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Buchrezension – Crazy Is My Superpower von A.J. Mendez Brooks

31.12.22, von Benjamin "Cruncher" Jung

Autor: AJ Mendez Brooks | Titel: Crazy Is My Superpower: How I Triumphed by Breaking Bones, Breaking Hearts, and Breaking the Rules
Verlag: Crown Archetype | Erscheinungsdatum: 4. April 2017
Seitenanzahl:  288 | Sprache(n): Englisch

 

Buchrückseite

Everything I was told should be my greatest insecurities and weaknesses, everything that I’ve been labeled—SHORT, NERDY, SKINNY, WEAK, IMPULSIVE, UGLY, TOMBOY, POOR, REBEL, LOUD, FREAK, CRAZY—turned out to be my greatest strengths. I didn’t become successful in spite of them. I became successful because of them.

Growing up AJ was a quiet girl trying to act “normal” when she felt anything but. As her family struggled with drug addiction, poverty, and mental illness, she found escape through comic books and video games, and was inspired by the tough and unconventional female characters. It wasn’t until she discovered pro wrestlingthat she learned superheroes could be real.

Determined to become the superhero she’d always admired, AJ trained and sacrificed for years to achieve her dream of wrestling professionally. Yet she quickly faced industry pressure to play the role of the damsel in distress and to dress more provocatively to cater to male fans. But she fought back and created an ass-kicking alter ego that was a genuine representation of herself: nerdy, enthusiastic, and a little bit crazy.

With humor and tremendous heart, AJ opens up for the first time about her harrowing struggle to understand her demons and the mental illness diagnosis that helped her gain control over her life. What most people view as a hardship, AJ embraced as inspira­tion for her superhero persona, shattering the stigma attached to mental illness.

Charting her journey from a scrappy girl in an unstable home to an empowered wrestling champion, Crazy Is My Superpower is an un­flinchingly honest story and brave confessional about her long road to self-acceptance.

 

Autor

A. J. Mendez Brooks war bis zu ihrem Rückzug aus dem aktiven Wrestling-Business in 2015 Wrestlerin vor allem bei WWE unter dem Namen AJ Lee und vorher bei FCW/NXT aktiv. Mittlerweile arbeitet sie hauptsächlich als Autorin, aber auch als Executive Producer und Kommentatorin bei der Wrestling Promotion Women of Wrestling (WOW).

 

Inhalt

A.J. Mendez Brooks beschreibt in „Crazy Is My Superpower“ ihren Kampf mit psychischer Erkrankung – sowohl in ihrer Familie als auch ihren eigenen Weg. Dabei erzählt sie detailliert von ihrer Kindheit, geht aber auch auf ihre Zeit im Wrestling-Business insbesondere ihre Zeit bei WWE ein.

 

Zitate

„The hardest thing in the world is to accept that something is wrong with you, face the uphill road to recovery ahead, and realize that none of it makes you less than human. I had been so scared to end up as sick as my mother, I had refused to notice the warning signs. I wanted to think that I had little bouts of depression caused by the heavy situations in my life, but that was not the truth. The truth was, I was bipolar. And I had been for several years. The only difference between me and my mother was that I was catching the culprit early on. I had a chance to end up differently.“

„I feel with every ounce of my body, and nothing can stop me from raising my voice. I do not fear fighting for what is right. I do not fear standing up, even if I have to stand alone. I am beautiful when I am confident enough to be ugly. I am stronger when I am vulnerable. And I will never apologize for any of that. There is endless power in giving zero fucks. There is endless power in being a crazy chick.“

 

Rezension

„Crazy Is My Superpower“ beginnt mit der Kindheit von AJ. Sie beschreibt sehr detailliert ihre Beziehung zu ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern und wie instabil ihr Zuhause war. Dabei bemüht sie sich aus der Perspektive eines Kindes zu erzählen. Insbesondere geht sie am Anfang auf die psychischen Probleme ihrer Mutter aber auch ihre eigenen beginnenden Symptome ein. Sie erzählt zwar teilweise chronologisch, strukturiert viele Kapitel aber nach Aspekten in ihrem Lebens, wie zum Beispiel die Beziehung zu ihrer Mutter und welche Rolle Wrestling und Superhelden in ihrem Leben spielen. Im ersten Drittel des Buches macht es das teilweise schwierig dem Ablauf zu folgen. Sie benennt an nur wenigen Stellen, wie alt sie zu dem Zeitpunkt ist. Erst nach etwa der Hälfte des Buches, wenn sie die Highschool beendet hat, kann man sie vom Alter her besser einordnen. Zudem beginnt sie ab diesem Moment chronologischer zu erzählen.

Das Wort „Biploar“ fällt erst mit der Diagnose ihrer Mutter, nach etwa der Hälfte des Buches. Ihre Diagnose steht erst etwas später fest. Bis zu dem Zeitpunkt hat man eine grobe Vorstellung von dem Krankheitsbild, AJ gibt aber nie eine genaue Definition.

Wrestling findet man erst nach etwa Zweidrittel des Buches, als Teil ihres Lebenslaufes. Dabei geht es weniger um Matches und mehr um ihren Werdegang und die Hindernisse, die sie überwinden musste, als Frau und als jemand, der Anfang der 2010er Jahre keine „sexy Model“ war. Wer ihren Werdegang im Wrestling kennt, kann ihre Erzählungen gut einordnen, für solche, die sich nicht auskennen, spielt es aber im Gesamtkontext keine Rolle. Es geht um ihre persönlichen Kämpfe und weniger um die Kämpfe im Wrestling.

Gegen Ende des Buches gibt es einige Kapitel, in denen sie versucht ihren Standpunkt zu Feminismus und psychischen Erkrankungen zu vermitteln. Ersteres hat einen belehrenden Charakter, bei dem sie nicht zwischen ihren Erfahrungen und den Erfahrungen anderer trennt.

Der Schreibstil von AJ ist eher unkonventionell. Sie verwendet sehr viel gesprochene Sprache, macht Witze und beschreibt auch unschöne Szenen ohne Zurückhaltung. Vor allem die Abschnitte über Armut und Gewalt werden sehr explizit beschrieben. Meist so ausführlich, dass es darauf ausgelegt zu sein scheint, den Lesenden zu schockieren. Trotzdem lässt sich das Buch sehr flüssig lesen und man erhält das Gefühl, dass AJ mit einem persönlich spricht. Statt rational ihre Erlebnisse zu berichten, versucht sie ihre emotionale Perspektive zu vermitteln.

 

Fazit

Ich hatte zunächst Probleme in einen Lesefluss zu kommen, da AJ zu Beginn von „Crazy Is My Superpower“ nicht chronologisch erzählt und es schwieriger ist, sich in sie hineinzuversetzen, aber ihr Schreibstil und ihre humorvolle Art haben mich am Ball gehalten. Mit der Zeit wächst man sozusagen in das Buch hinein und setzte sich neben die Autorin, die einen sehr tiefen Einblick in ihre Gefühl- und Gedankenwelt zulässt. Genau das ist es auch, was dieses Buch ausmacht. AJ lädt die Lesenden dazu ein, mit ihr zusammen das Leben mit psychischer Erkrankung, sowohl die eines nahen Verwandten als auch ihr Eigene, hautnah zu erfahren.

Ihr Buch würde ich nicht als Wrestling-Biographie betiteln. AJ hatte zwar einen großen Impact aufs Womens Wrestling, aber im Buch geht es nur am Ende darum. Stattdessen macht sie sich insgesamt für psychsiche Erkrankungen und Frauen allgemein stark, leider bis hin zu einer unangenehmen lehrenden Konnotation, die an Stellen schon in Slutshaming abdriftet. Das dies nicht ihre Intention ist, sieht man aber an den Stellen, an denen sie über befreundete Frauen spricht.

Insgesamt ist „Crazy Is My Superpower“ mehr ein Buch, um AJ als Menschen kennen zulernen und ihren Umgang mit ihrer bipolaren Störung als über ihre Wrestlingkarriere. In meinen Augen ist das kein Grund das Buch nicht zu lesen, im Gegenteil es öffnet die Möglichkeit auch für nicht Werstlingfans AJ kennenzulernen und sich über ein Tabuthema zu informieren und vielleicht sogar die Angst davor zu verlieren offen über psychische Erkrankungen zu reden.

Anmerkung zur englischen Sprache: Der Sprachstil ist nicht hochkomplex, beinhaltet aber viel „gesprochene Sprache“ und blumige Ausdrücke. Wer gerne englischsprache Filme/Serien sieht wird keine Probleme haben, allen anderen empfehle ich, sich eine Leseprobe anzusehen. Mit mittleren Englischkenntnissen muss man wahrscheinlich einige Wörter googeln.

 

Bewertung: ****

 




1 Antwort auf „Buchrezension – Crazy Is My Superpower von A.J. Mendez Brooks“

Uli sagt:

Interessant: ein Rezension über 5 Jahre nach Erscheinen des Buches. Ich hab es schon vor ca. 4 Jahren gelesen. Ganz nett, muß man aber nicht gelesen haben.

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