»Das macht mich stolz, glücklich und das ist ein sehr, sehr schöner Job, den ich da habe.« – The Rotation im großen Wrestling-Infos.de Exklusivinterview! (inkl. Audio & Video) – wXw „16 Carat Gold 2024“ Special

01.03.24, von Benjamin "Cruncher" Jung

© wXw

Wir befinden uns wieder auf dem Weg zum größten Wrestling-Festival Europas, dem wXw „16 Carat Gold“-Tournament. Vom Freitag, 8. März, bis Sonntag, 10. März, präsentiert die wXw ihr alljährliches Wrestling-Festival, natürlich mit dem namensgebenden Turnier, aber auch vielen weiteren Veranstaltungen. Als offizieller Sponsor des Events haben wir von Wrestling-Infos.de wieder die Möglichkeit erhalten, einige der Teilnehmer*innen zu befragen.

In dem nächsten Interview aus unsere Carat-Reihe durfte Katha mit Wrestler und Wrestlingtrainer The Rotation sprechen. Trotz seinen jungen Alters ist er schon seit über zehn Jahren im Wrestling-Business. Er spricht über seine Zeit in Mexiko, seinen Job als Trainer und seinen eigenen Weg im Wrestling. Viel Spaß beim Sehen, Lesen oder Hören!

Anmerkung: Das Interview wurde am 19.02. aufgezeichnet.

Lest, hört und schaut auch gerne in unsere anderen Interviews, welche im Rahmen des „16 Carat Gold 2024“ stattfinden, rein:

        

Text (Deutsch)

Katha (Wrestling-Infos.de): Hallo Liebe Wrestlingfans, Mein Name ist Katha von Wrestling-Infos.de und bei mir ist der deutsche Wrestler The Rotation. Hey hey! 

The Rotation: Hallo liebe Zuhörer und Zuschauer und Zuleser. Freut mich, dass ich dabei sein kann.

Katha: Wie geht es dir? 

The Rotation: Mir geht’s fantastisch. Wir haben gerade die 16 Carat-Vorbereitung und da ist man als deutscher Wrestler oder als jemand, der da quasi im Programm mit Inhalt ist, immer sehr viel unterwegs und am Trainieren. Aber mir geht es sehr gut und ich bin voller Vorfreude.

Katha: Guter Stichpunkt: 16 Carat Gold ist auch der Grund, warum wir miteinander sprechen beziehungsweise ich das Interview mit dir führen darf. Auf was freust du dich denn beim diesjährigen Carat Gold am meisten? 

The Rotation: Natürlich auf all die Fans aus der ganzen Welt, weil das ist immer ein Riesenspektakel und dass man vor so einem großen Publikum auftreten kann oder performen kann, das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Vor allem, weil man das Wachstum in den letzten dreizehn Jahren miterlebt hat, und das ist einfach toll mit anzusehen. Und ja, auf die ausverkaufte Turbinenhalle mit der ganzen Produktion und die ganzen Leute zu sehen und altbekannte Wrestler wieder zu treffen, das ist echt immer super schön. Es ist zwar anstrengend, aber die schönen Sachen überwiegen.

Katha: Du warst schon bei einigen der Shows dabei. Was ist dein größter Carat-Moment? 

The Rotation: Ich glaube, dass ich 2020 in der ersten Runde Puma King geschlagen habe und dann in die zweite Runde eingezogen bin, mich da aber leider Eddie Kingston geschlagen geben musste. Aber der Sieg am Carat-Freitag in der ersten Runde gegen Puma, das war schon der schönste Carat-Moment, den ich bis jetzt hatte.

Katha: Ist es das Gewinnen, was das Carat dann besonders für einen macht oder das Turnier an sich?

The Rotation: Ich glaube, im Turnier an sich zu sein, ist schon sehr prestigeträchtig. 2020 war einfach toll, weil auch mein guter Freund Speedball [Anm.: Speedball Mike Bailey] zum Beispiel im Turnier war und dann gemeinsam mit ihm auf der Präsentationsbühne zu stehen, das war ein sehr schöner Moment für uns. Allgemein, 16 Carat ist was ganz Besonderes für Wrestler. Und ich glaube, ich bin mir sogar sehr sicher, dass jeder europäische Wrestler das als Ziel hat, einmal im 16 Carat Gold zu stehen.

Katha: Gegen welche*n Teilnehmer*in des 16 Carat Gold würdest du an dem Wochenende gerne antreten, wenn er oder sie aus dem Turnier rausfliegen sollte? 

The Rotation: Naja, wünschen würde ich natürlich jedem, aber ich glaube, wenn er herausfliegen sollte, weil er halt natürlich auch ein Mit-Favorit ist: Lio Rush fände ich ganz cool. Meinen Titel würde ich natürlich auch aufs Spiel setzen, wenn es sich ergeben würde, auf jeden Fall. Lio Rush wäre da schon ganz weit oben auf der Liste.

Katha: Was ist dein heißer Tipp, wer gewinnt oder wer sollte für dich gewinnen?

The Rotation: Hm, ich muss da kollegial sein. Ich würde es natürlich meinem Kollegen Peter Tihanyi sehr gönnen.

Katha: Du hast gerade schon deinen Titel angesprochen. Wie war es denn für dich, endlich einen der großen wXw-Titel zu gewinnen? 

The Rotation: Ja, das war ein wirklich emotionaler Moment, weil man wirklich so lange darauf – ich würd nicht sagen gewartet, sondern hingearbeitet hat, und dann quasi bei der eigenen Geburtstagsshow von wXw und wo man auch quasi seinen Geburtstag hatte, den Titel dann doch in allerletzte Sekunde zu gewinnen, das war ein unbeschreiblich schöner Moment. Und dann nachher die Party Locker Room, das war schon ein sehr emotional bewegender Moment. Das werde ich nie vergessen.
Also es war jetzt nicht mein allererster Titel, den ich hatte, aber halt der erste große wXw-Titel und dann hat das doch irgendwie was von einer – nicht Genugtuung, das ist ein schlechter Ausdruck dafür, aber ich würde sagen – auch nicht nur Vollendung, weil ich bin ja hoffentlich noch lange aktiv, aber das war einfach ein Meilenstein, der wirklich viele Meilen weit weg lag, und den kann ich dann endlich aufheben. Das war auf jeden Fall das Highlight für mich in meiner Karriere.

Katha: Du bist ja auch Trainer. Was ist für dich das Besondere daran, andere zu trainieren? 

The Rotation: Ich glaube, das ist wie bei jedem Lehrer auch, die Fortschritte, die man bei seinen Schülern sieht und dass man quasi Träume erfüllen kann, so gut es geht. Wrestling ist immer noch ein Sport oder eine Form, wo sehr viele aufhören, weil es halt ein sehr langer, also das habe ich natürlich auch selbst gemerkt, ein sehr langer Prozess ist, bis man Früchte erntet. Wenn man es so sieht. Allerdings ist es auch immer individuell gestaltet, weil manche wollen sich einfach nur fit halten, manchen macht das einfach Spaß, aber ich glaube, 99% aller, die mit dem Training anfangen, wollen auch irgendwann mal im Ring, vorm Publikum, ihre Geschichte erzählen. Also ich mach das jetzt dreizehn Jahre und ich weiß nicht wie viele hunderte Leute ich schon kommen und gehen sehen habe. Die Abbrecherquote muss man es sich ungefähr vorstellen wie im Mathematikstudium vom ersten Semester bis zum letzten Semester, aber dann noch mal um Faktor zehn höher. Das heißt also, die Abbrecherquote ist wirklich extrem hoch. Einfach, weil sie zeitintensiv ist. Man muss viel investieren und auch wirklich wollen. Aber wer es wirklich will, der schafft auch alles, würde ich sagen. Als Trainer das dann zu sehen, wie Leute ihre ersten Schritte machen. Also da könnte ich schon jede Menge aufzählen, wie man das dann auch als eigenen persönlichen Erfolg feiert und dann mehr miteinander zusammenwächst mit den Leuten, die man herangeführt hat an den Sport. Das ist super schön und ich glaube, das ist auch sehr erfüllend, auch wenn man nachher irgendwann auch mal den Konkurrenzaspekt in Betracht ziehen müsste. Aber ich sage immer, jeder Wrestler sollte sehen, Konkurrenz ist gut, weil nur so wird man besser und man will sich ja immer auch mit den besten messen.
Das heißt, wir haben jetzt zum Beispiel Elijah Blum, der nicht relativ neu ist, aber der ein unfassbares Talent ist und wenn man sieht, wie erfolgreich er ist und jetzt auch im 16 Carat Gold-Turnier. Natürlich habe ich vorhin gesagt, dass Tihanyi mein Favorit ist, aber am meisten wünsche ich es, glaube ich, Elijahh, weil er mein persönlicher Freund ist. Nicht, dass jetzt nachher gleich die Freundschaft bröckelt, wenn er das Interview sieht. Aber ja, jemanden zu sehen, der in so kurzer Zeit – ich hatte schon vor zwölf Jahren mal mit ihm zusammen trainiert und da ist auch unsere Freundschaft entstanden – aber den ich jetzt wieder zurück zum Wrestling geführt habe, der jetzt so unfassbar erfolgreich ist und das einfach brutal gut macht, das ist ein wunderschönes Erlebnis für einen persönlich. Und es freut mich natürlich auch für Elijah oder jetzt jeden persönlich, den ich trainiert habe oder begleitet habe auf dem Weg. Das macht mich stolz, glücklich und das ist ein sehr, sehr schöner Job, den ich da habe.

Katha: Wenn du auf deinen Start im Wrestling zurückschaust, so aus Sicht als jemand, der trainiert, was hätte da besser laufen können? 

The Rotation: Alles. Das klingt zwar immer wie die gleiche Floskel, die man so hört, „früher war alles viel schwerer“. Das kann man, glaube ich, kaum noch vergleichen wie Wrestling damals war. Das hört sich natürlich jetzt übel an, vor allem wenn ich das in meinem Alter sage, aber es war einfach komplett anders. Natürlich hatte ich hochkarätige Trainer wie Gunter, wie Axeman [Anm.: Axel Tischer], wie Malakai Black. Das war aber auch die Ausnahme. Natürlich sind alle Genannten ausnahmslos in den Top 20 der Welt, in dem, was sie tun. Da hat man natürlich großes Glück, aber auch diese Leute mussten sich entwickeln und waren auch nicht jedes Wochenende da. Damals gab es jetzt zum Beispiel nur am Wochenende Training. Für mich hieß es, du verbringst das Wochenende immer in Oberhausen – erst Bottrop, dann Oberhausen – bis wir dann nach Essen gezogen sind, hieß immer das Wochenende Wrestling-Training für mich. Morgens Ring aufbauen, Training machen, Ring abbauen, am nächsten Tag wieder. Und man hatte auch nicht immer einen Ring. Wir haben, da sieht man den Ring [Anm.: Zeigt auf den Wrestling-Ring der Academy hinter sich], der quasi immer verfügbar ist. Wir haben sechs Tage die Woche jetzt hier geöffnet.
Der Umgangston allgemein ist viel sanfter geworden. Man wird mit Samthandschuhen angepackt. Also ich würde mich als netten Trainer bezeichnen, auch wenn sich das vielleicht ein bisschen nach Eigenlob anhört, aber ich glaube, ich bin schon sehr freundlich und hilfsbereit in allen Belangen und das war damals einfach nicht so.
Damals war es auch gar nicht dasselbe Modell, wie es jetzt ist. Also wir haben hier über 120 Mitglieder in der Wrestling Academy. Ich weiß nicht wie man die Tiefe hier jetzt wahrnehmen kann in dem Video oder wie man den Raum beschreiben sollte – aber ich glaube mit 120 Leuten ist der Raum auch ausgelastet und dann wäre ein Bewegungssport vielleicht nicht das Beste, was man ausüben sollte. Aber dann hat man halt die Kerngruppe von so zehn bis zwanzig Leuten, die immer beim Training sind und das verteilt sich dann. Wir haben natürlich heutzutage bei uns in der Wrestling Academy drei verschiedene, wenn man das Kindertraining noch mit einbezieht, vier verschiedene, Trainingsgruppen, wo man sich quasi auch nach Erfahrungsstand und Level in die Trainingsgruppe einordnen kann. Damals war es – du trainierst mit Leuten, die zum ersten Mal da sind und auch mit Leuten, die schon 3 bis 4 Jahre dabei sind. Alles wird in einen Cluster geworfen und dann wird Wrestling trainiert. Es war einfach damals von der Qualität her anders. Wrestling entwickelt sich weiter und natürlich haben wir hier die Academy mit Robert, Peter [Anm.: Robert Dreissker, Peter Tihanyi] und mir auch sehr erfahrene Trainer und das war halt damals aus meiner Sicht nicht so oft der Fall, weil unsere Trainer eben auch erst angefangen haben. Das war einfach ein anderes Trainingsgefühl, auch weil viele Sachen anders vermittelt wurden. Und es war auch deutlich härter. Hier hat man glaub ich jetzt eine sehr große Expertise und wir haben auch hier das Glück, dass wir durch unser State-Programm auch ganz viele Wrestler aus aller Welt andauernd hier haben und so ist das ein ganz großer Austausch von Wrestling- Können und -Talent. Damals war das eher ein Leitfaden, der sich durch das Training gezogen hat. Jetzt sind die Einflüsse halt viel globaler und das ist auch sehr schön. Qualitativ, würde ich sagen, hat sich das Niveau um eintausendfach verbessert vom Trainingsanspruch, weil unser Anspruch in der Academy ist auch sehr hoch.
Bevor unsere Leute debütieren, fordern wir sehr viel. Die müssen auch wirklich eine Menge leisten. Als ich angefangen habe, war es quasi, „hey, du kannst einen Lockup, cool, wie wäre es, wenn du dir coole Tights anziehst und dann kannst du nächste Woche auf der Dorf-Show wresteln“. Heutzutage, da wollen wir wirklich eine Menge. Weil Wrestling hat sich auch – man sieht es an den Zuschauerzahlen, die wXw heutzutage hat und die wir damals hatten. Es ist einfach ein ganz anderes Niveau und das müssen wir auch von unseren Students fordern, dass wir die bestens darauf vorbereiten, so gut es geht wrestlen zu können, wenn es ans Debüt rangeht. Da ist die Messlatte bei uns bombastisch hoch, aber jeder, der bei uns debütiert, der ist auf jeden Fall bereit.

Katha: Würdest du dir zutrauen oder wünschen irgendwann selbst Headcoach an einer Wrestling-Schule zu sein? 

The Rotation: Das Robert, das jetzt nicht hört… [lacht] Nein, ich bin ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden. Wir haben unsere Tage alle gut eingeteilt. Jeder Coach hat seine Tage. Natürlich hat Robert ein anderes Training als ich und Peter auch, aber das ist ja auch was Schönes, wenn man quasi verschiedene Einflüsse bekommt und nicht immer dasselbe Training jeden Tag macht. Das ist abwechslungsreich und ich glaube, es macht auch Spaß. Und ja, ob ich jetzt Coach oder Headcoach bin, das ist für mich jetzt nicht ausschlaggebend. Natürlich ist der Titel sehr schön, hört sich cool an. Head Coach. Weil jeder würde natürlich gern sagen, „ich bin der Trainer vom FC Bayern München“ und ich sage, „ich bin der Co- Trainer von FC Bayern“. Wobei das natürlich auch eine tolle Auszeichnung ist. Also, da mache ich keinen großen Unterschied. Ich bin sehr zufrieden.

Katha: Du hast es auch schon angesprochen. Ihr habt öfters Gäste da, auch zum Trainieren – die werden woanders ausgebildet. Lassen die sich was von dir sagen und sich korrigieren, ist die Dynamik da anders? 

The Rotation: Ja, also wir sind alle sehr respektvoll und natürlich, wenn ich was korrigiere – es kann ja auch mal vorkommen, dass Robert was Anderes sagt als ich, weil Wrestling nicht die eine Sache ist. Es ist sehr komplex und es gibt sehr viele Sachen, die richtig sind. Natürlich gibt es auch sehr viele, die falsch sind. Wenn jemand von einer anderen Schule kommt, sehe ich halt direkt, wo die Technik anders ist. Und dann sage ich natürlich,“ hey, ich weiß, dass du das so gelernt hast, aber möchtest du es vielleicht mal mit diesem Weg probieren, weil…“ und dann gebe ich auch immer eine Begründung ab. Denn ich glaube, das ich nur fair, wenn ich sage, mit einer guten Begründung, warum ich die Sachen so machen würde. Also wenn ich sage, „das ist falsch, macht das so“, das ist ja auch nicht gerade die feine Gelsenkirchener Art, die ich dann an den Tag legen würde. Also ich bin da schon immer sehr offen. Ich hatte das noch nie in all den Jahren, ich bin jetzt seit 2016 im Trainerteam und ich hatte seitdem noch nie jemanden, der mit mir irgendwie – also das Diskutieren, das hatte ich noch nicht, zum Glück, aber ich glaube, dass das kommt auch nicht vor. Wir sind immer sehr respektvoll und wenn ich woanders trainiere, dann würde ich auch nicht sagen, „so, ne, ich mach das so“. Nein, man ist ja woanders im Training, um was dazuzulernen und andere Eindrücke zu bekommen. Das heißt, das sind nie irgendwelche Reibungen, also, das ist schon immer sehr respektvoll. Auch wenn Leute schon bei großen Ligen waren, die nehmen natürlich auch immer gerne unsere Techniken, unsere Tipps an, weil ich glaube, deswegen sind sie dann auch hier, um was man zu lernen, nicht um und mit uns zu diskutieren.

Katha: Du hast gerade gesagt, jede Wrestling-Schule hat so ihren eigenen Style. Was würdest du denn sagen, was macht euren Style aus, kann man das in Worte fassen? 

The Rotation: Ja, Stil im Sinne von die Coaches haben ihre Technik, die sie über Jahre gelernt haben und wir sind wirklich sehr vielfältig mit unseren drei Coaches. Wir sind auf jeden Fall sehr präzise. Bei uns kommt es immer auf Kleinigkeiten an und wir gehen sehr gut ins Detail. Auch unsere Techniken, die wir vermitteln, das ist Basiswissen, was wir für eine solide Wrestling-Karriere vermitteln. Das ist bei uns auf jeden Fall immer gegeben und natürlich können wir dann auf unsere individuellen Spezialitäten auch noch zurückgreifen. Se est von Peter, sei es von Robert oder von mir und dann können wir immer schön arbeiten und vor allem jedem auch noch für sich selbst was Wertvolles mitgeben. Wenn wir denken, „hey, wir können das und das machen“, dann machen wir das mit den Leuten, weil an Wissen mangelt es bei uns im Trainerteam nicht. Natürlich kann man auch als Trainer immer noch dazulernen. Aber wenn man zu uns kommt, dann ist der auf einem sehr guten Weg.

Katha: Ihr habt viele erfolgreiche Eigengewächse rausgebracht. Hast du einen heißen Tipp, wen wir gerade im Auge behalten sollten? 

The Rotation: Na ja, Elijah Blum, wenn er nicht das Carat gewinnt, oder? Also ich glaube, wir hatten noch nie ein talentierteren Wrestler als Elijah Blum in Deutschland, bis jetzt. Das macht mich natürlich persönlich wegen unserer Hintergrundgeschichte sehr stolz. Ich wünsche ihm, dass er so weit kommt, wie nur irgendwie geht. Aber jeder, sei es Norman Harras, sei es Anil Marik, damals mit Francis Kaspien oder jetzt unseren neuesten Debütanten wie Aeron und bald werden wir noch einen dazu haben – Danny Frey kommt auch noch dazu, der aktuelle Academy Champion. Glaube, ich habe jetzt keinen vergessen. Das gibt bestimmt auf die Finger. Ich habe bestimmt jemanden vergessen, aber es sei mir jetzt vergönnt, es ist Montagmorgen und es sei mir verzieht. Also, ich glaube, jeden, die mir bis jetzt hervorgebracht haben, der ist an und für sich auf einem richtig guten Weg eine erfolgreiche und langjährige Karriere zu haben. Da bin ich sicher, und ich habe da keine Zweifel, dass dann die Jungs, die das bis jetzt gemacht haben, auch noch sehr lange machen werden und sehr erfolgreich machen werden.

Katha: Apropos Karriere und lange Karriere. Wir machen mal einen Sprung in die Vergangenheit. Ich habe es schon in unserem Vorgespräch angekündigt, ich würde mit dir gerne über deine Zeit in Mexiko reden. Du hast dort 2015 trainiert und gewrestelt. Für Highflyer ist das quasi Mekka. Wie war denn deine Zeit dort und an was erinnerst du dich am besten? 

The Rotation: Das war, glaube ich, die spannendste Erfahrung, die ich machen durfte im Wrestling. Weil e so eine lange Zeit war und ich auch noch relativ frisch war. Und ja, zweieinhalb Monate in Mexiko trainieren und wrestlen, das ist schon, in dem jungen Alter war das für mich ein Riesending. Das hätte ich mir niemals träumen lassen und dann in so großen Arenen zu stehen, vor so viel Publikum. Das eine Mal in Tulancingo hatten wir 6000 Zuschauer in so einer riesen kolosseumartigen Arena, das war atemberaubend. All die Technik und Eindrücke und die Leute, die ich kennengelernt habe, das alles war einfach vom Erfahrungsschatz her unendlich wertvoll, würde ich sagen.
Was mir besonders in Erinnerung bleibt, sind die Leute, die ich da kennengelernt habe, mit denen ich viel auf Tour war. Und natürlich die spannenden Lucha Libre Sessions, die ich bei Leuten wie Skayler oder Ricky Marvin oder Aeroboy haben konnte. Das war echt was ganz Besonderes, und das werde ich – bestimmt habe ich schon viel vergessen davon, weil sonst würde ich jetzt nicht so viel überlegen müssen, weil es halt neun Jahre her ist – aber die schönsten Erinnerungen mit den Matches, mit den Trainings, mit den Leuten, die ich da kennenlernen durfte und was wir auf Tour erlebt haben. Das ist ja auch interessant, wenn man vier Tage am Stück wrestelt und dabei das ganze Wrestlingland oder das ganze große Lucha Libre-Land Mexiko bereisen kann und sehen kann, das ist ja was Spektakuläres. Die Eindrücke, die sind jetzt auch fast neun Jahre her, aber die liegen immer noch gut in Erinnerung. Was ich da am meisten mochte, waren die Shows mit den frenetischen Zuschauern. Es war einfach unfassbar laut und es waren unfassbar viele Leute und es war einfach eine komplett andere neue Erfahrung. Das werde ich für immer in besten Erinnerungen halten.

Katha: Was ist denn für dich der größte Unterschied zwischen den mexikanischen Luchas und den „normalen“ High Flyern? 

The Rotation: Da sind die Grenzen so ein bisschen verschwommen. Aber der Stil vom Lucha Libre, der ist wirklich anders als das traditionelle Wrestling, was man kennt. Jeder der sich irgendwie CMLL- oder AAA-Shows anguckt, der sieht auch, wie anders die Shows sind. Aber beim Lucha Libre-Stil da sind halt also die LLawes, der Schlüssel, die Aufgabegriffe sind total interessant, wie die Sachen genutzt werden. Und vor allem was auch, glaube ich, in meinem Stil sehr viel vorhanden ist, ist wie die Seile eingeführt werden in dem Stil. Also da macht man auch schon beim Warm-Up im Lucha Libre-Training verrückte Aktionen mit den Seilen, die man hier vielleicht einigen vom fortgeschrittenen Training zutrauen würde. Allgemein die ganzen verschiedenen Techniken und wie entspannt die ganzen Jungs da an die Sache rangehen und auch das Training, was auch komplett anders ist, als das, was man in Deutschland gekannt hat. Vor allem, weil ich auch mit Neunjährigen und mit Siebzigjährigen zusammen trainiert habe. Das ist einfach Tradition und im Blut, und das hat einfach einen Stellenwert da, den man hier in Deutschland niemals erreichen kann. Wäre wünschenswert, wenn es so wäre. Aber ja, die Eindrücke da waren schon sehr speziell und anders und ich kann es jedem nur ans Herz legen. Cooles Lucha Libre ist einfach eine unfassbare Show und begeistert, glaube ich, jeden.

Katha: Was ist denn deine Lieblingspromotion? 

The Rotation: Ja wXw oder meinst du jetzt in Mexiko?

Katha: In Mexiko. Entschuldigung, hätte ich dazu sagen sollen. 

The Rotation: AAA

Katha: Hat dich denn der mexikanische Stil am meisten beeinflusst – deinen eigenen Stil am meisten beeinflusst?

The Rotation: Die Einflüsse, auf jeden Fall. Das sind sehr viele – wenn man meine Matches guckt, da sieht man sehr viele Lucha Libre-Einflüsse, die ich auch nach all den Jahren noch gerne benutze. Vor allem, wie ich auch schon vorher erwähnt habe, das, was ich mit den Seilen mache, das habe ich in Mexiko kennengelernt und natürlich hat mich das schon immer begeistert, sonst glaub ich, wäre das für mich auch nicht so ein großer Traum gewesen. Als kleiner Junge Rey Mysterio anfeuern, das war schon das coolste und daher war das ja auch für mich was Besonderes, da sein zu können und die ganzen Luca Libre-Techniken zu lernen und jetzt quasi anzuwenden. Das hat mir schon extrem viel gebracht.
Und ach so, ich kann nochmal zur vorherigen Frage, was mit dem traditionellen Highflyern und dem Lucha Libre sagen – der Unterschied. Das Lucha Libre ist noch ein bisschen technikbasierter. Das Highflying, was man heutzutage kennt, das ist ja schon sehr auf dieses „ich bin jetzt zehn Minuten im Volldampfmodus“. Da kann man, glaube ich, dann auch noch die Unterschiede sehen. Das Lucha Libre, wo dann gern noch mal der eine oder andere Hold angesetzt wird, den man aus dem normalen Wrestling nicht so kennen würde.

Katha: Du bist teilweise mit Maske zum Ring gekommen. Hast du jemals ein Match mit Maske bestritten? 

The Rotation: Ja, wenn man den Rock’n‘Roll Wrestling Bash mitzählt, dann ja… Nein. Wobei ich hatte einmal bei einer Cult-Show, weil das noch Corona war, hatte ich auch mal eine Maske auf, aber das war auch dem geschuldet, dass alle meine Kontrahenten eine Maske aufhatten, also eine Lucha-Maske und dann wollte ich halt nicht außen vorstehen und hatte auch eine Maske auf. Nein, sonst hatte ich kein Match mit einer Maske. Das liegt vor allem daran, dass ich sehr klaustrophobisch bin und dieses beengte, das hat mir immer ein sehr unwohles Gefühl gegeben. Und deswegen nicht. Nein, für die Entrance ja, aber im Match nein.

Katha: Wäre für dich denn ein Gimmick-Wechsel beziehungsweise ein Namenswechsel zu einem ja „richtigen“ Namen etwas?

The Rotation: Das Ding ist, ich habe meinen Namen vom Parkour-Sport und wenn ich zum Parkour gehe, dann nehme ich auch Rotation. Also, ich find den Namen eigentlich immer ganz cool, aber was hättest du denn für Vorschläge, was ich für einen Namen nehme.

Katha: Ich wollte nicht sagen, dass ich unzufrieden bin. Mich hat es nur interessiert, ob du mal Lust hast, das auch zu ändern, aber das ist dann mit deiner Parkour-Erfahrung quasi verbunden?

The Rotation: Genau. Bei meinem Debüt hast du eigentlich auch einen coolen Namen, weil deinen normalen Namen kann man so schlecht fürs Wrestling verwenden und dann habe ich das so gesagt, „beim Parkour bin ich Rotation“. Ich fand das eigentlich auch ganz cool, also ich mag den Namen und der passt auch irgendwie zu mir und ich bin damit sehr zufrieden. Sollte ich irgendwann mal einen richtigen Namen annehmen, dann werden wir das wohl auch in ferner Zukunft sehen, aber, wie gesagt, bin jetzt noch sehr zufrieden.

Katha: Da ich auch persönlich sehr Parkour-interessiert bin, kann man Videos von dir irgendwo sehen?

The Rotation: Vom Parkour? Ja, auf meinem Handy. Nee, also Parkour-Videos online habe ich nicht. Ich kann mal ab und zu – ich weiß, ich bin was Social Media anbetrifft nicht der Renner- aber vielleicht könnt ihr mal folgen @TheRotation und also ich könnt mal, wenn ich das nächste Mal in der Parkour-Halle bin, kann ich mal vielleicht was posten. Aber nach meiner zweiten Handverletzung 2019, also ich habe mir 2011 schon den Diskus gerissen und dann 2019 das Kahnbein gebrochen, seitdem muss ich beim Parkour immer ein bisschen aufpassen. Bei Parkour, auch wenn man denkt, das geht mehr auf die Beine, man braucht eigentlich schon sehr viel die Hände, gerade für irgendwelche Walls oder welche Sprünge über Hindernisse, da sind die Hände schon sehr wichtig und da muss ich immer aufpassen, weil Wrestling ist mein Beruf und ich darf mich auch nicht verletzen oder mich nicht kampfunfähig machen für die nächste Show. Deswegen bin ich schon ein bisschen vorsichtiger. Aber generell könnte ich ab und zu mal ein paar Parkour-Videos posten. Wenn das interessiert, mache ich das natürlich.

Katha: Schreibt in die Kommentare. Ich leite weiter.

The Rotation: Genau, dann kann ich mal was vom Parkour posten. Genau aber sonst eher, also fürs Exposure ist eher schon Wrestling mein Ding. Parkour war schon immer eher ein Hobby. Ich muss dazu aber sagen, dass das Hobby auch nur dadurch entstanden ist, dass ich schon ganz früh mit Backyard-Wrestling angefangen habe und noch besser werden wollte. Dann dachte ich so, „hm, was könnte ich noch machen, damit irgendwie meine Bewegtheit noch besser wird“, weil ich habe schon im Kinderzimmer damals eine Vorwärtssalto geübt und dann auch auf Rasen einen Rückwärtssalto. Ich wollte dann noch besser werden und meinen Körper, Körperspannung oder meine körperliche Beweglichkeit noch auf ein neues Level bringen. Deswegen habe ich mit Parkour angefangen und ja, also falsch war es auf jeden Fall nicht und es macht auch Spaß. Macht es mir immer noch. Und auch cool, dass ich dadurch meinen Ringnamen übernehmen konnte. Also ja, da bin ich eigentlich damit zufrieden und ja schreibt in die Kommentare und dann seht ihr auch mal Videos von mir.

Katha: Ich will auch ein bisschen mit dir über die Zukunft sprechen. Wen sollte denn wXw mal in Zukunft für dich als Gegner verpflichten, um dich glücklich zu machen? 

The Rotation: Ich habe ganz weit oben auf meiner Liste auf jeden Fall Paul London, weil ich wegen dem mal 2010 zur wXw gekommen bin. Was ich tatsächlich auch auf Wrestling- Infos gelesen habe, das Paul London zur wXw kommt. Also auf jeden Fall Paul London. Leider tickt ja auch seine Uhr, aber der Junge ist noch fit und ich hoffe ich habe noch eines Tages mein Match mit ihm, vielleicht bei einer Anniversary Show, haben werde. Ansonsten natürlich mein Freund Speedball Mike Bailey, ist auch ganz weit oben. Gegen Jonathan Gresham würde ich auch noch total gerne wresteln und sonst bin ich eigentlich schon sehr zufrieden. Ich nehme jede Herausforderung, die kommt gerne an. Und natürlich muss ich noch gegen Elijah Blum in einer wXw-Show wresteln, aber ich nehme was kommt und wenn Paul London einmal auf mich wartet, dann bin ich natürlich zur Stelle.

Katha: Hast du noch eine To-Do-Liste an Ländern, in denen du gerne Matches haben würdest? 

The Rotation: Das ist ein interessanter Punkt, Reisen ist schon ganz cool. Ich bin tatsächlich schon in sehr vielen Ländern gewesen. Allerdings muss ich auch sagen, dass das Wrestling hier bei wXw mit am meisten Spaß macht und ich das am coolsten finde. Ich mag das, wie wir hier alle an einem Strang ziehen. Deswegen bin ich eigentlich sehr zufrieden. Aber ich möchte noch nach Japan. Einfach weil ich das Land toll finde, weil alles so respektvoll sind und natürlich Wrestling in Japan ist auch eine große Nummer. Aber ich glaube sonst anderes als Japan ist sonst nichts mehr, wo ich denke, „da muss ich unbedingt hin“. Vielleicht noch Kanada, aber ich bin halt schon hier sehr zufrieden und ich hoffe, dass wir das wXw-Produkt noch irgendwann auf ein neues Level heben können, dass wir noch mehr Zuschauer erreichen, noch größere Hallen spielen können. Aber ja, ein Wunschland, wo ich unbedingt mal wresteln möchte, habe ich tatsächlich nicht mehr außerhalb Japan.

Katha: Hast du schon konkrete Pläne für nach dem 16 Carat Gold-Wochenende?

The Rotation: Na ja, hoffentlich weiterhin den Shotgun Title verteidigen. Konkrete Pläne nicht, nee. Einfach weiter hart arbeiten und dann nehme ich natürlich jedes Booking, was kommt. Aber ich habe auf jeden Fall jetzt erstmal Carat vor und was dann kommt, dafür bin ich ein zu spontaner Mensch. Ich weiß jetzt schon, dass ich ein paar Seminare noch im April anbieten werde. Aber ich bin wirklich zu spontan, dass ich mir um ein „was macht The Rotation in einem Jahr“ Gedanken mache. Also ich bin voll auf das 16 Carat Gold fokussiert, bereit dafür und die Vorfreude ist schon gigantisch.

Katha: Bei mir auch. Es hat sich so eingebürgert, dass ich am Ende meiner Interviews eine Entweder-oder-Frage stelle. Meine Frage an dich: Wenn du nur eines haben könntest, würdest du entweder Coach bei der WWE werden oder ein Titel deiner Wahl, aber außerhalb der Big Leagues gewinnen?

The Rotation: Gibt es noch eine andere Frage? [lacht]

Katha: Spontan.

The Rotation: Zählt wXw als Big League?

Katha: Ich dachte jetzt wirklich eher an WWE, AEW, NJPW…

The Rotation: Dann ein Titel bei einer anderen Promotion als eine von den Big League zu gewinnen. Einen großen Titel.

Katha: Also bei wXw. Du bist World Champion werden?

The Rotation: Oder anderen Titel. Vielleicht auch beides in einem, man weiß es nicht.

Katha: 2025, vielleicht sprechen wir uns dann wieder. Ist aber ein guter Abschluss. Das war nämlich auch schon alle meine Fragen. Ich danke dir vielmals, dass du sie so ausführlich beantwortet hast und ich wünsche dir natürlich ganz viel Erfolg bei dem Carat-Wochenende, dass du deinen Titel verteidigst und ich freue mich darauf, dich zu sehen. 

The Rotation: Ich bedanke mich auch ganz herzlich für deine Zeit und für die Zeit natürlich, die die Zuschauer und Zuhörer und Leser sich genommen haben. Und ich hoffe, man sieht sich beim 16 Carat oder sonst wo wir auch auf Tour sind oder vielleicht mal hier sonntags kostenlose Probetraining info@wresting-academy.de und ihr seid schon in diesem Ring da hinten in Windeseile, wenn ihr Namen Gelsenkirchen wohnt, oder mal zu uns reist.

Katha: Dann auch mal von mir. Vielen Dank an alle Zuschauer, schaut euch auch unsere anderen Interviews an, die wir in der 16 Carat Gold-Reihe gemacht haben und wir hören oder sehen uns beim nächsten Mal. Tschaui. 

 

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