Heute debütiert die neue Wrestling-Serie „Heels“ – W-I hat für euch einen Blick auf die ersten vier Folgen geworfen: Was taugt das Format? Wie wird Wrestling dargestellt? Und last but not least: Wie schlägt sich Gaststar CM Punk? (Podcast / Artikel)

15.08.21, von Benjamin "Cruncher" Jung

Eva Rinaldi creator QS:P170,Q37885816, CM Punk 2, bearbeitet, CC BY-SA 2.0 / © Starzplay

Heels – Die neue Wrestling-Serie mit Stephen Amell („Arrow“) und Alexander Ludwig („Vikings“)
Ein Artikel von Marvin Weyer

Pro-Wrestling wird in der Unterhaltungsbranche seit Jahren belächelt und Annäherungsschritte an den „Main-Stream“ verkannt, da Wrestling – trotz steigendem Interesse – als Nische abgetan wird. Die neue Serie des amerikanischen TV-Senders „STARZ“ gewährt mit ihrer Serienproduktion „Heels“ einen Einblick in das Wrestling-Geschäft und erzählt die Geschichte der Brüder Jack Spade (Stephen Amell) und Ace Spade (Alexander Ludwig), die das Vermächtnis des Vaters aufrechterhalten wollen und dessen Wrestling-Promotion „Duffy Wrestling League“ (DFL) trotz stetig wachsender Konkurrenz weiterführen. Dabei werden nicht nur die Wrestler:innen beleuchtet, die mit individuellen Wünschen und Träumen in den Ring steigen, sondern auch die Familien, die womöglich nicht die gleiche Leidenschaft für diesen Unterhaltungssport besitzen.

Wir von Wrestling-Infos.de hatten die Möglichkeit, vier Folgen der Serie vorab zu schauen und einen ersten Eindruck zu gewinnen. Was verspricht die Serie, wird es dem Wrestling-Business gerecht und wie schlagen sich die Hauptdarsteller:innen?

Als Wrestling-Fan ist man zahlreichen Vorurteilen ausgesetzt, „Fake-Sport“, „schwitzende Männer (und Frauen) in knappen Hosen“ oder gar „Freak-Show“ sind nur wenige Bezeichnungen, die jeder Fan bereits einmal gehört hat – vor allem, wenn Wrestling in der breiten Öffentlichkeit besprochen wird. Daher war ich im Vorhinein sehr gespannt, welche Perspektive „Heels“ einnehmen wird und ob dem Wrestling-Geschäfts einmal mehr Unrecht getan wird und der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

Die Befürchtungen haben sich allerdings bereits in der ersten Folge gelegt. Schnell wurde klar, dass sich die Produzent:innen tiefergehend mit dem Wrestling-Business beschäftigt haben und die Magie in der Serie eingefangen worden ist. Stephen Amell, der die Rolle des „Jack Spade“ spielt, ist bekanntlich auch im echten Leben großer Wrestling-Fan und hat bereits zwei Wrestling Matches bestritten, bereits dort erkannte man seine Liebe zum Wrestling. Spade als Hauptrolle bekommt seinen Bruder und Antagonist Ace Spade (Alexander Ludwig) gegenübergestellt, die auch im Ring die Rolle des „Heels“ und „Face“ einnehmen, bis persönliche Differenzen einen „Shoot Fight“ heraufbeschwören, wodurch die Rollenverteilungen durcheinandergebracht werden. Spannend an „Heels“ ist, dass der Übergang zwischen dem porträtierten Charakter und der Realperson zu einem wichtigen Thema gemacht wird, da die Grenzen weiterhin fließend sind und eine Abgrenzung notwendig wird, die, wie so häufig im Leben, nicht so einfach gelingen mag, erst recht nicht anhand von Kategorien wie „schwarz“ oder weiß“. Das ist besonders relevant, wenn Kayfabe aufrechterhalten wird und die Wrestler:innen mit den rohen Emotionen der Fans konfrontiert werden.

Als einer der wichtigsten Merkmale der Serie würde ich die liebevolle Neutralität zu den Charakteren und dem Pro-Wrestling an sich bezeichnen. Pro-Wrestling arbeitet seit Jahrzehnten mit simplen und klaren Rollenbildern, Raum für komplexere Charaktere und Geschichten ist nur selten gegeben, weshalb die Serie einen erfrischenden Ansatz wählt und Pro-Wrestling als vielschichtiges Unterhaltungsgeschäft präsentiert. Die liebevolle Neutralität äußert sich in Form der gewählten Charakter- und Bildsprache, weil Wrestling nicht romantisiert wird, gleichzeitig aber auch nicht die klassischen Klischees bedient oder gar dämonisiert werden. Die abstrusen und dramatischen Seiten erhalten den Raum und existieren parallel zu den strahlenden Augen des Valets Crystal Tyler (Kelli Berglund), die auf die Arena schaut und all ihre Wünsche und Träume sich in diesem Moment auf das Pro-Wrestling konzentrieren.

Und diese positiven Facetten ermöglichen es auch Zuschauer:innen, die mit Wrestling nichts am Hut haben, mit den Motiven und Entwicklungen der Charaktere mitzufühlen. Sie erhalten Einblick in eine spannende Welt, voller Wünsche und Hoffnungen, (zerplatzter) Träume, Alkohol- und Drogenmissbrauch und die Abläufe hinter den Vorhängen einer Wrestling-Show. Dabei hilft auch eben die Fokussierung auf Rollen, die nur in indirekten Verbindungen zum Wrestling stehen, beispielsweise die Ehefrau von Jack, Staci Spade (Allison Luff), die sich nach Normalität außerhalb der „Wrestling-Bubble“ sehnt, Kirchenlieder singt und sich um den gemeinsamen Sohn kümmert.

Jack: „When DWL is a problem for you, just don’t come to the show.“

Staci: „I have to come Jack…because it’s our whole life.“

Jack: „I don’t understand what the problem was with tonight. You came to the show, you got to have some drinks with your friends, everybody had a good time.“

Staci: „And then they got to leave.“

Dieser einnehmende Aspekt ist der Natur des Wrestlings geschuldet, das für Außenstehende meist völlig unverständlich anmutet. Daher ist der Perspektivwechsel, auch für Fans, sehr wichtig, da die Hingabe der Wrestler:innen meist mit „Opfergaben“ der Familie und Partner:innen einhergeht, was an der Ehefrau und Mutter von Jack Spade hervorragend porträtiert wird. Dabei wird auch fremde Wrestling-Terminologie elegant in die Erzählungen eingebaut, sodass keine Spaltung der Zuschauer:innen vorgenommen wird, der altbekannte Wrestling-Fan stört sich nicht an der subtil eingebauten Erklärung, während unerfahrene Zuschauer:innen sanft integriert und ins Boot geholt werden.

Zuletzt möchte ich allerdings auch noch die Wirkung der Serie für Wrestling-Fans eingehen, da auch „unsere“ Sparte voll auf ihre Kosten kommt. Natürlich, der Aspekt, den ich bereits oben erwähnt hatte, greift auch hier: Erfrischend, dass dem Wrestling-Business mit dem nötigen Respekt begegnet wird. Aber auch im Verlauf der Serie werden aufmerksame Fans mit kleinen (oder größeren) „Easter Eggs“ belohnt. So sind Auftritte „echter“ Wrestler:innen vorprogrammiert (z.B. Luke Gallows, amtierender Impact World Tag Team Champion), Erwähnung historischer Matches wie Ric Flair vs. Sting, generelle Rückbezüge auf World Wrestling Entertainment und Vince McMahon oder World Championship Wrestling. Besonders unterhaltsam ist die Darstellung der Konkurrenzliga von DFL, Florida Wrestling Dystopia (FWD), die mit Videoclips immer wieder in der Serie in Erscheinung tritt. Die Ausschnitte der Liga dürften vielen Fans bekannt vorkommen, dabei handelt es sich nämlich um originale Ausschnitte von Impact Wrestling, meist noch aus Zeiten, als Impact unter dem Namen „Total Nonstop Action Wrestling“ (TNA) bekannt gewesen ist. Bekannte Gesichter wie Abyss, Rob Van Dam und zahlreiche weitere Wrestler sind dabei zu sehen.

Ein weiteres Highlight stellt die (langersehnte) Rückkehr von CM Punk dar, der in der Serie den Wrestler „Ricky Rabies“ porträtiert, ein Veteran, der sich als Höhlenmensch verkleidet und gerne mit Kunstblut experimentiert. Ricky Rabies hat wenig mit dem Wrestler „CM Punk“ gemein, nichtsdestotrotz ist es natürlich spannend zu sehen, Phil Brooks wieder in einem Ring bewundern zu können. Diese Rolle bedient zusätzlich einige Klischees, wie zum Beispiel der exzessive Gebrauch des Wortes „Brother“, das von Superstar Billy Graham populär gemacht worden ist und im Wrestling nicht mehr wegzudenken ist.

Doch all dies sind nur Teilaspekte, die die Serie so spannend macht. Denn auch erfahrene Fans können mit der Serie hinter die Kulissen einer Wrestling-Show schauen, denn die dargestellten Produktionsabläufe, Probleme mit den Stars und all die Aspekte, die zu einer Gesamtshow gehören, ähneln stark der Realität. Duffy Wrestling League lässt sich vermutlich mit einer mittelgroßen Independent-Liga vergleichen, die in der modernen Zeit um das Überleben kämpft. Und solche Abläufe und Probleme sind für hartgesottene Wrestling-Fans gedacht, für sogenannte „Smart Marks“, die mit den Strukturen im Wrestling vertraut sind. Die Veteranen, die seit Jahren auf den Durchbruch warten, die Champions, die zu lange am Status Quo festhalten, all das sind Aspekte, die in der Serie eine Rolle spielen.

Nach den ersten vier Folgen kann ich das Fazit mit einer positiven Empfehlung abschließen. Die Serie ist mit all den verschiedenen Facetten interessant, für Wrestling-Fans sowieso, doch auch die generelle Erzählstruktur und die Charaktere sind ansprechend, vielseitig präsentiert und unterhaltsam. Ich bin gespannt, wie sich Duffy Wrestling League weiterentwickelt und ob die porträtierten Charaktere mit dem stetig fließenden Business zurechtkommen oder an der Gegenwart scheitern.

„Heels“ empfangt ihr über den „Starz“-Kanal auf Amazon-Prime oder direkt über die Starz-App.

Im Podcast, in welchem wir unsere Eindrücke besprechen, waren dabei: Katha (aka Katha), Marvin (aka Nexus 3D) und Andreas (aka Silentpfluecker). Hört gerne mal rein. 🙂

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3 Antworten auf „Heute debütiert die neue Wrestling-Serie „Heels“ – W-I hat für euch einen Blick auf die ersten vier Folgen geworfen: Was taugt das Format? Wie wird Wrestling dargestellt? Und last but not least: Wie schlägt sich Gaststar CM Punk? (Podcast / Artikel)“

Kane sagt:

Also Fake ist das ja auch alles, klar gibt coole Storys mit Kampf usw, ist auch echt cool dann!

Nur es kann einfach niemals mit richtigen Sport verglichen werden wo der echte Wettbewerb zählt und es nicht geskriptet ist!

Klar sind die Trainiert usw nur es bleibt letzlich ne Absprache und nicht wie im karate Turnier wo der im normalfall bessere gewinnt!

Zumal wrestling viel zu oft einfach Banane ist, zb einer hält 5 todesmoves aus, beim nächsten stuhlschlag ist er erledigt, Schiri sterben beim windhauch….

Alle können erfahrene wrestler mit billigen Tricks ablenken…

Kp aber das ist rtl2 niveau

Fragen über fragen sagt:

Hallo

Hab heute die erste folge gesehen.
Ich finde sie hammer geil…
Weiss jemand wann die 2te folge erscheint ¿

Zanderstorm sagt:

Vielen Dank für die Review (sowohl Podcast als auch Text) ich bin gespannt. Ich werde es morgen mal wagen die Serie zusammen mit meiner Freundin (wenig interessiert am Wrestling, aber offen für jeglicher Art von Popkultur) zu starten.
Beste Grüße

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