Smart Mark Report #7

17.04.14, von "wrestling-infos.de"

smartmarkreportDer „Smart Mark Report“ beleuchtet und bewertet auf Wrestling-Infos.de jede Donnerstag aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen in der Welt des Mainstream-Wrestlings aus der Sicht eines „smarten“ Fans wie du und ich. Neben 100% subjektiven Ansichten liegt der Schwerpunkt vornehmlich auf der WWE. ACHTUNG: Keine Haftung für etwaige Spoiler!

Die 30. Ausgabe von WrestleMania ist bekanntlich vor etwas mehr als einer Woche über die Bühne gelaufen und konnte – um jetzt schon einmal das Fazit etwas anzuschneiden – mehr überzeugen, als es die Erwartungen im Vorfeld hätten vermuten lassen können. Trotzdem konnte sich das engagierte Gastarbeiter-Team, das diese Kolumne verfasst, nicht zu 100% überzeugen lassen.

Noch bevor der Pay-Per-View, oder neuerdings „Special Event“, überhaupt erst angefangen hat, schwelgte der geneigte Smart Mark sicherlich wie jedes Jahr in Erinnerungen an glorreiche WrestleMania-Tage der Vergangenheit. Dann kamen wieder diese Befürchtungen hoch und schreckliche Gedanken an die Manias der Vorjahre, die alles andere als geglückt waren. Nun gut, ändern lässt sich Vergangenes sowieso nicht mehr – und eine große, vierstündige Show wartet auf einen. Los geht’s!

Mit dem mittlerweile ziemlich senilen Hulk Hogan, dem nach wie vor rockenden Steve Austin und dem verdammt unterhaltsamen Mic-Virtuosen The Rock fing WrestleMania XXX gleich unglaublich gut an und übertrumpfte somit WrestleMania 27 bis 29 bereits mit Leichtigkeit. Die drei größten Stars die das Business je hervorgebracht hat zum ersten und auch einzigen Male vereint im Ring. Sie ratterten zwar nur größtenteils ihre Catchphrases herunter, zeigten sich aber einfach nur überglücklich und hochmotiviert. Weiterhin kam die große Professionalität durch, als spontan auf den „SilverDome“-Fauxpas von Hogan herumgeritten wurde. Alles in allem: Großartiges Segment! Die Zuschauer waren elektrisiert und fraßen den drei Legenden aus den Händen. Klasse!

Das erste Match des Abends zwischen Daniel Bryan und Triple H geriet vielleicht etwas zu ausgedehnt und eindeutig zu langatmig, aber aufgrund der meiner Meinung nach zwar inkonsequenten, aber insgesamt betrachtet intensiven und vor allem langen Fehde konnten die Schwächen gerechtfertigt werden. Der Beatdown von Hunter nach dem Match hätte zwar nicht sein müssen, aber es ist sehr erfreulich, dass er das beste für’s Business getan und sich für Daniel Bryan hingelegt hat.

Das 6-Man Tag Team Match zwischen The Shield und den New Age Outlaws fungierte daraufhin eher als Atempause. Rund drei Minuten wurde das Schild auf dominante Art und Weise dargestellt und hat sich noch etwas mehr Spotlight abgeholt. Die Gegner stellten zu keiner Zeit eine Bedrohung dar und sollten lediglich noch mehr Fokus auf die drei Wrestler der Zukunft legen, was auch relativ gut funktioniert hat. Immerhin stehen The Shield nun vor einer Fehde mit der reaktivierten Evolution! Alleine schon deswegen kann das kurze Tag-Team-Intermezzo entschuldigt werden.

Die große Andre The Giant Memorial Battle Royal hatte – wie viele Battle Royals in der WWE-Geschichte – nur den Zweck, einen einzigen Wrestler zu nützen. Und dieser jemand ist Cesaro! Das Vorhaben, sämtliche Wrestler und auch Nicht-Wrestler auf die Card zu bringen, ist zwar lobenswert, wirkte aber schon sehr bemüht und insgesamt betrachtet einfach nur unnötig. Ganz ehrlich: Diese Trophäe hat keinen Wert, keinen Sinn und hat bis auf die imposante Größe rein gar nichts zu bieten. Vielleicht hätte es einen anderen Weg gegeben Cesaro zu pushen, dieser Weg hätte aber 1.) früher eingeleitet werden müssen und wäre 2.) gar nicht so komfortabel wie eine Battle Royal gewesen. Von daher ist dieses Match als neutral zu betrachten. Cesaro hat nun immerhin einen großartigen Spot für die Ewigkeit, als der Big Show aus dem Ring slammte (!). Ich sehe schon diese Szene in hunderten Rückblicken vor mir…

Bray Wyatt vs. John Cena war nach der kleinen Durchhängephase wieder ein gutes Match, das anfangs relative zäh wirkte, über die Dauer aber spürbar an Qualität zunahm. Gut, über den Sieg Cenas lässt sich streiten. Und auch, dass einfach die Kane Story von vor zwei Jahren aufgewärmt wurde (auch er wollte damals das „Böse“ in Cena erwecken), ist unglücklich. Dies alles ist aber spätestens dann absolut okay, wenn man bedenkt, dass Wyatt absolut von dieser Fehde profitiert hat und innerhalb kürzester Zeit als gleichwertiger Gegner von einem absoluten Top-Star, vielleicht DEM absoluten Top-Star, wahrgenommen wurde. Alleine solche Schritte sind heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. In der Summe ein super Match, vielleicht sogar das beste des Abends.

Tja, dann folgt das Ende der Streak. Es ist schwierig, etwas darüber zu schreiben. Es tut sich einfach Unverständnis auf, warum diese ehrwürdige Siegesserie auf solch eine ernüchternde Art und Weise beendet wurde. Zunächst muss festgehalten werden, dass der Undertaker einen körperlich fatalen Eindruck gemacht hat. Kein Vergleich zu seiner Form vor einem Jahr bei seinem CM Punk Match. Brock Lesnar hat sich Mühe gegeben und wollte den Kampf durch eine gesteigerte Intensität seiner Moves etwas aufwerten, die lahmen, zwar schmerzhaft anzuschauenden aber für ein großes Wrestling-Match völlig ungeeigneten Punches und Haltegriffe haben den Kampf zu einem Reinfall gemacht. Die Halle war die ganze Zeit über in Tiefschlaf, chantete wohl nur aufgrund der Höflichkeit gegenüber des Deadmans nicht ununterbrochen „Boooooring, Booooring!“ Dann am Ende plötzlich der Schocker: Brock Lesnar beendet die Streak nach dem F-5 und schockt die Welt. Die Zuschauer sind blitzartig aufgewacht und wussten mit diesem Szenario überhaupt nichts anzufangen. „Was zur Hölle?“ haben sie gedacht. „Nach so einem Match?“ haben sie gedacht. „Warum Brock Lesnar!?“ haben sie gedacht. Und sie hatten alle so verdammt Recht. Das Ende der Streak hätte ganz anders aufgebaut werden müssen, hätte nicht irgendwo in der Midcard verschwendet werden sollen. Und allen voran hätte nicht Mr. Teilzeit Brock Lesnar die Serie beenden dürfen. Was hat es ihm denn jetzt gebracht? Nichts! Und auch die Fans haben absolut keinen Profit daraus schlagen können, denn nun gibt es weder eine große Storyline, noch einen neuen Star – ja nicht einmal Erklärungen gibt es. Einfach nur völlig unverständlich, zumal auch unnötig Spotlight von Daniel Bryan genommen wurde. Alles falsch, wirklich. Der große Tiefpunkt der Show. Dennoch steht natürlich die Frage offen, ob der Taker selbst nicht etwas mit dem Ende zu tun hat. Vor dem finalen F-5 hat er Lesnar auffällig etwas zugesprochen. Hat der Deadman während des Matches gemerkt, dass es körperlich nicht mehr geht? Wollte er tatsächlich selbst für das Ende sorgen? Fragen über Fragen…

Das Diven-Gebrawle im Ring verdient eigentlich wenige Worte, denn auch der Aufbau im Vorfeld ist unbedeutend gewesen. Ganz viel Gekreische, Gezerre und irgendwie hat es niemanden interessiert. Wie überraschend, oder? Der große Umschwung der Division erfolgte erst bei RAW, als die nun ehemalige NXT-Dame Paige endlich ihr überfälliges Debüt feierte. Mehr kann sich wirklich nicht aus den Fingern gesaugt werden. Nächstes Match!

Und gleichzeitig auch das letzte, denn nach nur sechs anderen Ansetzungen folgt das Main Event Match zwischen WWE World Heavyweight Champion Randy Orton, Boo…ähm, Batista und Daniel Bryan. Das Titelmatch punktete in erster Linie durch die Geschichte, die uns dort erzählt wurde. Anfangs wirkte alles noch ziemlich bemüht, aber nach dem Auftauchen von Triple H waren die Zuschauer richtig da und sorgten mit ihrer Stimmung für einen spannenden, großen Kampf. Das Happy End für Bryan ist die richtige Entscheidung gewesen, denn nach dem Ende der Streak hätte es einen Titelgewinn hin zu Batista oder gar eine Verteidigung von Orton nicht geben dürfen. Da ließen sich die wildesten Schreckensszenarien ausmalen. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass eine neue Generation an potentiellen Top-Stars entstanden ist (Cesaro, Daniel Bryan, The Shield, Bray Wyatt) und die ehemalige, „alte“ Generation an großen Talenten (Cody Rhodes, Dolph Ziggler, The Miz usw.) wohl sang- und klanglos in der Mid- oder gar Undercard untergehen wird. Schade, ganze fünf Jahre quasi verschwendet.

Passend dazu: In der dieswöchigen Umfrage möchte ich gerne von euch wissen, welcher Superstar euer Favorit für die Zukunft ist. Cesaro, Roman Reigns, Bray Wyatt oder doch ganz wer anders? Stimmt fleißig ab! –> KLICK!

WrestleMania XXX endet also mit einem feiernden Daniel Bryan und ganz viel Konfetti. Man sollte nicht zu spießig und kleinlich mit der Jubiläumsausgabe umgehen, denn im Prinzip hat sie alles geboten, was eine gute WrestleMania bieten muss. Es gab gutes Wrestling, große Storylines fanden ihr Ende, denkwürdige Szenen haben sich abgespielt, einen unerwarteten Schocker gab es zu bewundern und wir haben einen neuen Star am Himmel. Auch wurde Guest Host Hogan dezent und sympathisch eingesetzt und auch die Matchcard wirkte herrlich entschlackt und fast gar nicht durchgehetzt. Trotzdem gab es am Ende einmal wieder Zeitprobleme, aber wann gab es das mal nicht?

Klar, nach den großartigen Open-Air Kulissen aus den Vorjahren ist man verwöhnt worden und eine überdachte Arena wirkte fast schon „billig“, vor allem für die wichtigste WrestleMania aller Zeiten. Auch versprühte die ganze Atmosphäre relativ wenig Big Time Feeling, während der Battle Royal kam fast schon das Gefühl auf, als befinde man sich gerade bei einem Standard-PPV. Jedoch sind das alles Nichtigkeiten. Welche WrestleMania ist schon wirklich fehlerfrei? Die 30. Ausgabe des größten Wrestling-Spektakels der Welt kann als rundum gelungen bezeichnet werden. Bis auf das Streak-Dilemma gibt es absolut nichts zu bemängeln, und selbst mit dem Ende der Taker-Siegesserie gibt es noch ordentlich was zum Diskutieren. Diese Mania reiht sich qualitativ auf jeden Fall im oberen Mittelfeld ein und kann bedenkenlos empfohlen werden. Für einen erzwungenen Verriss war die Show einfach zu gut. Und das ist doch mal was Großartiges, oder?

Twitter: @svenundso




2 Antworten auf „Smart Mark Report #7“

hbk sagt:

Großartig geschrieben! Deckt sich zu 100% mit meiner Meinung

PushTheHeels sagt:

Hallo Sven,
eigentlich bin ich ja ein Fan deiner Reports, aber diese Woche fehlt mir leider der Tiefgang den ich sonst so geschätzt habe.

Leider kann ich dir auch nicht in allen Punkten zustimmen.
Bray Wyatt hat für mich zwar auch die Performance des Abends geliefert, leider ist er nach dem Match mit Cena allerdings nicht als gleichwertig einzustufen. Im Gegenteil die WWE hat hier einen der vielversprechensten Charaktere vollkommen demontiert. Selbst zu dritt waren die Wyatts nicht in der Lage etwas gegen Superman auszurichten und am Ende gewinnt Cena das Ding clean. Die absolute Frechheit des Abends!
Der Undertaker hat wenigstens selbst auf seine Legende gepi***, von daher ist es zwar schade und auch unwürdig wie die Streak geendet hat (und genutzt hat es wie du schon sagtest auch niemanden), aber das hat er sich selbst angetan, da ist der WWE und Brock Lesnar nur sehr eingeschränkt ein Vorwurf zu machen. Und daher ist es für mich auch nicht sooo ein großes Ding.

Und noch ein Wort zur „ehemalige, „alte“ Generation an großen Talenten (Cody Rhodes, Dolph Ziggler, The Miz usw.)“
Es war wahrscheinlich das schwärzeste Jahr der Wrestlinggeschichte als die Fehden um den WWE Titel John Cena gegen The Miz und John Cena gegen R-Truth hießen. Der Einzige der aus dieser Zeit wirklich das Zeug zu einem richtigen Top-Star gehabt hätte wäre Dolph Ziggler gewesen, dem Rest dieser Generation weine ich kein Träne nach. Besonders The Miz war die katastrophalste Fehlbesetzung als Maineventer aller Zeiten (und selbst in der Under Card finde ich ihn noch unerträglich).
Die neue Generation hat ihnen zu recht die Spots geklaut (wie schon gesagt bis auf bei Ziggler).

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