Kategorie | W-I Kolumnen

Kurz gemosert… #176

09.09.20, von Benjamin "Cruncher" Jung

„Kurz gemosert…“ beschreibt die Welt des Mainstream-Wrestling mit den Augen eines meckernden „Smart Marks“. In unregelmäßigen Abständen spricht Manuel Moser in der wohl umstrittensten Wrestling-Kolumne aller Zeiten Dinge und Tatsachen an, welche sich manch einer vielleicht nicht traut auszusprechen oder die es aus den Tiefen der „Smart Mark“-Fangemeinde nicht an die Öffentlichkeit schaffen. Harte Worte und eventuelle Spoiler inbegriffen.

 

Wer noch immer die Hoffnung hat, dass irgendein Worker aus NXT, der Regionalliga von WWE, den Sprung ins Main Roster schafft, ohne nach kurzer Zeit wieder in der Versenkung zu verschwinden, für den habe ich nur zwei Worte: Keith Lee.

Waren der „Summerslam 2020“ und „Payback 2020“ für WWE-Verhältnisse ziemlich solide Großveranstaltungen, lässt das allgemeine Booking doch sehr zu wünschen übrig. Ganz das Gegenteil dazu ist der Konkurrent AEW. Dort besticht zwar das Booking mit Logik und weiß zu unterhalten, jedoch war der PPV „All Out 2020“ ein regelrechter Reinfall.
Aber wie kommt das? Warum ist das Gefälle aktuell so groß?

Nun ja, bei WWE hat man das Gefühl sie wissen ungefähr was sie wie bei der nächsten Großveranstaltung machen möchten. „Payback 2020“ und der „Summerslam 2020“, waren offensichtlich als eine Art Paket geplant und auch gebookt. Das Problem ist also nicht, dass man bei WWE nicht weiß was man möchte, aber schaut man dann in die Wochenshows herrscht das pure Chaos. Der „alte Bastard“ scheint förmlich den Verstand verloren zu haben.
In der einen Woche ist jemand Face, in der anderen wieder Heel und ein paar Wochen später wieder Face, dazu 50/50-Booking vom allerfeinsten, selten klare Finishes, Matches werden angekündigt und finden ohne Erklärung nicht oder verändert statt, Worker erzählen etwas und tun in den nächsten Wochen dann doch was anderes bzw. verschwinden komplett aus den Shows, einigen Geschichten merkt man an, dass sie beim Start noch nicht mal im Ansatz durchgedacht wurden und und und.
Ich komme mir beim Konsum von WWE-Produkten vor wie ein Idiot und fremdschäme mich für das was ich mir da anschaue.

AEW hingegen legt viel Wert darauf, dass man auf Elemente verzichtet, die den Zuschauern suggerieren, dass sie zum einen nicht in der Lage sind die Geschichten zu verstehen und zum anderen in Kalenderwoche 32 nicht mehr wissen, was in Kalenderwoche 31 passiert ist.
Auch sogenannte „Fuck Finishes“ oder „Chickenshit Heels“ findet man bei AEW kaum.
Bei den bisherigen PPV’s hat AEW aber deutlich gezeigt, dass es dort noch Verbesserungspotential gibt. Die Shows wirken oft etwas hektisch und man ist in Sachen Production Value noch weit entfernt vom großen Konkurrenten WWE. Sicher ist auch ein Grund, dass der Start AEWs direkt in eine weltweite Pandemie fällt und man dadurch nur mit wenig Zuschauern und in einer kleinen Halle veranstalten kann. Ja WWE hat natürlich die gleichen Probleme, aber eben den Vorteil, dass sie sich schon einen Namen gemacht haben.
Größer als NXT-Takeovers wirken AEW-Events jedoch schon länger. Selbst die Wochenshows.

Und wenn wir schon bei NXT sind. Das sind mit Abstand die größten Verlierer im Jahr 2020. Ich weiß nicht wie sehr NXT im Allgemeinen an Zuschauern gewonnen hat, nachdem man von einem Network-Exclusive zu einem TV-Produkt wurde, aber seitdem man NXT erst am Freitag auf dem Network zu sehen bekommt und ich mir diese Shows gerne spoilerfrei anschaue, hat sich mein NXT-Konsum sehr verringert. Auch das Booking bei NXT hat sich dem Main Roster angepasst. Noch dazu wirkt das neuerdings angewandte Hotshot-Booking wie ein Verzweifelter Versuch im eigens ins Leben gerufenen „Wednesday Night War“ nicht vollkommen unterzugehen. Daumen runter für mein ehemaliges Lieblingsprodukt aus dem Hause McMahon.

Als pure Verzweiflung wirken auch solch „tolle“ Main-Roster-Ideen wie „Retribution“ und „RAW Underground“.
Mal ganz ehrlich. Leute… Dieser scheiß „Fight Club“-Abklatsch bringt die Shows und die Storys doch nullkommanull weiter. Und was sind eigentlich die Regeln? Ach so, es gibt keine? Und was ist das Ziel von „RAW Underground“? Ach so nix?
Verdammt nochmal was soll der ganze Scheiß denn dann und mit welcher Motivation, sollte jemand ein Interesse daran haben dort aufzutreten?
Und dann noch dieser nervige McMahon-Lümmel der ständig da rum hüpft und „WOWOWO!“ ruft und so intelligente Dinge sagt wie „That’s what we want at RAW Underground!“.
Ich würde es ja verstehen, wenn man hieraus eine eigene Show gemacht hätte, mit Workern die bisher keine große Rolle im TV gespielt haben. Somit hätte man einen oder mehrere Wrestler als „harte Hunde“ aufbauen und dann im Main Roster als ernstzunehmende Gegner einsetzen können. So wie man es aber umgesetzt hat, ist es nichts Weiteres als ein nerviges Kasperletheater.

Und dann „Retribution“. Diese Gruppierung soll wohl wie eine anarchistische Chaostruppe rüberkommen, die vor nichts Halt macht. Für mich wirkt allerdings nur das Booking chaotisch und ich habe die Befürchtung, dass diese „Faction“ der nächste Spinnenkäfig wird. Die Worker die dort am Ende enttarnt werden (aktuell erkennt man unter anderem Mojo Rawley, Dominik Dijakovic und Mia Yim) tun mir jetzt schon leid.

So nun hatte ich den Text mit Keith Lee begonnen und nicht über ihn geschrieben? Richtig, denn er ist drei Wochen nach seinem Main-Roster-Debut gleich schon wieder viel zu irrelevant für so eine große und vor Tradition strotzende Kolumne wie diese hier. Außerdem hat er eine beschissene Theme und bescheuerte Klamotten.
 
Und immer dran denken:

I hate it, it’s Wrasslin!

 

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9 Antworten auf „Kurz gemosert… #176“

Bra- & Panties-Fan sagt:

Schließe mich dem an, mit allem (WWE, NXT & AEW).
Den sprichwörtlichen Nagel wieder auf den Kopf getroffen.

Joe Sanchez sagt:

Teilweise trifft des die Analyse sehr gut. Ist aber schon was WWE betrifft etwa seit 5 Jahren so. Zumindestens Was die Entwicklung der Talente betrifft.

Man hat das Gefühl das WWE nie die richtigen Mittel findet. Mit Retribution, Underground, dieser schrecklichen Videowall versucht man unüberlegt was neues. AEW macht besser.

Dabei weiß ich AEW nich mehr wer turnt wen. Also erst der Cowboy, dann Kenny, dann wieder der Cowboy zurück, dann die Young Bucks und zurück, dann wieder Kenny. Am Ende ist man überfordert und gibt ausgerechnet FTR (angeblich einer der besten Tag Teams) den Titel. Dazu noch Klopperei im Ärztezimmer und schwimmen im Orangensekt. Dazu noch das Malheur mit Matt (sorry Guevara das war größer Mist)

Doch für mich größer Verlierer der Krise ist NXT. Denn das Zuschauerproblem trifft NXT am meisten. Dort stackniert es. Ist aber logisch. Nie im Leben würde ich The Dream, die Era oder die Garganos zu den Mainshows schicken ohne Fans. Nie nie nie im Leben. Dabei wäre die Era so wichtig für die Mainshows (wenn es richtig machen würde). So weiß man nich so recht wohin beim Booking. Die neuen Stars sind schwierig einzubauen.

Für alle ein schwieriges Jahr.

Jan Gando sagt:

„Dazu noch das Malheur mit Matt (sorry Guevara das war größer Mist)*

Und Sammy kann jetzt genau was dafür?
Matt ist deutlich der Erfahrene. Man schaut sich so einen Spot immer vorher genau an. Dabei hätte er merken müssen, dass es so nicht passen kann.

Jimmy sagt:

Eigentlich kann man dem Artikel nur zustimmen.
Zu AEW kann ich gar nicht viel sagen. Hab 2-3 Shows gesehen und fand es persönlich jetzt auch nicht so Toll.
Klar ist es ohne Publikum alles schwierig. Nimmt dem Wrestling einfach sehr viel.
Aber wenn ich das WWE Booking anschaue ist es wirklich sehr schwierig die Shows noch gerne zu verfolgen. Was es überhaupt nicht mehr gibt sind gute Storylines. Vor allem unterhalb der Main Events. Früher ein Eddie, ein Benoit ein Angle ein Shawn Michaels usw. Die waren auch nicht immer im Main Event. Aber man hatte gute Storys für solche Leute. Der IC Titel war wirklich was wert. Über ihn wurden Headliner aufgebaut. Heute bringt man irgendwelche Ninjas und 40 mal den gleichen Schrott mit dem 24/7 Titel. Feste Tag Teams? Früher fest im Programm. Heute werden bis auf paar Ausnahmen wahllos Leute in Tag Teams zusammen gesteckt. So werden diese Titel einfach wertlos.
Und das größte Problem ist einfach das Spoilern. Glaubt jemand die Attitude Era wäre von den Reaktionen so gewesen wenn jeder gewusst hätte was passiert wäre? Was glaubt ihr der Hogan Turn mit Spoiler? Hätte nicht mal annähernd die Reaktionen gehabt wie damals. Foley das 1. mal als Champ? 50 % hätten vorher schon nur gemotzt, so mit Austin der (vielleicht) größte Jubel aller Zeiten.
Also schon allein deswegen darf niemand noch erwarten das Wrestling annähernd wieder so wird. Weil bis ca. 2005 lebte es viel von Überraschungen. Seitdem machen sich 95% diese selber kaputt. Klar ist das Booking größtenteils Chaotisch und langfristig schlecht. Aber es ist auch jeder ein Stück selber daran schuld.

Moinsen sagt:

@ Joe Sanchez

Kann mich deiner Meinung anschließen, besonders ärgert mich das mit dem Mimosa match, was zur Hölle das sollte versteh ich nicht. Auch diese scheiß Essens Verschwendung beim Marktführer wie alt sind die booker 6, 8 oder doch schon 10? Kein Respekt vor Nahrungsmitteln, und den Tieren die dafür sterben… Einfach widerlich diese Einstellung auch mit den thanksgiving match sich mit Truthänen bewerfen. Naja eagl ich schweife ab. Ich dachte wirklich AEW wäre in dem Punkt anders, es hat mich echt gefreut das dort das wrestling wieder in Vordergrund gerückt wird, naja abwarten es war erstmal nur ein Fauxpas (also der ppv) sowas erwartet man vom Marktführer und nicht von einer noch frischen Liga, die sich erst noch einen Namen machen möchte.

Und leider ist NXT in der Versenkung verschwunden obwohl ich die heutige Ausgabe echt gut fand bis auf das gargano Segment

Gruß

Simplexus sagt:

Und so einer nutzt den heiligen namen „spirit bomb“ als finisher…

Bastian sagt:

Dem Autor des Textes kann ich in allem zustimmen, sowie meinen Vorrednern.

Wo er [der Autor] geschrieben hat, das RAW Underground dumm ist bis zum geht nicht mehr. Stimme dem voll und ganz zu und zwar zu 120%.

Mit RAW Underground könnte man theoretisch den Vogel abschießen, wenn es eine eigene Show wäre, für Talente, die selten in den Shows, zu sehen sind.
Das wäre eigentlich geil, aber es ist WWE und solange Vinnie alle Macht der Welt hat, wird es bei WWE nicht besser.

Ich entschuldige mich jetzt schon für meine grauenhafte Grammatik falls jemand was daran zu meckern hat. 😂😂

Y2Jerichoholic sagt:

Am Anfang dachte ich schon Underground wird Brawl 4 All 2.0.
Dies zwar zum Glück (auch aus Sicht der Worker) nicht aber mit diesem Format kann ich auch so überhaupt nichts anfangen.

Finde selbst wenn man wirklich sich jede Woche alles an WWE gibt es teilweise schwer da noch alles zu verfolgen.
Manchmal denkt man die müssen ja heimlich noch Shows gehabt haben weil dies passt überhaupt nicht zu der eigentlich letzten Folge.

WWE steht halt echt für „Expect The Unexpected“ aber sowas kann einen auch vergraulen.
Wenn ich dann noch so an manche Aussagen von Vince aus der Vergagenheit denke (E&C als Tag Team lassen wir, an die kann sich doch kein Fan mehr erinnern, oder auch wie Rocky sich den Arm brach und in der Woche drauf plözlich der andere „gebrochen“ war. Dumm wenn einem erst dann auffällt welchen Arm Rock für den Peoples Elbow braucht.) Sowas ärgert mich dann schon.

AEW finde ich prinzipiell gut aber nicht alles!
Da werden mir teilweise Stables (Dark Order, Inner Circle) viel zu schwach dargestellt.
Dann merkt man halt auch oft das die Worker sich selber stark einbringen dürfen und dies auch tun und manche halt ihre sadischtische Ader ausleben dürfen.
Was mir definitiv aber bisher bei AEW richtig gut gefällt ist das fast lupenreine fortführen und erzählen der Storylines. Sicherlich geht dies manchen auf den Keks da es dann zu lange dauert aber mir gefällt so ein Tempo.
Vor allem rechnet man dann immer mit einem Turn und wieder kommt es nicht dazu.
Durch dieses teasen bleibe zumindest ich bei deren Erzählsträngen „wacher“.
Bei WWE bin ich dann teilweise eher genervt weil es ständig in eine Richtung geht und dann wieder plötzlivh alles ander ist, es so scheint als habe das kurz davor Geschehene nie stattgefunden.
Aber vielleicht bin ich auch Pam Ewing und träume das alles bei WWE nur…

Kvlt sagt:

Sehr schön geschrieben, hat Spass gemacht das zu lesen.

„Mal ganz ehrlich. Leute… Dieser scheiß „Fight Club“-Abklatsch bringt die Shows und die Storys doch nullkommanull weiter. Und was sind eigentlich die Regeln? Ach so, es gibt keine? Und was ist das Ziel von „RAW Underground“? Ach so nix?…So wie man es aber umgesetzt hat, ist es nichts Weiteres als ein nerviges Kasperletheater.“

Hätte weder ich, noch sonst wer besser formulieren können. 🙂
Wahrscheinlich ein schlechter Vergleich, aber ich mag selbst die Clusterfuck Matches bei GCW lieber als dieses Underground von WWE. Einfach nur deshalb, weil man weiß dass das ein reines Show Off Match ist, bei welchem sechs Wrestler zeigen dürfen was sie können und es (glaube ich zumindest) keinerlei Scripts gibt. Man weiß halt woran man ist. Aber bei Underground weiß man absolut gar nicht woran man ist und das nervt und fühlt sich leider sehr belanglos an.

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