WWE-Vorstand untersucht angebliche Schweigegeld-Zahlungen von Vince McMahon: Wurden Affären vertuscht und verstieß der Chairman gegen Firmenrichtlinien?

– Ein am gestrigen Mittwoch veröffentlichter Artikel des Wall Street Journals bringt Vince McMahon nun mächtig in Bedrängnis. Das Board of Directors der Company überprüft seit April eine Schweigegeld-Zahlung in Höhe von insgesamt 3 Millionen US-Dollar von Vince an eine ehemalige WWE-Angestellte, mit welcher er eine Affäre gepflegt haben soll.

Die Zahlung soll im Januar 2022 erfolgt sein und die Trennungsvereinbarung verbietet der ehemaligen Anwaltsgehilfin, über ihre Beziehung zum WWE Chairman & CEO zu sprechen oder ihn in irgendeiner Weise zu verunglimpfen. Vereinbart wurde eine Einmalzahlung in Höhe von einer Million Dollar und die Aussicht auf weitere zwei Millionen in den kommenden Jahren. Die Angestellte soll aber schließlich gekündigt haben, weil sie verängstigt gewesen sei.

Der WWE-Vorstand gibt an, dass die Beziehung zwischen McMahon und der 2019 eingestellten Mitarbeiterin einvernehmlich war. Im April begann man mit Ermittlungen gegen McMahon und seitdem wurden weitere Zahlungen entdeckt.

Die Untersuchung hat demnach frühere Vertraulichkeitsvereinbarungen von ehemaligen WWE-Mitarbeitern aufgedeckt, in denen nicht nur McMahon, sondern auch WWE Head of Talent Relations John Laurinaitis Fehlverhalten vorgeworfen wird. Es ist nicht bekannt, wie viele Vereinbarungen durch die Ermittlungen aufgedeckt wurden. Die Gesamtsumme der gezahlten Vertraulichkeitsvereinbarungen muss noch von der Behörde ermittelt werden, aber eine Quelle gab an, dass sie in die Millionen geht.

Die Ermittlungen ergaben auch, dass McMahon private Gelder für die Bezahlung der ehemaligen Mitarbeiterinnen verwendete. Diese wurden aber nicht nur für Beschwerden gegen McMahon selbst verwendet, vielmehr zahlte Vince auch für die Vergleiche von John Laurinaitis. Laut McMahons Anwalt Jerry McDevitt wurden hierfür keine WWE-Gelder verwendet.

Die Untersuchung des Vorstands konzentriert sich zwar hauptsächlich auf die Abfindungen an die ehemaligen Mitarbeiter, soll aber auch die Personalprogramme der WWE sowie die Unternehmenskultur insgesamt untersuchen.

Laut Brandon Thurston von Wrestlenomics hat WWE ein internes Memo an alle Mitarbeiter geschickt, in dem die Situation angesprochen wird. „Das Wall Street Journal hat einen Bericht über WWE mit Anschuldigungen veröffentlicht, die wir und unser Vorstand ernst nehmen“, heißt es in dem Memo. „Wir kooperieren voll und ganz mit der unabhängigen Untersuchung, die von unserem Vorstand eingeleitet wurde.“

Quellen, mit denen Fightful.com mittlerweile über das Thema sprach, wiesen darauf hin, dass die angebliche Beziehung zwischen Vince McMahon und der Anwaltsgehilfin von vielen in der Firma bereits vermutet wurde. Die Frau erhielt im Zeitraum der WWE-Kürzungen im April 2021 eine erhebliche Beförderung. Konkret heißt es, dass sie in jenem Frühjahr von der Assistentin von John Laurinaitis zu einer „Direktorin“ befördert wurde.

Diejenigen bei WWE, mit denen Fightful unter der Bedingung der Anonymität gesprochen hat, stimmten sofort mit den ersten Annahmen überein, dass dies die größte Bedrohung für Vince McMahons Position bei WWE seit dem Steroidprozess vor fast drei Jahrzehnten ist. Man geht innerhalb von WWE auch davon aus, dass die Ermittlungen John Laurinaitis den Job kosten werden. Die Rede ist sogar von einem „weiteren Sündenbock“, der für Vince den Kopf hinhalten muss. Dennoch könnten die Ermittlungen einen Dominoeffekt auslösen. Man glaubt, dass Vince hart um seine Position kämpfen wird, während Laurinaitis nur der Rücktritt übrig bleiben wird.

Es sollte angemerkt werden, dass weder McMahon noch Laurinaitis eines Verbrechens angeklagt wurden. Aber WWE unterwirft sich einem öffentlich einsehbaren „Code of Business Conduct“, der ein belästigungsfreies Arbeitsumfeld garantieren soll. Dieser verbietet den Verantwortlichen, die Zubilligung oder das Angebot eines Arbeitsverhältnisses als Gegenleistung für persönliche Intimität. Sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, dann hätten Vince McMahon und John Laurinaitis gegen diese Firmenrichtlinien verstoßen.

Laut PWInsider und Wrestling Observer herrscht bei WWE heute trotz der Anschuldigungen eine „Business as usual“-Mentalität vor. Sowohl McMahon als auch John Laurinaitis werden auch bei den morgigen „WWE Friday Night SmackDown“-Tapings erwartet.

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