie dieser Wechsel zustande kam, ist eigentlich ganz lustig. Ich weiß es selber nicht genau. Ich glaube, dass ich insgeheim damals mit Kampfsport angefangen habe, weil ich mir Wrestling nicht zugetraut habe. Das war dann quasi meine Alternative, die ich da gefunden habe, weil ich mich einfach nicht getraut habe, zum Wrestling-Training zu gehen. Und dieser Gedanke zum Wrestling-Training zu gehen, hat mich irgendwie nie ganz losgelassen und irgendwann habe ich mir gedacht: „Wenn du es nicht einmal ausprobiert hast, dann wirst du es wahrscheinlich für immer bereuen“. Also bin ich hingegangen und dageblieben.

Katha (Wrestling-Infos.de): Was hat dich denn am Wrestling so abgeschreckt, im Gegensatz zum Kampfsport?

Stephanie Maze: Na ja, also ich habe, wie gesagt, Kickboxen gemacht und das ist „Standup“. das heißt du stehst nur, bewegst dich im Stand, hast deine Kicks und deine Fäuste, was ganz klar auch beängstigend ist. Ich glaube, ich habe auch bestimmt drei Jahre mit mir gerungen, überhaupt zum Training zu gehen. Aber so Elemente wie Würfe und Fallen und Springen und so gibt es da halt nicht. Und ja, ich glaub das hat das ein bisschen ausgemacht für mich, weil ich irgendwas machen wollte und dann war es halt das.

Katha (Wrestling-Infos.de): War das das Schwierigste am Wechsel, jetzt plötzlich diese Elemente mit einfließen lassen zu müssen?

Stephanie Maze: Tatsächlich nicht. Tatsächlich ist mir das eigentlich alles…also dieses richtige Fallenlassen und so, das hatte ich bis dato noch nicht gemacht, weil es eben nur Standup gibt beim Kickboxen. Gibt keine Notwendigkeit. Wenn du liegst, dann aus anderen Gründen. Aber trotzdem ging das eigentlich recht schnell mit dem Fallen lernen und all den Elementen. Aufs dritte Seil gehen und von da springen, das war dann schon wieder eine andere Geschichte. Also das hat mich auf jeden Fall Überwindung gekostet.

Katha (Wrestling-Infos.de): Was sind denn so die Vorteile oder auch die Nachteile daran, wenn man einen MMA-Background, oder bei dir jetzt Kickbox-Background, hat?

Stephanie Maze: Auf jeden Fall einfach dieses Gefühl im Ring zu sein. Ich wusste schon bevor ich Wrestling angefangen habe, wie man sich im Ring bewegt, wie man seine Beine bewegen muss oder hinstellen muss, welche natürlichen Reflexe man hat, wenn jemand anderes anfängt, dich zu attackieren oder halt auch, wie man reagiert, um zu kontern. Also allein dieser ganze Bewegungsablauf im Kampfsport hat mir auf jeden Fall im Wrestling viel geholfen.

Katha (Wrestling-Infos.de): Gab es auch Nachteile?

Stephanie Maze: Ja. Wrestling spielt auch viel mit Emotionen und im Kampfsport wird dir abtrainiert, Emotionen zu zeigen. Also, wenn du im Ring stehst und in der Kampfsituation bist und dir dann was weh tut oder du dann Angst bekommst oder so, dann ist, das in dem Moment zu zeigen, der größte Fehler. Also das darfst du auf keinen Fall machen. Aber beim Wrestling brauchst du das ja teilweise und das zu lernen, dass ich quasi genau das Gegenteil machen muss oder machen sollte, das war ein bisschen schwierig. Aber hat dann ja auch funktioniert.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wie lange hat es gedauert, bis du dein erstes Match hattest?

Stephanie Maze: Hm, ich habe mit Alex [Anm.: Alex Wright] angefangen zu trainieren und nach ungefähr eineinhalb, zwei Jahren bin ich, glaube ich, dann dort in einem Rumble debütiert, bei der NEW.

Katha (Wrestling-Infos.de): Also gar kein Frauen-Match. Hat das vielleicht auch deinen Weg zum Intergender-Wrestling geebnet?

Stephanie Maze: Nee, würde ich nicht sagen. Also klar, das war eine Ausnahme, vor allem bei der NEW war das nicht üblich, dass Frauen im Rumble oder generell in Matches gegen Männer sein dürfen. Allerdings gibt es in Deutschland, jetzt sogar noch ein paar mehr, aber damals vor allem bei uns im Süden, gab es nicht viele Frauen. Deswegen war das wohl die einzige Möglichkeit, mich unterzubringen. Aber danach habe ich dann auch weiterhin einfach normale Frauen-Wrestlingmatches gemacht, ganz lange.

Katha (Wrestling-Infos.de): Ich habe auch gelesen, du warst in England. War das dort dein erstes Frauenmatch oder hattest du vorher noch welche?

Stephanie Maze: Ja, ich hatte in England tatsächlich mein allererstes Singles-Match überhaupt. Also ich hatte diesen Rumble bei der NEW und dann ein paar Wochen später bin ich nach England gefahren, um da richtig zu debütieren, in einem richtigen Kampf.

Katha (Wrestling-Infos.de): Und wie war das so? Wie kam es dazu?

Stephanie Maze: Nervenaufreibend. Wie kam es dazu? Also, ich bin debütiert im September und im August war ich eine Woche bei den Knights bei der WAW und hab da mittrainiert. Die haben da ein Wrestling-Seminar gegeben. Also Soraya Night hat da ein Seminar gegeben. Da bin ich hingefahren und habe mittrainiert. Soraya hat dann gemeint „Hey, uns gefällt, was du machst. Wenn du nochmal kommst, dann setzen wir dich auf jeden Fall ein.“ Und dann haben wir das eben so gemacht. Dann wurde ich eingeflogen, hab bei einer Academy Show mitgemacht, also bei einer kleineren Show, durfte da ein Match machen. Das war ein Multi-Man-Match. Und ein paar Tage später hatten die Knights eine Riesenshow, also eine dreitägige Show war das, glaub ich. Eine diese Shows war eine Frauen-Show. 500 Leute. Das waren TV-Tapings und ich war der Opener. Also meine Nerven lagen wirklich blank.

Katha (Wrestling-Infos.de): Einblick in die Knight Family: Wir sind die so? Sie sehen sehr leidenschaftlich verrückt aus. Trifft es das?

Stephanie Maze: Das trifft es ziemlich gut sogar, also beides. Absolut leidenschaftlich. Leben für den Sport. Für sie gibt es nichts Anderes außer Wrestling. Das ist deren kompletter Lebensinhalt. Und für die gibt es auch…also, wenn du dich mit ihnen gut verstehst und die der Meinung sind, du bist ein guter Mensch und dich kann man buchen und mit dir arbeiten, dann stehen die auch komplett hinter dir und stehen für dich ein. Die sind aber auch absolut verrückt. Also jeder, der den Film „Fighting with my Family“ gesehen hat, der kann nur erahnen, wie verrückt die wirklich sind.

Katha (Wrestling-Infos.de): Ich habe gesehen, du hast dann deinen Namen gewechselt. War das so der der nächste Schritt?

Stephanie Maze: Ja genau. Also für mich war dann irgendwie meine Anfangszeit, nicht beendet, aber irgendwie abgeschlossen. Ich hatte das Gefühl, ich bin dieser Steffi Sky-Figur ein bisschen entwachsen. Also als Steffi Sky war ich einfach froh, wenn ich dabei sein durfte und wenn mich irgendwer gebucht hat oder auch, wenn ich nur Backstage sein und helfen durfte. Mit Stephanie Maze weiß ich, ich gehöre hierher und ich habe mir den Platz hier verdienen und ich bin nicht mehr nur froh, dabei zu sein. Klar bin ich glücklich dabei zu sein, aber das reicht mir nicht mehr.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wer hat dir vor allem bei deinem Karrierestart geholfen, wer hat dich am meisten beeinflusst in dieser Zeit?

Stephanie Maze: Also auf jeden Fall Alex Wright. Das war ja auch seine Schule, bei der ich angefangen habe zu trainieren, beziehungsweise seine Liga, bei der ich noch davor im Team war. Und als Trainer ganz stark Hektor Invictus. Der hat mir so gut wie alles, was ich im Ring jetzt mache, beigebracht und hat mir am Anfang alle Basics beigebracht, hat mich ganz viel begleitet und unterstützt in meiner Karriere.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du bist extrem viel rumgekommen. Das liest man eigentlich am Anfang in so einer Westling-Biographie selten. Wie kam es dazu, dass du schon bei so vielen unterschiedlichen Promotions warst?

Stephanie Maze: Mhm ja, verschiedene Sachen. Manchmal ist das wie so ein Schneeball, der ins Rollen gerät. Am Anfang hat mich zum Beispiel Demolition Davies mit zur P.O.W genommen. Da durfte ich in seiner Pre-Show kämpfen und da haben mich dann andere Wrestler gesehen und gesagt „Ok, uns gefällt, was sie macht“. Die habe mich dann bei ihren Promotions gebucht oder empfohlen. Ich habe mich aber auch viel beworben und angeschrieben und gefragt: „Hey könnt ihr euch vorstellen, mit mir zu arbeiten?“ und versucht irgendwie Kontakte zu knüpfen. Das Networken hilft da auch viel.

Katha (Wrestling-Infos.de): Bist du so auch zur wXw gekommen?

Stephanie Maze: Nicht direkt. Ich habe Backstage immer wieder Wrestler von der wXw getroffen, bei anderen Shows. Zum Beispiel Lucky Kid und Pete Bouncer waren da Recht ausschlaggebend. Lucky jetzt Metehan, nein, jetzt nicht mehr Metehan. Also erst Lucky Kid dann Metehan und jetzt NXT UK Superstar, natürlich. Die sind immer wieder auf mich zugekommen und haben gemeint: „Hey Stephi, du wärst was für die wXw. Probier’s doch einfach mal. Versuch irgendwie Kontakt aufzunehmen.“. Aber ich habe mir das noch gar nicht zugetraut, weil ich ja, jetzt eigentlich immer noch so ein bisschen, am Anfang meiner Karriere bin. Ich bin jetzt gut drei Jahre dabei. Das ist auch nicht sehr lang. Die beiden haben aber immer wieder gesagt: „Jetzt probier es einfach mal. Probier einfach mal, mehr kann nicht passieren“. Dann habe ich irgendwann das Office angeschrieben und durfte zu einem Try Out und dann noch am selben Tag bei einer Academy Show auftreten. Dann durfte ich noch zu anderen Academy Shows wiederkommen und bin bei Carat 2020 im Main Roster debütiert.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wie war das gleich bei dem größten Event des Jahres zu debütieren?

Stephanie Maze: Ähnlich nervenaufreibend wie das Debüt. Eigentlich noch viel schlimmer, tatsächlich, weil ich das auch, ich glaube, ich habe das drei Tage oder so davor erfahren. Das war für mich überraschend. Ich wusste, dass ich bei Carat bin und dass ich bei Inner Circle sein darf und am Sonntag bei der Mittagsshow, aber dass ich am Carat-Sonntag in der Hauptshow um den Frauentitel der wXw, also bei der größten Liga Europas, kämpfen darf, das wusste ich nicht. Ich bin ein Mensch, der ist nicht super sicher, also nicht so selbstbewusst und sehr selbstkritisch. Dann ging natürlich so ein bisschen das Gedankenkarussell los, so: „Hab ich überhaupt schon das Zeug dazu? Ich bin noch nicht lange dabei…“ und habe mir da ein bisschen Druck gemacht. Weil es natürlich auch die größte Wrestling-Veranstaltung Europas ist. Aber es war eine unglaubliche Erfahrung vor so vielen Menschen und in so einer Atmosphäre zu stehen und zu kämpfen. Das war wirklich krass.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du bist ja dann im Prinzip durchgestartet, aber doofer Weise natürlich im Corona-Jahr. Wie war das denn für dich, ohne Fans dazustehen?

Stephanie Maze: Erstmal standen wir ohne gar nichts da, weil erstmal alle Veranstaltungen komplett abgesagt wurden. Da konnten wir nicht einmal in einer leeren Halle kämpfen. Da konnten wir einfach erstmal gar nicht kämpfen. Das war natürlich super schade, weil, wie du es gesagt hast, ich dachte, jetzt ist es richtig angelaufen gerade, und dann kam der Cut. Und dann hat die wXw aber Gott sei Dank ermöglicht, dass wir tapen konnten und, wie du schon gesagt hast, in leeren beziehungsweise fast leeren Hallen kämpfen. Ist komisch. Ich habe keine Tapings mitgemacht, wo gar keine Zuschauer da waren. Bei mir waren, glaube ich, immer dreißig oder so vor Ort. Das hat schon krass geholfen. Also vor einer komplett leeren Halle zu kämpfen, im Wrestling, ist schon sehr merkwürdig. Das fehlt einfach komplett, also die Leute fehlen, die Fans fehlen. Die machen Wrestling einfach aus. Wir machen das für die, die kommen für uns. Wenn die eine Seite fehlt, dann ist es einfach nicht das gleiche.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du und Fast Time Moodo standet euch zuerst als Gegner im Ring gegenüber. Wie kam das, dass ihr dann ein Tag Team gebildet habt?

Stephanie Maze: Fast Time Moodo und ich, wie kennen uns jetzt auch schon eine ganze Zeit lang. Also wXw ist nicht der Ort, an dem wir uns getroffen haben. Fast Time Moodo hat auch in der NEW bei Alex Wright angefangen zu kämpfen und zu trainieren. Als ich dann, also er war natürlich schon lange vor mir dort, dazu gekommen bin, haben wir uns natürlich kennengelernt, sind Freunde geworden, aber nie irgendwie wirklich aufeinandergetroffen. Wir hatten nie Training zusammen und so im Ring eigentlich auch nie. Anfang 2020 hatten wir dann unseren allerersten Kampf gegeneinander. Einfach weil die Promotion Prowrestling Deutschland dachte, könnte cool werden, weil wir machen beide Kampfsport, offensichtlich. Das war wahrscheinlich einer, wenn nicht der Lieblingskampf, den ich bisher hatte. Weil es auch unglaublich emotional war. Ich wusste so „Ok, Moodo ist ein Gegner, da steckt was dahinter. Da muss ich jetzt auch aufs nächste Level gehen, um mithalten zu können“. Und das habe ich mir ganz fest vorgenommen und das habe ich an den Tag auch geschafft. Das Feedback, das wir an den Tag bekommen haben, war auch überwältigend. Dann sind wir auf einmal auch ungefähr gleichzeitig bei der wXw gestartet. Der Gedankengang war ein ähnlicher „Ja, das könnte cool werden. Probieren wir es einfach mal aus.“ Und dann haben wir wieder gegeneinander gekämpft und da haben wir gemerkt „Das stimmt schon“. Also die Chemie stimmt, wir denken ähnlich im Ring, wir verhalten uns ähnlich im Ring, vielleicht probieren wir es lieber mal zusammen als gegeneinander.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wie würdest du denn euer Tag Team beschreiben?

Stephanie Maze: Es macht unglaublich viel Spaß. Also wirklich, es macht einfach richtig viel Spaß mit Moodo zu arbeiten, mit Modoo zu kämpfen. Und es gab mir auch die Möglichkeit, ganz viel dazu zu lernen, weil ich erstens von Moodo lernen konnte, der ja Wrestling und Kampfsport schon viel länger macht als ich und zweitens hat sich dadurch, dass wir ja auch vor allem gegen Männer kämpfen nochmal ein ganz anderer riesiger Pool an Gegnern aufgetan, gegen die ich kämpfen konnte. Von jedem Gegner, gegen den man kämpft, kann man auch was lernen.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du hast es angesprochen, ihr kämpft hauptsächlich gegen männliche Tag Teams. Steht es auch im Raum mal gegen ein weibliches Tag Team anzutreten?

Stephanie Maze: Ich denke, Intergender, das geht in beide Richtungen. Also, ich wüsste jetzt keinen Grund, warum das nicht möglich wäre.

Katha (Wrestling-Infos.de): Was ich mich auch gefragt habe, ihr habt ja keinen richtigen Team Namen, warum habt ihr euch dagegen entschieden?

Stephanie Maze: Vor allem einfach, weil wir sind zwar ein Tag Team, aber wir wollen nicht nur als Tag Team gesehen werden. Also wir sind beide trotzdem noch Singles Wrestler. Als ich dann mal eine Zeitlang raus war, hat Moodo auch alleine richtig viel gerissen. Und hier und da haben wir immer noch Einzelkämpfe. Wir sind Moodo und Maze als Team, aber wir sind eben auch Moodo und wir sind auch Maze.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du hast mit Moodo zusammen auch relativ schnell die Tag Titels von den Pretty Bastards gewonnen. Wie war der Titelgewinn für dich?

Stephanie Maze: Unglaublich. Das war wieder sowas, was ich nie gedacht habe, das ich erreichen werde. Also generell, ich hätte nie gedacht, dass ich das in meiner Karriere schaffe und dann in so einem kurzen Zeitraum. Das ist einfach fast unbegreiflich gewesen. War ein unglaublich emotionaler Moment. Jeder, der das vielleicht sogar live gesehen hat, weil wir, wie gesagt, ein paar Zuschauer da hatten, oder dann die Aufnahme davon gesehen hat, hat sicher auch mitbekommen, wie emotional wir beide in dem Moment waren.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du hast dich dann leider verletzt. Dabei? Danach? Wie ist das passiert?

Stephanie Maze: Das war im Zuge dieser Tapings. Es war nicht in dem Kampf, das war nur blöderweise der letzte. Da habe ich nochmal die Zähne zusammengebissen. Aber genau, ich bin einfach blöd gefallen. Passiert im Wrestling. Blöd gefallen und dann hat mein Knie nachgegeben.

Katha (Wrestling-Infos.de): Hat dich die Verletzung stark zurückgeworfen?

Stephanie Maze: Ja, auf jeden Fall. Also, insgesamt vierzehn Monate konnte ich nicht kämpfen. Und davon bestimmt sechs oder sieben Monate, bis ich wieder richtig laufen konnte, geschweige denn normales Training und alles. Es war schon nicht ohne. War schon eine harte Zeit. Aber ich denke, in dieser Zeit bin ich auch ganz viel gewachsen und mein Wille ist noch stärker geworden und diese Vision, die ich habe, der folge ich jetzt noch zielstrebiger als davor schon, weil ich mir sicher bin, dass es das wert ist.

Katha (Wrestling-Infos.de): Merkst du denn noch was von der Verletzung oder bist du jetzt vollständig geheilt?

Stephanie Maze: Hier und da zieht es nochmal ein bisschen oder zwickt, aber im Grunde kann ich wieder alles machen und bin auf jeden Fall wieder hundert Prozent im Ring.

Katha (Wrestling-Infos.de): Also stellst du deinen Style nicht um, sondern versuchst weiterzumachen, wie vorher auch?

Stephanie Maze: Ja, ich werde nicht viel ändern. Ich guck vielleicht, dass ich, wenn ich geworfen werde oder so, dass ich hundertprozentig sicher lande und achte da jetzt vielleicht mehr drauf als davor, aber von meinen Aktionen und den Sachen, die ich aktiv im Ring mache, da wird alles ähnlich bleiben.

Katha (Wrestling-Infos.de): Du hattest jetzt schon wieder Matches?

Stephanie Maze: Ich bin im September zurückgekommen.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wie war denn dein Comeback? Ich höre immer von Wrestlern, dass das etwas ganz Besonderes ist, wenn man lange Zeit nicht im Ring stand. Wie war das bei dir?

Stephanie Maze: Also mein wXw-Comeback…ich hatte davor schon ein bis zwei kleine Kämpfe, aber das waren wirklich kleine Kämpfen und da habe ich auch geschaut, dass ich mich ein bisschen schone. Mein wXw-Comeback war gegen Moodo beim Catch Grand Prix 2021. Das war ein 2-out-of-3 Falls-Match. Ich glaube, achtzehn Minuten oder so haben wir das Match gemacht, bis einer gewonnen hat. Das ist natürlich schon eine Hausnummer als erstes Match wieder zurück. Und war wieder eine riesen Herausforderung für mich, auch mental, weil nach einer Verletzung, die ja schon erheblich war, dann so ein Match zu machen direkt. Aber auch da wieder, das hat mir unglaublich weitergeholfen. Ich wusste „Okay, ich kann das immer noch machen!“. War ein cooles Match, war ein hartes Match, aber hat wieder viel Spaß gemacht, auf jeden Fall.

Katha (Wrestling-Infos.de): Kleiner Themensprung zum Frauenwrestling: Frauenwrestling läuft häufig noch unterm Radar. Wie siehst du die Situation vor allem in Deutschland?

Stephanie Maze: Ich find verhältnismäßig, wenn man jetzt die letzten Jahre und die Jahre davor sieht, ist Frauenwrestling gerade ziemlich präsent. Es gibt eigentlich mittlerweile auf jeder Card mindestens einen Frauenkampf, wenn nicht sogar zwei oder mehrere. Manche Promotions machen sogar reine Frauen-Shows und ich glaub quantitativ sind wir in Deutschland besser aufgestellt als je zuvor. Klar, es ist immer noch nicht zu vergleichen mit der Menge an Männern, die wir haben, aber ich glaub nicht, dass es schon mal mehr Frauenwrestlerinnen in Deutschland gab.

Katha (Wrestling-Infos.de): Und außerhalb von Deutschland? Siehst du da auch eine Entwicklung, dass Frauen besser repräsentiert werden oder denkst du, da gibt es noch jede Menge Nachholbedarf?

Stephanie Maze: Ich glaub die Entwicklung sieht auf jeden Fall gut aus. Ich würde jetzt gar nicht allzu sehr kritisieren. Es gibt – also nicht nur in Deutschland, auch in England und wenn man nach Japan schaut und in Amerika, Frauenwrestling wird immer mehr – immer mehr Wrestlerinnen, die auch wirklich Spotlight bekommen und die Chance bekommen, zu zeigen, was sie können. Also heutzutage. Früher hundertprozentig. So zu Wesnas und Nikitas [Anm.: Nikita LeFleur] Zeiten, die haben wirklich Dreck gefressen. Aber jetzt in unserer Situation bin ich gar nicht so der Fan zu sagen, wir werden nicht eingesetzt oder wir werden nicht richtig eingesetzt. Weil ich die Unterscheidung zwischen Frauenwrestling und Männerwrestling und Wrestlerinnen und Wrestlern gar nicht so toll finde. Ich fände viel besser, der Gedanke, dass wir alle den gleichen Sport machen und alle das gleiche leisten müssen, um sich irgendwie ein Match zu verdienen oder einen Spot auf einer Card. Und ich glaube, wenn das nicht der Fall ist, dann müssen wir halt einfach härter arbeiten.

Katha (Wrestling-Infos.de): Trotzdem sieht man auf den Cards ja meistens Frau gegen Frau und Mann gegen Mann. Siehst du dich in deiner Zukunft eher im Intergender-Bereich oder eher im Frauenwrestling oder willst du zweigleisig fahren?

Stephanie Maze: Ich habe auf jeden Fall super viel Spaß im Intergender-Wrestling und, wie ich gerade schon mal angedeutet hab, wenn du gegen Frauen und Männern kämpfst, dann hast du natürlich die fünffache Menge an potenziellen Gegnern. Also allein deswegen will ich auf jeden Fall nie sagen, Intergender-Wrestling mach ich nicht mehr. Und das macht auch super viel Spaß gegen Jungs zu kämpfen. Da kann man andere Sachen machen, mehr Sachen machen. Aber ich kämpfe auch gerne gegen die anderen Mädels. Ich komme mit den allermeisten, eigentlich mit allen, komplett gut klar und das macht Spaß mit denen im Ring. Darauf würde ich auch nicht verzichten wollen.

Katha (Wrestling-Infos.de): Was ist für dich denn der große Unterschied, wenn du gegen Männer oder gegen Frauen wrestelst?

Stephanie Maze: In Deutschland ist der große Unterschied einfach die Erfahrung. Die meisten Frauen in Deutschland sind noch nicht so lange dabei und haben noch nicht so viele Matches gemacht wie die Männer. Und genau das ist halt, glaube ich, so der größte Unterschied, dass man da ein bisschen mehr mitnehmen kann und sich ein bisschen mehr leiten lassen kann. Und man hat mehr Möglichkeiten gegen Männer zu kämpfen, die aus dem Ausland kommen, als gegen Frauen, die aus dem Ausland kommen. Verstehe nicht ganz wieso das so ist, aber irgendwie ist das der Fall. Ja, ich denke, das sind so die größten Unterschiede.

Katha (Wrestling-Infos.de): Merkst du denn eine gewisse Zurückhaltung bei den Männern?

Stephanie Maze: Nee, das würde mich auch viel wütender machen, als wenn die einfach reinhauen.

Katha (Wrestling-Infos.de): Ich wollte noch mit dir über 16 Carat Gold reden: Dein und Modoos Match mit den Arrows of Hungary. Was können wir erwarten?

Stephanie Maze: Das wird das dritte Mal sein, dass wir die Arrows im Ring treffen. Das erste Mal konnten wir uns den Sieg holen, beim letzten Mal hat das nicht so gut geklappt. Da ging es um die Titel, da hat das leider nicht funktioniert. Jetzt werden wir aber unsere Chance auf jeden Fall nutzen, also, jetzt haben wir schon ein bisschen gefühlt, wie das ist mit den beiden, die haben gefühlt „Ok, die sind nicht einfach nur irgendwie so ein Intergender Tag Team“. Wir wollen das wirklich und wir haben auch Skills und wir haben auch Sachen drauf, die andere Tag Teams nicht können oder nicht so gut können. Ich glaube, das wird auf jeden Fall, sowohl von unserer Seite aus, als auch von den Arrows, wir werden das beide unglaublich ernst nehmen. Wir arbeiten jetzt schon richtig hart, um wirklich 120% bei Carat zu sein und uns die Titel zu holen.

Katha (Wrestling-Infos.de): Außer auf euer Match, worauf freust du dich noch beim Carat?

Stephanie Maze: Mein Fokus liegt natürlich sehr krass da drauf, deswegen gucke ich gar nicht so krass oder mache mir gar nicht so krass Gedanken, um die anderen Matches. Aber das Ambition-Turnier schaue ich mir immer unglaublich gerne an. Da ist Moodo, jetzt nicht im Turnier, aber als Super Fight hat er jetzt sogar noch eine weitere Aufgabe neben unserem Titelkampf. Und das Carat-Turnier an sich natürlich, jetzt dieses Jahr das erste Mal mit einer Frau, wird natürlich bestimmt auch super spannend. Da freu ich mich auch drauf.

Katha (Wrestling-Infos.de): Was denkst du, wer gewinnt?

Stephanie Maze: Schwierige Frage. Zwei Plätze sind ja noch gar nicht besetzt. Das wird ja erst nächste Woche passieren [Anm.: Das Interview wurde am 11.02.2022 aufgenommen]. Ich glaube, Bobby [Anm.: Bobby Gunns] ist super hungrig und Bobby ist ein großartiger Wrestler, der hat sicher gute Chancen. Ich würde LuFisto aber auch nicht abschreiben. Ich glaub die zwei sind auf jeden Fall heiße Kandidaten.

Katha (Wrestling-Infos.de): Ich habe gesehen, du hattest getwittert, über Ambition. Du hattest das mit dem Hashtag „#Someday“ versehen. Ist das so ein Ziel, bei Ambition teilzunehmen?

Stephanie Maze: Ja, auf jeden Fall. Das ist ein großes Ziel von mir. Aber vielleicht muss ich da noch mehr beweisen, dass ich mithalten könnte. Das ist ja noch krasser wahrscheinlich Frau gegen Mann zu stellen. Vielleicht bin ich einfach noch nicht auf dem Level. Aber jetzt liegt es an mir, wie ich vorhin schon angedeutet habe, jetzt liegt es an mir, noch härter zu arbeiten, zu beweisen, dass ich auch in dem Turnier bestehen kann und mir die Chance verdiene.

Katha (Wrestling-Infos.de): Wenn du dann Ambition geschafft hast, als nächstes das Carat Gold-Turnier, in LuFistos Fußstapfen treten vielleicht?

Stephanie Maze: Klingt gut.

Katha (Wrestling-Infos.de): Was sind denn Länder und Promotions, in denen du gerne wresteln würdest, als nächstes?

Stephanie Maze: Also super gerne würde ich in Japan kämpfen, auf jeden Fall. Da liebäugle ich so ein bisschen mit dem Sendai Girls. Ist gerade nur ein bisschen schwierig nach Japan zu kommen, aufgrund der aktuellen Situation, aber wenn das wieder ein bisschen leichter ist, wäre das auf jeden Fall das nächste große Projekt, das ich angehen werde. Und dann natürlich Amerika. Ich glaube, jeder oder so gut wie jeder Wrestler, der das wirklich ernsthaft verfolgt und irgendwann vielleicht auch mal hauptberuflich machen will, Vollzeit und nur Wrestling, der hat Amerika wahrscheinlich irgendwie als Ziel.

Katha (Wrestling-Infos.de): Hast du denn so einen Traumgegner oder eine -gegnerin, gegen den/die du gerne wresteln würdest?

Stephanie Maze: Also aus persönlichen Gründen würde ich unglaublich gerne mal gegen Hektor kämpfen, einfach, weil es eine Ehre wäre gegen meinen Trainer zu kämpfen. Und Soraya Knight. Gegen die würde ich auch auf jeden Fall gerne mal kämpfen. So Traumgegner gibt es zu viele, um da jetzt welche herauszupicken, so Traumgegner, die dann vielleicht eher utopisch sind.

Katha (Wrestling-Infos.de): Ich habe noch eine random Frage, weil mein lieber Kollege Marko die Frage auch Moodo gestellt und zwar: Wenn du eine Sache aufgeben müsstest Wrestling oder Kickboxen/MMA, was würdest du aufgeben?

Stephanie Maze: Schwer zu sagen, weil das ja auch ein bisschen Hand in Hand geht. Ich mach ja auch ganz viel, was ich im Kickboxen mache und gelernt habe im Wrestlingring, aber ich würde Wrestling niemals aufgeben.

Katha (Wrestling-Infos.de): Das ist eine gute Botschaft am Ende. Das waren tatsächlich auch schon meine Fragen. Ich danke dir vielmals für deine Zeit und vor allem, dass du die Fragen so ausführlich beantwortet hast. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei eurem Tag Match und ich freue mich wahnsinnig darauf, das dann live sehen zu können.
Vielen Dank an euch. Lest oder schaut euch auch die anderen Interviews an, aus unserer 16 Carat Gold-Reihe an. Wir sehen und hören uns beim nächsten Mal. Ciaoi.

Stephanie Maze: Danke, Tschüss.

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