Puroresu Thoughts: Wie FREEDOMS mir wieder Spaß brachte

15.01.22, von Benjamin "Cruncher" Jung

Quelle: New Japan Pro Wrestling, Pro Wrestling NOAH, All Japan Pro Wrestling

Puro Podcaster Chris (Gazza) gibt seine Eindrücke zum Geschehen im japanischen Wrestling, bei Lust und Laune auch zu anderen Kram, in der neuen Kolumne „Puroresu Thoughts“ zum Preis. Selbstverständlich ist die Kolumne rein subjektiv, anders als zum generellen Newscontent auf wrestling-infos.de.

Manchmal sind es die kuriosesten Zufälle die einen ans Ziel bringen. Im letzten Jahr hat mich oftmals die Lust am Wrestling im Stich gelassen, vieles was ich früher noch so toll fand konnte mich einfach kaum noch unterhalten. Habe ich früher noch so jede „road to show“ von New Japan verschlungen, waren schon die „big events“ eine größere Qual als zuvor. Durch die Geburt des zweiten Kindes und eines anstehenden Jobwechsels kam die Lust erst wieder als ein guter Kumpel, nennen wir ihn einfach mal Steffen, mir von einer Promotion namens FREEDOMS erzählte. „Hey Chris, du musst dir die neuste Show von FREEDOMS anschauen. Es wird dir gefallen! Du magst Deathmatches? Check. Du magst logisches und simples Booking? Check. Du magst gut inszenierte Charaktere? Check.“ So kam ich Steffens Rat nach und schaute mir ein paar Shows an und was passierte? Ich empfand wieder Spaß. Ja dort sprang kein Hiromu Takahashi mir ohne Furcht entgegen, kein Tetsuya Naito füllte die Shin Kiba 1st Ring mit seinem Charisma und kein Kazuchika Okada verpasste seinen Gegnern eine Lariat nach der anderen und doch packte mich die Faszination so sehr, dass ich mir auch ältere Shows aus den Jahren 2014 oder 2017 reinzog.

Doch wie konnte das passieren? Das logische und simple Booking ist einer der Punkte. Du weißt wer deine Topstars sind, du weißt wer unten auf den Cards steht und jeder kennt seinen Platz. Letztes Jahr konnte man zudem noch den Aufstieg des hauseigenen Jungspunds Tomoya Hirata begutachten, der seinen ersten World Titleshot hatte und am Jahresende sich sogar die Tag Team Championship sichern konnte. Weiteres Beispiel gefällig? Stichwort Rina Yamashita. Die 32 Jährige ist die erste Frau die Deathmatches mit Männern bestreiten und wie! Anders als bei vielen US-Amerikanischen Promotions bookt FREEDOMS Yamashita dir nicht blind auf den Bauch, bookt sie nicht übermäßig wie „Superwoman“ sondern ganz gezielt und in Maßen so, dass man ihr einen realen Kampf zutrauen könnte. Es ist wirklich ein goldenes Händchen. Speaking of Rina werde ich das heute erschienene Titelmatch zwischen King Of FREEDOM Champion Jun Kasai und Rina Yamashita unten anhängen.

Ein weiterer spaßiger Vorteil ist definitiv die Länge der Cards bzw. Matches. Je nach Wichtigkeit der Show sind die Events maximal mit sechs Matches bestückt, bei unwichtigeren Shows manchmal sogar nur fünf. Das ergibt eine völlig angenehme Länge von maximal zwei Stunden Show, eine willkommene Abwechslung zu den typischen New Japan oder Pro Wrestling NOAH Shows. Die Main Events schwanken meistens zwischen 15-25 Minuten, ebenfalls eine sehr schöne Länge. Vierzig plus Minuten Main Events nur um Zeit zu strecken wird man bei FREEDOMS vergeblich suchen.

Was bekommt ihr überhaupt zu sehen bei FREEDOMS? Ganz oben auf der Liste stehen die Deathmatches. Auch wenn Takashi Sasaki, Gründer der Promotion, nie eine reine Deathmatch Promotion sein wollte haben gerade diese die Promotion ins Rampenlicht befördert und auch vor dem finanziellen Aus gerettet. In den ersten Jahren der Promotion waren die Zuschauerzahlen eher dürftig, der charismatische Deathmatch Wrestler und amtierende „KFC“ Champion Jun Kasai brachte FREEDOMS und den High-End Deathmatch Stil nach oben. Der eben angesprochene High-End Stil ist immer eine Ecke besser, brutaler und kreativer als die Deathmatches bei Konkurrent Big Japan, genauer gesagt sind die beiden Stile absolut kein Vergleich. Die großen Stars der Deathmatch Riege sind Jun Kasai, Masashi Takeda, Toru Sugiura, der Mexikaner Violento Jack und die von Big Japan gekommenen, wenn auch beide ohne Vertrag sind, Takayuki Ueki und Toshiyuki Sakuda. Was gibt es außerhalb dieser Kämpfe noch so?

Neben den „Todeskämpfen“ gibt es noch zwei weitere Titel im Hause FREEDOMS: Die King Of FREEDOM Tag Team titles wechseln gerne mal die Besitzer zwischen den verschiedenen Stilen, mal sind Deathmatch Kämpfer die Titelträger, es gab jedoch auch Champions die sich ausschließlich auf normale Wrestlingkämpfe spezialisieren. So mussten die Langzeitchampions Mammoth Sasaki, ein Veteran von FMW oder Apache, und Violento Jack ihre Titel oftmals in normalen Kämpfen verteidigen wenn die Gegner GENTARO oder Yuya Susumu hießen. Apropos GENTARO und Susumu, der letzte Titel im Bunde ist die UWA World Junior Heavyweight Championship. Der Titel hat seinen Ursprung in Mexiko und wanderte über die Jahrzehnte über Puerto Rico nach Japan und hat sein Zuhause seit 2016 bei FREEDOMS. Der aktuelle Titelträger ist Veteran Tatsuhito Takaiwa, der auch schon Junior Champion bei New Japan, ZERO1 und NOAH gewesen ist.

Die Mischung macht’s einfach für mich. Du hast deinen spaßigen Undercard Klamauk mit den Brahman Brüdern oder Dragon Libre, mit dem keiner teamen möchte und alle jeder angewidert zu sein scheint, Junior Heavyweight Kämpfe und just danach steigert sich die „Gewalt“ von Hardcore bis hin zu den Deathmatches. Wer absolut nichts für Deathmatches über hat wird mit FREEDOMS wahrscheinlich auch nicht warm werden, dennoch gibt es einen gewaltigen Unterschied in der Qualität die bei FREEDOMS nun mal gegeben ist. Der etwas andere Blog also für diesen Moment. Bleibt gesund!




6 Antworten auf „Puroresu Thoughts: Wie FREEDOMS mir wieder Spaß brachte“

Worthless sagt:

Die Liga verfolge ich auch unregelmäßig. Hatte damals noch Tajiri’s Liga SMASH regelmäßig verfolgt und dadurch unter anderem die Brahman Brothers kennen gelernt (ne lustige Promo gibt es noch bei der Tube, Empfehlung). Als die Liga dann leider 2012 dicht machte hatte ich mich vor allem mit BJW beschäftigt. Dann lernte ich auch noch Jun KAsai kennen, schaute Wrestle-1 und GCW und landete dann 2019 auch bei FREEDOMS.

Also abgesehen davon, dass ich nicht immer mit der Kameraarbeit zufrieden bin, gibt es kaum etwas auszusetzen und kann dem Kern des Ganzen zustimmen: FREEDOMS macht Spass und wer Deathmatch Wrestling mag sollte da auf jeden Fall mal reinschauen und vielleicht auch mal bei der Liga 666 nen Abstecher machen (persönliche Empfehlung): https://twitter.com/triplesix666 oder https://www.youtube.com/channel/UC03SAFsdCMkcUlVVTKmilYA

Aces sagt:

Klingt sehr interessant. Wo kann ich mir den Freedoms ansehen? Bzw. kann ich’s wie NJPW streamen?

Gazza sagt:

@Aces: Leider eher bisschen komplizierter. Die meisten Shows laufen auf niconico (https://twitter.com/nicopro_english) und die Shows die auf SamuraiTV kommen eben auf nicht ganz legalen Weg leider nur.

Aces sagt:

@Gazza. Oh ok. Trotzdem danke für die schnelle Antwort 👍🏻👍🏻

Worthless sagt:

@Gazza: Ja das ist etwas was mich etwas nervt. Man kann und will bezahlen, kann aber aus rein technischen Gründen nicht. Gerade japanische Kleinstligen wie 666 sind sehr schwer zu verfolgen, weil die Shows zwar aufgenommen, aber teilweise gar nicht zum Stream angeboten werden.

Worthless sagt:

Es wäre super praktisch, wenn es sowas wie ein japanisches Fite.tv gäbe bei dem alle kleineren japanischen Ligen unter einem Hut streamen und auch lateinisches Buchstaben zum Einsatz kommen. 🙂

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