Puroresu Thoughts: Quo Vadis NJPW? Die doppelten Wrestle Kingdom Tage

26.12.21, von Benjamin "Cruncher" Jung

Quelle: New Japan Pro Wrestling, Pro Wrestling NOAH, All Japan Pro Wrestling

Puro Podcaster Chris (Gazza) gibt seine Eindrücke zum Geschehen im japanischen Wrestling, bei Lust und Laune auch zu anderen Kram, in der neuen Kolumne „Puroresu Thoughts“ zum Preis. Selbstverständlich ist die Kolumne rein subjektiv, anders als zum generellen Newscontent auf wrestling-infos.de.

Nur noch wenige Tage sind es bis das neue Jahr mit der wohl besten Show des Jahres eröffnet wird: Es ist wieder Wrestle Kingdom Zeit! Das New Japan Jahr wird traditionell am 4. Januar mit einer Show im Tokyo Dome beendet, während wiederum das neue New Japan Jahr eigentlich immer am 5. Januar begann, das ist jedoch erst einmal vorbei. Seit WK14 (2020) beschloss man bei Bushiroad, dem Haupteigentümer vom King of Sports, die große Show auf einen weiteren Tag auszudehnen und da sind wir auch bei einem großen Problem meinerseits.

Ich müsste lügen wenn ich sage, dass mir die zwei vergangenen Wrestle Kingdom Jahre nicht gefallen hätten. Natürlich war es unfassbar spannend zu sehen wie Tetsuya Naitos „Redemption Story“ endlich kulminiert ist bei Wrestle Kingdom 14 oder das Kota Ibushi ein Jahr später sich endlich den IWGP Heavyweight Titel sichern konnte und sogar seinen Dämon Jay White am zweiten Tag endlich geschlagen hat. Natürlich wird Wrestle Kingdom auch weiterhin das Finale vieler Fehden sein, doch irgendwas fehlt..

Die Magie! Im Podcast (unten verlinkt) habe ich es schon angesprochen gehabt, aber mir fehlt mittlerweile die Magie bei Wrestle Kingdom, das excitement für diese eine Show des Jahres. Während ich früher mir immer den 4. Januar (und den darauffolgenden Tag für den New Year Dash!) frei genommen habe, mir immer ein dickes Frühstück kredenzte und genüsslich den New Japan Ranbo schaute, ist es aktuell so überhaupt nicht der Fall. Den freien Tag hab‘ ich mir geschenkt, das Frühstück entfällt und den Ranbo werde ich dann auch skippen.

Während noch 2019 die Card top to bottom gespickt war mit Titelkämpfen, Matches von Feinden oder Superfights, können wir uns jetzt, wieder mal, Multi Man Kämpfe anschauen zwischen den Chase Owens und Co. dieser Sphären. Es ist wirklich schade denn, wenn wir den Geld und Business Aspekt seitens Bushiroad mal ausblenden, hätte grade nach diesen schweren Pandemie Jahren, wo New Japan einige Fans im Westen einbüßen musste, eine große Matchcard eines eintägigen Wrestle Kingdom Events Wunder wirken können.

Doch ganz so negativ behaftet möchte ich den ersten Teil von „Puroresu Thoughts“ eigentlich gar nicht gestalten, denn mit der Rückkehr von Katsuyori Shibata, Titelkämpfen zwischen Hiromu Takahashi und El Desperado oder dem „Dreiergespann“ Kazuchika Okada, Shingo Takagi und Will Ospreay klingt das alles zu lecker um überhaupt nicht einzuschalten. On top bekommen wir noch drei Tage später eine Joint Show zwischen Pro Wrestling NOAH und New Japan, ein Anfang den man unter dem Ex-Präsident Harold Meij in hundert Jahren nicht bekommen hätte. Wenn wir uns die Cards für die ersten beiden Tage nämlich genauer betrachten, sind die Wrestle Kingdom würdigen Matches natürlich deutlich in der Überzahl zu unwürdigeren Kämpfen wie ein Six Man Tag Team Match am ersten Tag. Auch wenn das House of Torture uns lange genug gefoltert hat, hat das Gespann doch seine Daseinsberechtigung in der Show und ich kann definitiv drüber hinweg sehen, oder sagen wir mal, zugeben dass ein EVIL schon würdig genug ist um im Dome zu stehen. Mein persönliches Highlight, wenn wir Match Qualität mal bei Seite schieben, ist natürlich Katsuyori Shibatas Rückkehr.

Shibata wieder zurück zu sehen erfreut wahrscheinlich jeden Fan der japanischen Kampfkunst. Sein letztes offizielles Match gegen Kazuchika Okada bei Sakura Genesis 2017 habe ich damals live angeschaut und ich erinnere mich noch sehr gut daran. Ich bin absolut happy, auch wenn mir etwas angst und bange wird, dass hier wieder einige Leute enttäuscht sein werden. Im Podcast habe ich auf Kazushi Sakuraba getippt. Die beide haben eine Historie miteinander als Gegner und Partner im Team Laughter7 und ich denke dass das sehr spaßig werden könnte und vor allem sicherer als ein Match gegen einen positiv verrückten wie Kota Ibushi.

Apropos Sakuraba, die Card für den dritten Tag von Wrestle Kingdom der im Zeichen von NJPW vs. NOAH steht, enttäuschte auch hier wieder einige Leute auf social media. Wenn man das japanische Wrestling nicht erst seit kurzem verfolgt, sollte wahrscheinlich jedem klar gewesen sein, dass wir genau solche Multi Man Kämpfe bekommen werden. Andererseits verstehe ich jeden der sich auf den Zug gesetzt hat nachdem die beiden Promotions kleine Videopakete zeigte, in welchem die jeweiligen Wrestler sich gegenseitig an den Karren pinkelten. War da mehr drin? Mit Sicherheit! Denn gerade im Hinblick auf die Pandemie, wo Leute leiden und sich nach jedem noch so positivem sehnen, wäre es ein wahnsinnig großes Zeichen gewesen die „Wrestling Politik“ der alten Zeiten einfach mal beiseite zu schieben. Schade! Erwartet habe ich das natürlich absolut nicht, meine Erwartungen waren sogar so niedrig, dass ich die aktuelle Card sogar recht ansprechend finde. Die Zusammenstellung von vielen Teams und Gegnern mit Historie ist wirklich oft gegeben, beispielsweise stehen sich Yoshinari Ogawa und Zack Sabre Jr. gegenüber, beide hielten zusammen die GHC Jr. Tag Team Titles bei NOAH oder die ehemaligen Rivalen Hayata und Taiji Ishimori werden aufeinander treffen und noch einiges mehr. Dennoch ist ein Anfang vielleicht gemacht von Promotions aus Japan die wieder mehr zusammen arbeiten, denn auch eine All Japan vs. New Japan Show ist im April angesetzt.

Ob mich das Wrestle Kingdom Fieber noch im Vorfeld packen wird weiß ich wirklich nicht. Spätestens wenn die Kameras angehen im legendären „Eggshell“ werde ich dann wohl doch wieder gespannt vor der Flimmerkiste sitzen.. Zu mindestens nach der Arbeit.




3 Antworten auf „Puroresu Thoughts: Quo Vadis NJPW? Die doppelten Wrestle Kingdom Tage“

Waylon Mercy sagt:

Toller Beitrag, kann ich gut nachvollziehen.

Mein Highlight war 2019, um ehrlich zu sein der Abgang der kompletten Elite riss mir ein Loch ein. Der Mix Japan-Westlich war einfach grandios wie die Jahre davor mit Devitt, Anderson, Jericho, Fish, Cole, Riley, War Raiders, AJ… Auch wenn White, Ospreay etc genial sind das konnte NJPW danach und seither nicht mehr ansatzweise bringen. Als reiner Japan Fan vielleicht egal.

PS Evil ist für mich DER überbewertetste Mann in 2020 gewesen. 🙂

Gazza sagt:

Danke dir für deinen Beitrag Waylon!

Der Weggang der Elite hat natürlich, vor allem im Westen, ein großes Loch rein gerissen. Auch ich als jemand der gar kein Fan der Elite ist muss das einfach zugeben. Im Endeffekt ist es auch meckern auf echt hohen Niveau was wir hier machen, denn ich wüsste nicht welche Promotion ein solches Hoch auf so lange Zeit gehabt hat. Das war schon eine Ära seit 2011/12.

HansihinterLader sagt:

Da bin ich bei Euch. Mir fehlt momentan auch der Star von außerhalb. Die Mischung war früher fantastisch.

Corona ist sicher auch Schuld. Man hat momentan auch nicht so die Möglichkeit mit der Mischung von Amerika nach Japan auf Grund von Reiseverboten und Visas.

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