Kurz gemosert… #186

„Kurz gemosert…“ der etwas andere Blick auf das Mainstream-Wrestling.
In der „Longest-Running Weekly Pro Wrestling Column“ schreibt Manuel Moser über aktuelle Themen und Geschehnisse innerhalb des professionellen Ringkampfs. Harte Worte, Satire und eventuelle Spoiler inbegriffen.

 

Dann macht es bumm! Ja und dann kracht’s. Und alles schreit: „Der Kenny macht’s!“

AEW Revolution 2021. Ein Event der die Gemüter spaltet. Aber diese Mal nicht nur in zwei Lager, nämlich die AEW-Smarks und die WWE-Marks, sondern auch in die Lager „Was war das denn für ein billiger Stunt“ und „Ach kommt schon das war ok und die habens doch erklärt“.

Zuerst einmal sei gesagt, dass es keine Diskussion darüber geben kann, ob das ein solider oder ein schlechter Event war. Revolution war wrestlerisch ziemlich gut, inklusive eines stark produzierten Cinematic Matches. Dazu sei kurz angemerkt, dass, wenn RAW Underground so ausgesehen hätte, es mit Sicherheit ein Erfolg geworden wäre. Aber hier hat man mal wieder nur halbherzig irgendwas hingeschissen, weil Vince McMahon nicht verstanden hat um was es geht und was wirklich unterhaltsam ist.

„I hate Entertainment. And I hate Food. And Wrasslin, of course!
What!? Pee-Cock? Harharhar… Yeah that’s funny.”

Auch die Storys wurden gut weitererzählt oder zu Ende gebracht. Wer etwas anderes behauptet hat ganz ehrlich einfach keine Ahnung, eine fette WWE-Hornbrille auf und eine Vince-McMahon-Dildo in der Hose oder findet prinzipiell alles was an Wrestling aus den USA kommt scheiße.
Natürlich gab es den ein oder anderen Upfuck und gerade das Ende des PPV’s wird eher in Erinnerung bleiben als das was davor passierte. Jedoch war die gesamte Veranstaltung auf gutem Niveau und für eine Länge von vier Stunden durchaus kurzweilig, weil bei AEW gerade in der Mid- und Uppercard, abseits der „Elite“, einfach sehr abwechslungsreich geworkt wird. Für mich persönlich, ist gerade die Abwechslung eine Stärke von AEW.
WWE hat sich leider selbst fast all seiner Stärken beraubt. Wrestlerisch darf kaum jemand zeigen was er kann, denn das Motto ist „der Star ist die Company und jeder kann jeden schlagen“. Das ist auf Dauer leider eine Sackgasse und WWE war historisch immer nur dann richtig unterhaltsam, wenn sie einen großen Star, sowie eine breit aufgestellte Mid- und Uppercard hatten.
Hinzu hat man auf dem Papier zwar ein ziemlich starkes Frauen-Roster, aber dadurch, dass man hauptsächlich auf die unerfahrenen und teilweise einfach untalentierten Fitness-Models setzt, kann das WWE-Main-Roster mittlerweile mit keiner anderen Company oder gar NXT mithalten. Das WWE-Main-Roster bietet das schlechteste Damen-Programm, das es weltweit gibt. Selbst IMPACT ist in dieser Kategorie besser. Im Grunde ist nur die CSU außerhalb der Salami-Abteilung schlechter aufgestellt als WWE.
Aber Hauptsache man wird mit Geld zugeschissen und bekommt es nicht mal auf die Reihe all die alten klassischen TV-Sendungen komplett auf dieses von Dilettanten zusammengenagelte Network zu packen.

Bleiben wir aber erst mal bei Revolution und dem schlimmsten Ende eines PPV’s seit „WWE Hell in a Cell“ 2019.
Wie man solch einen Spot nur so schlimm verkacken kann wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Ja, ja ich weiß der ECW-Mark Khan versucht das jetzt mit einer billigen Storyline-Erklärung zu retten, aber das lasse ich nicht durchgehen. Man kann auch einfach mal sagen:
„Ja sorry ist scheiße gelaufen und Kingston hätte in der Situation spontan besser reagieren müssen. Shit happens. Mund abputzen und weiterblasen.“
Der Käse wäre gegessen.
Jetzt labert er rum „Ja, der Kenny Omega kann halt keine Bomben bauen und deswegen ist das so schiefgelaufen. Ist doch voll gut, weil er ein Heel ist. Jetzt zieht er noch mehr Heat.“
Nein man! Hört doch mal auf eure Heels jetzt auch noch zu verdammten Chicken Shit Dummbratzen zu machen! Lasst Kenny Omega wie zu seiner Face-Zeit stark und smart aussehen! DAS SCHADET EINEM HEEL NICHT und nebenbei lässt sich das im TV auch viel angenehmer anschauen als diese ständigen Eingriffe von außen und die Cheap Finishs.

Aber damit nicht genug, denn es kam noch mehr Geschwafel aus dem Milliardären-Maul:
„Und überhaupt was habt ihr euch denn gedacht? Meint ihr wir bomben unsere Angestellten einfach so in die Luft!?“
…
…
…
JA VERDAMMT NOCHMAL!!! Und weißt du auch warum du verdammter Idiot!? Weil du in den Wochen zuvor mit von dir produzierten Videos, Interviews und Erklärungen GENAU DIESEN EINDRUCK ERWECKT HAST!!!
Wenn man einen PPV damit bewirbt, dass es großes Bumm Bumm gibt und am Ende die ganze Stadt in die Luft gejagt wird, dann liefert man gefälligst auch ab. Alles andere ist Betrug und Stamford-Bullshit. „Card Subject To Change” oder wie!? Ist das Feuerwerk krank geworden und die Wunderkerze musste einspringen? Ach so, na dann…
Lasst die Jungs beim nächsten Mal in der Nähe eines Knallerbsenstrauchs worken. Das knallt mehr und lauter.
Aber am besten lasst ihr das sowieso endlich mal mit diesen beschissenen Hardcore-Matches. Ich wusste ja, dass Moxley nicht der beste Wrestler der Welt ist, aber das er NUR Hardcore-Matches kann und sich nichts anderes zutraut ist schon erstaunlich. Ich für mein Empfinden will diesen Hinterhofraufbold nie wiedersehen. Den hätten sie tatsächlich in die Luft sprengen können. Wenn sie diesem Geisteskranken weiterhin alles machen und tun lassen, dann hat er bald wieder Spritzen in der Stirn stecken. Hardcore-Matches und vor allem der Einsatz von Blut. Das muss immer wohl überlegt sein und leider vergeht bei AEW kein PPV ohne Hardcore-Matches und Blut.

Ich kann sowieso bei jedem AEW-PPV den Grundriss der Moxley, Omega und Bucks Matches vorhersagen. Da passiert im Grunde immer das gleiche, oft auch in exakt derselben Reihenfolge. Gerade die Abwechslung bei den Aktionen fehlt mir hier ganz besonders, obwohl diese Worker eigentlich alles zeigen könnten.
Dieser inflationäre Einsatz von Signature Moves und die vielen Kick-Outs nach übertrieben harten Aktionen scheint wohl so ein Japan-Ding zu sein. Hat mir noch nie gefallen. Aber da bin ich vermutlich einfach WWE und Eurosport geschädigt, denn für mich ist das in Japan alles immer Taka Michinoku und Tajiri gegen Kaientai und alle kommen zur gleichen Musik raus, während das Publikum emotionslos dasitzt.

Egal zurück zu AEW und WWE.
Wenn ich dann immer höre „WWE macht alles besser! AEW ist viel zu unprofessionell und langweilig!“ und im nächsten Moment bei RAW eine gefühlte halbe Stunde The Miz beim jammern zuhören muss oder bei Smackdown Reigns Woche für Woche dasselbe erzählt und die Soundabmischung wirkt wie von einem Schülerpraktikanten gemacht, kotze ich direkt im Strahl. Oder auch „AEW holt immer mehr alte WWE-Stars!“ während das Durchschnittsalter der WWE World Champions im Jahr 2020 bei fast 40(!) Jahren lag und die PPV-Cards regelmäßig auch aus 2009 stammen könnten.
Herzlichen Glückwunsch an all die verstrahlten Blinden die es nicht schaffen alle Promotions für ihre Stärken zu lieben und trotzdem die Schwächen kritisch beurteilen zu können, ohne mit dem Finger auf die anderen zu zeigen.
Aber auch euch kann ich verstehen, denn als ich noch ein kleiner WWE-Mark war, konnte ich WCW auch nicht leiden. Auch ihr werdet erwachsen. „Wrestling erwachsen“.

„I hate it, it’s Wrasslin!”
 

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