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Kurz gemosert… #53

24.04.13, von "Manuel Moser"

„Kurz gemosert…“ beschreibt die Welt des Mainstream-Wrestling mit den Augen eines meckernden „Smart Marks“. Jeden Mittwoch spricht Manuel Moser in der wohl umstrittensten Wrestling-Kolumne aller Zeiten Dinge und Tatsachen an, welche sich manch einer vielleicht nicht traut auszusprechen oder die es aus den Tiefen der „Smart Mark“-Fangemeinde nicht an die Öffentlichkeit schaffen. Harte Worte und eventuelle Spoiler inbegriffen.

 

“Ich zahle volle Steuern!“, sagte einst ein schwäbischer Würstchenverkäufer der die Adidas-Schuhe schon lange gegen ein paar Designerschuhe aus Alligatorenleder eingetauscht hatte. Gelogen, wie wir heute wissen. Womit wir auch schon beim eigentlichen Thema wären. Wrestling.

 
Alle Jahre wieder schafft es die „Mobile Vulgus“ des WWE-Writing-Teams bzw. deren Vorgesetzter und natürlich Vorgesetzter aller Lebewesen im Universum, Vince McMahon, eine aufkommende Hysterie zu ignorieren. Hinzu tut man alles dafür den eigenen kleinkarierten Willen durchzusetzen und das äußerst beliebte Individuum lächerlich zu machen bzw. schwach darzustellen.
In diesem Jahr heißt die arme Wurst Fandango. Ähnlich wie Daniel Bryan oder auch Zack Ryder entwickelt sich die Reputation dieses Mannes im Alleingang und er wird in Rekordzeit zu einer Kult-Figur. Ganze Hallen stimmen seine Einzugsmusik an und jubeln ihrem neuen Helden zu. Leider gilt es im Universum des Monsters WWE als größte Untat ungeplant positive Reaktionen des kleingeistigen Kunden zu bekommen. Wobei jemand der ungeplant negative Reaktionen hervorruft dafür auch noch fürstlich belohnt wird. Wer diese Logik nicht versteht, dem scheint nicht mehr zu helfen zu sein. So wie mir.
Wäre es doch ein Leichtes auf den Zug aufzuspringen und jemandem der sich quasi alleine verkauft einen langen Midcard-Championship-Run zu schenken, plus eventuell eine kurze Fehde im Main Event, bei welcher er dann nicht unbedingt wie der letzte Depp aussieht. Muss ja nicht immer gegen John Cena oder Triple H sein. Mehr braucht der Fan doch nicht.
Jedoch läuft es bekanntermaßen immer ein wenig anders ab. Fandango (schon allein der Name geht eigentlich überhaupt nicht) darf in den nächsten Wochen bei jeder Gelegenheit Prügel kassieren. Verbal und physisch natürlich. Damit das Publikum aufhört in anzufeuern wird er gegen vermeintliche Publikumslieblinge gestellt und muss sich ihnen gegenüber in diesen Kurzfehden besonders fies und abstoßend verhalten. Damit hat WWE ja schon begonnen. Erst Chris Jericho und bei RAW in London dann William Regal. Wie der letzte Vollidiot sah er am Ende natürlich auch schon aus. Sicherlich nicht das letzte Mal. Wenn WWE dann merkt, dass sie es nicht schaffen dem Jubel Einhalt zu gebieten springen sie irgendwann doch mal kurz auf den Zug auf und plötzlich steht wie aus dem Nichts ein grinsender John Cena neben Fandango und legt mit diesem ein Tänzchen aufs Parkett, nachdem er den armen Jobber vor irgendwelchen Übergriffen gerettet hat. Von da an sind beide beste Freunde und WWE erhofft sich dadurch, dass John Cena ein bisschen Jubel und positive Reaktionen von Fandangos Ruhm abstauben kann. Mit Verlaub hat dieser „kluge Schachzug“, wie der ewige Schleimer und Phrasendrescher Jim Ross es wohl bezeichnen würde, noch nie funktioniert. Eher im Gegenteil, denn irgendwann fangen sich die beiden „Freunde“ an zu streiten und John Cena zerstört letzten Endes das restliche Momentum des jungen Mannes, welcher ab dann nur noch bei Superstars oder Saturday Morning Slam zu sehen sein wird. Cena liefert damit einen weiteren Grund aus jeder Halle gebuht zu werden. Ab dann bleibt Fandango nur noch ein Run mit dem World Heavyweight Championship der so schwer wiegt, dass er jeden der ihn trägt auf den Grund des WWE-Meeres hinunter zieht und sterben lässt.
Auf einen anderen ehemaligen World Heavyweight Championship (damals hieß das hässliche Ding noch WCW World Heavyweight Championship und war beinahe noch weniger wert) dürfen wir zukünftig offensichtlich endlich verzichten. The Rock hat im Zuge seiner aktuell auftretenden Menstruation ein Interview gegeben. Dass man dies in solch einem Zustand nicht tun sollte zeigte jüngst Katja Riemann. Dennoch ließ es sich The Rock nicht nehmen in die Welt zu posaunen, dass er bei Wrestlemania 29 das letzte Mal in den Wrestling-Ring gestiegen ist. Die Verletzungen die er dabei erlitten hat zwingen ihn offensichtlich dazu. Beschweren darf er sich darüber nicht, denn wer gegen den Grobmotoriker John Cena in den Ring steigt und den das Heft in die Hand nehmen lässt ist am Ende selber schuld wenn er nur noch mit einem halben weichgekochten Ei und drei gebrochenen Armen nach Hause kommt. Jetzt fällt das Match gegen Brock Lesnar wohl ins Wasser. Schade. Was macht der Muskelprotz denn dann mit seinem streng limitierten Vertrag? Zu was nutzt man ihn und seine drei Auftritte im Jahr? Vielleicht für ein Poker-Turnier mit Stefan Raab? Man weiß es nicht meine Damen und Herren… Und schon habe ich mich wieder fast übergeben.
The Rock hat sogar zugegeben, dass er der Initiator von „Twice in a Lifetime“ war. Man hatte geplant, dass The Rock sozusagen „die Fackel“ an John Cena übergibt. Also sowas ähnliches wie Hulk Hogan 1990 mit dem Ultimate Warrior gemacht hat. Nur, dass es sich bei Hulk Hogan wirklich um eine Wrestling-Ikone handelt(e) und der Warrior eine Attraktion war die ihres Gleichen suchte. Weder Cena noch The Rock können so etwas von sich und / oder ihrer lausigen Fehde behaupten. The Rock ist und bleibt ein Kurzzeit-Wrestler mit einem großen Maul, wenig Talent und einer Menge Portion Glück in Steve Austin einen perfekten Gegenpart gehabt zu haben. Über John Cena brauche ich mich diesbezüglich hoffentlich nicht zu äußern, denn bei dem sieht jeder Blinde wie wenig der mit Wrestling zu tun hat.
Wo wir gerade bei Wrestlemania sind möchte ich gerne einmal anmerken, dass es ein Trugschluss ist wenn jemand behauptet, dass es früher mehr Wrestling-Sendezeit gab als heute. Wrestlemania 6 wies beispielsweise nur minimal mehr Wrestling auf, als Wrestlemania 29. Knapp die Hälfte der Sendezeit ging damals wie heute für Wrestling drauf. Wobei man damals 14(!) Matches auf der Card hatte und nur drei Stunden Sendezeit. Im Gegensatz zu diesem Jahr wo wir ganze acht Matches mit vier Stunden Sendezeit hatten.
Der einzige Unterschied ist, dass die Cover damaliger WWE-PPV’s aussehen wie die Covers von Pornos heute und die Cover heutiger WWE-PPV’s aussehen wie Covers damaliger Pornos. Ihr seid Smarks. Ihr wisst genau, dass ich recht habe.

Aces & Eights demonstrieren nun seit einiger Zeit ihre Macht. Jede Woche. Immer wieder. An denselben Leuten. Langweiliger geht es kaum. Man denke zurück an die Urväter der „Invasions“, die nWo. Die Gruppierung demonstrierte auch jede Woche ihre Macht. Aber im Gegensatz zur TNA-Kopie nicht immer gleich an allem was man so hat, sondern eher an einem einzigen. Somit sah nicht jede Woche das komplette Roster aus wie ein Haufen von Unfähigen die ohne Jeff Hardy und Hulk Hogan keine Chance gegen ein paar Jobber, einen Road Agent und einen Schreihals haben. Am meisten bekommt jedoch der fetteste von allen die Fresse voll. Joseph Park die arme Sau musste dieses Mal sogar wie ein gemobbter Schuljunge unter die kalte Dusche. Nur eine Frage der Zeit, bis ihm sein „Bruder“ Abyss zu Hilfe kommt. Das ist wirklich noch das einzige was mich vor der Glotze hält wenn ich den grauen Schnurrbart mit dem Kopftuch auftauchen sehe. Wann und vor allem wie bringt man Abyss zurück? Wie verläuft die Transformation von Joseph Park zu Abyss und spielt Chris Parks dann zwei Rollen oder wird Joseph Park einfach zu Abyss und der Charakter des Anwalts verschwindet daraufhin? Das finde ich wirklich spannend. Genauso wie Bundestagsdebatten.
Jedenfalls scheint Samoa Joe auch nicht der Hellste zu sein. Erst versucht er den bereits verprügelten Magnus vor Aces & Eights zu retten und fordert dann auch noch die rechte Hand des Präsidenten des Clubs zu einem Match heraus. Natürlich denkt er sich, dass gerade bei ihm, der Samoan Submission Machine ohne samoanischen Hintergrund, keiner der Clubmitglieder eingreift. So bekommt auch er die Hucke voll und steht am Ende da wie ein Idiot. Den Schlag mit dem Schlagring hat er sich redlich verdient. Anderson wirkt übrigens, als einziger neben Bully Ray wie ein wirkliches Gangmitglied und strahlt eine gewisse Gefährlichkeit aus.
Welch eine Freude. AJ Styles ist zurück und sieht mittlerweile aus wie ein versoffener Chris Sabin, der ja in Kürze auch wieder seine Rückkehr feiern darf. Da freuen sich die Aces & Eights. Wieder einen dem sie eine aufs Fressbret hauen können. Styles durfte einen sauberen Sieg gegen James Storm feiern, welcher es wohl niemals zum Zugpferd der Promotion schaffen wird. Zumindest nicht so lange wie Hulk Hogan und dessen Betthäschen Dixie Carter das Sagen haben. Für die beiden zählen alleine nur Jeff Hardy und Bobby Roode. Am liebsten wäre es denen doch wenn die zwei bei jedem PPV ein vier Stunden Match auf die Beine stellen würden. Wie viele „Abgänge“ der Hulkster während dieser vier Stunden haben würde ist kaum vorstellbar. Immerhin „felt“ er sich „like a pig“ wenn er unsittlich war. Oder auch nur, weil er sich die Wampe voll gefressen hat. AJ Styles sollte in meinen Augen eine große Rolle bei der Zerschlagung von Aces & Eights spielen. Genauso wie Abyss.
Aber es ist wirklich der Hammer. TNA ist mittlerweile beinahe genauso „random“ wie der große Rivale aus dem Norden. Im Grunde scheint jedes Skript zu den jeweiligen Shows gleich zu sein. Irgendwelche zusammengewürfelten Matches die nur dazu dienen Aces & Eights eingreifen zu lassen, dümmliche Knockout-Storys mit noch dämlicheren Backstage-Segmenten die nur dazu da sind Brooke Hogan On-Air-Zeit und eine Daseinsberechtigung zu verschaffen, plus In-Ring-Segmente die Hulk Hogan Sendezeit garantieren. Kaum Aufbau, kaum ansehnliche Matches.
Wenn man schon Kurt Angle mit zwei Grünen in den Ring stellt, dann sollte man das auch nutzen und die Jungs etwas lernen lassen. Das tun sie aber nicht, wenn sie in diesen Matches weder selber etwas zeigen dürfen, noch etwas gezeigt bekommen. Und das sie es am Ende nicht mal zu zweit schaffen einen Krüppel unter Kontrolle zu halten schadet dem Ansehen dieser Taugenichtse noch mal mehr.
Zum anderen muss nebenbei angemerkt werden, dass jedes Match mit Petey Williams ohne einen Canadian Destroyer ein verlorenes Match ist. Ein Move, bei welchem selbst dem jeweiligen Ringrichter sichtlich das Wasser im Mund zusammenläuft. Man stelle sich nur mal vor was in Stamford los wäre wenn einer dieser Stümper aus dem WWE-Roster diesen Move zeigen würde. Vince McMahon hätte sicherlich mehrere Herzinfarkte hintereinander oder gleichzeitig. In der Promotion der Pussys darf man ja kein Move zeigen, welches Triple H und John Cena nicht beherrschen.

 
Für Kritiken jeglicher Art stehe ich gerne im Forum von Wrestling-Infos.de oder unter kurzgemosert@googlemail.com zur Verfügung.




4 Antworten auf „Kurz gemosert… #53“

vega sagt:

Wie immer eine schöne Ausgabe..allerdings gab es den Canadian Destroyer auch schon in der WWE…von Trevor Murdoch…zwar nicht so schön und flüssig, aber er zeigte ihn mehrfach!

Masch sagt:

Ich bin ja ein bekennender Fan deiner Kolumne, aber heute musste ich kurz mal ordentlich den Kopf schütteln. Hogan hat die Fackel an den Ultimate Warrior weitergegeben? 😀 Nach dem WWE Titelverlust war die so ruhmreiche Karriere des Warriors, der nebenbei wohl einer der miesesten Main Event Wrestler aller Zeiten war, vorbei. Man kann Cena und seine Darstellung kritisieren, aber er ist zumindest kein lausiger Wrestler. Mittelmaß. Der Warrior konnte quasi überhaupt nichts, und selbst das was er konnte war nicht gut. Da war ja selbst Goldberg ein besserer Wrestler. Rocky meinte im Interview glaube ich auch, dass er selbst von Hogan die Fackel überreicht bekam. Die einzige Fackel die der Warrior bekommen hatte, war die, die am Ende seine Karriere zun Staub verbrannte, zum Glück. Wer mir nicht glaubt, der schaue sich seinen WCW Run an. Der Warrior war für mich nie einer der ganz großen Stars, sondern ein kurzfristiger Main Eventer.

Slowakei222alias Syrius der Göttliche sagt:

Die Warscheinlichkeit das John Cena und Triple H morgen verschwinden ist so hoch wie ein 5:0 von Barcelona.
Die einzige Möglichkeit zur Rettung

Overtaker sagt:

@Masch,
dass der Warrior im Rückblick betrachtet natürlich nur ein kurzes Strohfeuer und sonst eher eine Pfeife war ist unbestritten, aber in der Zeit schien man ihn für den großen Knaller zu halten. Er gewann zuvor gegen Andre the Giant in Squashes(!!!) und dann später gegen Hogan bei WM. Dass die beiden Gigastars der Jahre beide gegen den Warrior verloren, schien darauf hinzudeuten, dass man ihn zum neuen großen Macker aufsteigen lassen wollte. Kurze Zeit später gingen schon die Gerüchte um, dass Hogan seine Karriere beenden wollte. Das war bereits bei WM8 ein Thema. Andre war zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr in der Lage zu wrestlen. Es war in der Tat eine Fackelübergabe, aber leider an den völlig falschen Fackelträger. Aber das weiß man leider erst im Nachhinein.

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