Die UFC 213 Woche auf w-i.de: Tag 1 – Wie die Reality Sendung „The Ultimate Fighter“ die UFC und den MMA Sport für immer veränderte

03.07.17, von Benjamin "Cruncher" Jung

Im vergangenen Jahr fand mit UFC 200 während der International Fight Week der UFC der womöglich größte MMA-Event aller Zeiten statt. Vor dieser Mega-Veranstaltung veröffentlichten wir täglich ein besonderes Special, um eure Vorfreude auf den Pay-per-view zu steigern. Ein Jahr nach UFC 200 findet nun mit UFC 213 der bislang größte Event in diesem Jahr statt und passend zur International Fight Week wird es auch in diesem Jahr täglich ein Special auf unserer Seite geben. Falls ihr noch nicht heiß auf die Veranstaltung seid, dann legen wir euch unsere UFC 213 Woche ans Herz. Falls ihr es bereits nicht mehr erwarten könnt, natürlich umso mehr.

Tag 1 – Wie die Reality Sendung „The Ultimate Fighter“ die UFC und den MMA Sport für immer veränderte

Mittlerweile ist es schon zwölf Jahre her, seitdem die erste Staffel von „The Ultimate Fighter“ auf Spike TV ausgestrahlt wurde. Zwölf Jahre, seitdem Forrest Griffin und Stephen Bonnar im Cox Pavilion in Las Vegas, Nevada um einen UFC-Vertrag kämpften, als ob es ihre letzte Möglichkeit wäre. Zwölf Jahre, seitdem die UFC und der gesamte MMA-Sport durch einen legendären Abend für immer verändert wurden. Und obwohl es schon zwölf Jahre her ist, spricht man heutzutage trotzdem noch oftmals über die erste Staffel von „TUF“.

Am Mittwoch wird die zwölfte und damit auch letzte Folge von „TUF 25: Garbrandt vs. Dillashaw“ ausgestrahlt. Wenn man die aktuelle Staffel der Reality Sendung mit der ersten vergleicht, erkennt man nicht gerade wenige Unterschiede. Der Fokus lag bei der diesjährigen Staffel ganz klar auf den Coaches. Die Fehde zwischen Cody Garbrandt und T.J. Dillashaw gilt als einer der intensivsten im gesamten MMA-Sport. Die Rivalität ist so brisant, dass man dabei schon fast vergisst, wer bei „TUF“ überhaupt in den Käfig steigt und warum diese 14 Fighter gegeneinander kämpfen: Um eine Chance, sich bei der UFC zu beweisen.

Die UFC vor der ersten TUF Staffel

Die größte MMA-Promotion der Welt, die Ultimate Fighting Championship hat sich in den letzten zwölf Jahren auch ein wenig verändert. Bevor das Finale der ersten „The Ultimate Fighter“-Staffel ausgestrahlt wurde, gab es noch keinen UFC-Event, welcher live auf Spike TV übertragen wurde. Alle Großveranstaltungen der Promotion wurden über Pay-per-view Anbieter angeboten – mit mäßigem Erfolg. Zum Zeitpunkt von „TUF 1“ galt UFC 2: No Way Out als meistverkauftester PPV überhaupt mit 300.000 Buys.

Heutzutage wäre dieses Resultat nichts weiter als ein durchschnittlicher Event. Damals war es der absolute Rekord. Erschwerend hinzu kam, dass der UFC 2 PPV bereits knapp elf Jahre vor dem TUF 1 Finale stattgefunden hatte. Seit der zwischenzeitlichen Verbannung aus den Paketen der großen PPV-Anbieter – eine Zeit, die noch heute „The Dark Ages“ genannt wird – war die Company nicht annährend an die Erfolge der Anfangszeiten herangekommen. Tatsächlich erreichte der erfolgreichste PPV seit der Wiederaufnahme bei den großen Anbietern – UFC 40 – nur eine Buyrate von 150.000. Obwohl der Event als der mit Abstand erfolgreichste aus dieser Zeit galt, verkaufte er sich nur halb so gut wie der „UFC 2“-PPV aus den Anfangstagen der Promotion.

Die sofortigen Folgen der Sendung

Nur eine Woche nach dem Finale der ersten „TUF“-Staffel fand mit UFC 52: Couture vs. Liddell II der nächste PPV statt. Im Main Event verteidigte Randy Couture seine Light Heavyweight Championship gegen Chuck Liddell. Die beiden Männer waren die Coaches der ersten „The Ultimate Fighter“ Staffel. Im Gegensatz zu Garbrandt und Dillashaw respektierten die beiden sich allerdings permanent während der Reality Sendung und ihr Fokus lag eher darauf, ihre Kämpfer ins Finale zu führen. Beide waren allerdings auch schon etablierte Stars, die seit Jahren an der Spitze der Promotion standen.

Die Großveranstaltung wurde – nicht zuletzt durch das vorangegangene TUF-Finale – zu einem großen Erfolg. Insgesamt verkaufte sich der PPV 280.000 Mal. Dies bedeutete die zweibeste Buyrate in der UFC-Historie. Weiterhin fuhr man einen neuen Rekord ein, was das Live Gate des Events anging. So nahm die UFC alleine aus den Ticketverläufen 2.575.450 Dollar ein. Chuck Liddell gewann im Main Event die Light Heavyweight Championship und konnte diese vier Mal erfolgreich verteidigen, darunter auch in einem Trilogiekampf gegen Couture. Darüber hinaus wurde der „Iceman“ zum ersten großen Mainstream Star der UFC.

Nach diesem Pay-Per-View brach eine erfolgreiche Zeit an und die UFC wuchs immer weiter. Die Buyrates verbesserten sich mit der Zeit und das Interesse der Fans steigerte sich auch mit jedem Event. Am 30. Dezember 2006 knackte die UFC 66 Großveranstaltung erstmals die Millionenmarke bei den PPV-Verkäufen. Bis heute gilt der Event als großer Meilenstein. Wenig überraschend, dass diese Buyrate mit einem Mann eingefahren wurde, der bereits zuvor die Rekordmarken in Sachen Buyrate und Live Gate verbessert hatte: Chuck Liddell. Der immer noch amtierende Light Heavyweight Champion konnte im Hauptkampf seinen Erzrivalen Tito Ortiz via Knockout besiegen.

Mittlerweile ist die UFC nicht nur die größte Fight Company auf dem Planeten. Wenn man Bekannte, Freunde oder vielleicht sogar Fremde auf der Straße fragt, wissen mittlerweile viele etwas mit dem Begriff „UFC“ anzufangen. Selbst in Deutschland, einer Nation, wo der Sport für viele Jahre nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden durfte und im Vergleich zum traditionellen Boxen unterrepräsentiert ist. Im vergangenen Jahr wurde die UFC für über vier Milliarden Dollar von den Fertitta Brüdern an WME-IMG verkauft. Diese Summe ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die beiden Brüder die Promotion im Januar 2001 für lediglich 2 Millionen Dollar gekauft und bis zum ersten TUF Finale Event am 9. April 2005 44 Millionen Dollar Verlust gemacht hatten. Eine Erfolgsgeschichte, die durch den Kampf zwischen Forrest Griffin und Stephan Bonnar möglich gemacht wurde.

Die erste Staffel von TUF

Das Experiment „The Ultimate Fighter“ schien von Beginn an zu funktionieren. Die UFC fuhr gute Ratings ein und wöchentlich sorgte die Reality Sendung für viel Gesprächsstoff. Die 16 Männer, die an der ersten Staffel von „TUF“ teilnahmen waren Bobby Southworth, Sam Hoger, Forrest Griffin, Alex Schoenauer, Stephan Bonnar, Mike Swick, Lodune Sincaid, Jason Thacker, Josh Koscheck, Diego Sanchez, Kenny Florian, Josh Rafferty, Nathan Quarry, Chris Leben, Alex Karalexis und Chris Sanford. Während einige nach der Sendung wieder in der Versenkung verschwanden, erreichten auch viele Kämpfer eine lange Karriere in der UFC.

Was den Cast dieser Staffel jedoch vor allem ausmachte, war eine Sache: Persönlichkeit. Sei es der emotionale und leicht reizbare Chris Leben, die beiden lockeren und fast schon bösartigen Scherzkekse Bobby Southworth und Josh Koscheck oder der Außenseiter und einziger Kanadier Jason Thacker, dessen Lebensgeschichte auch einen langen Artikel verdient hätte. Alle Kämpfer hatten gewisse Eigenschaften, die sie besonders machten und die alle Zuschauer dazu brachten, auch in der nächsten Woche einzuschalten. Mein Favorit bleibt Diego Sanchez und dessen Angst vor Außerirdischen: „Diego, the Aliens are coming!“

Die Kämpfe im TUF-Haus waren meist ziemlich eindeutig; die Favoriten konnten von Anfang an beeindrucken. Schlussendlich schafften es Diego Sanchez und Kenny Florian in der Middleweight Division ins Finale und Forrest Griffin und Stephan Bonnar zogen ins Finale des Light Heavyweight Teilnehmerfelds ein. Vor allem die Leistungen von Sanchez und Florian waren sehr beeindruckend, wenn man bedenkt, dass beide im Laufe ihrer Karriere bis ins Featherweight wechselten, also für die Middleweight Division extrem klein waren und einen Gewichtsnachteil hatten.

The Ultimate Fighter 1 Finale

Am 9. April 2005 war es dann soweit: Das Live Finale der Staffel fand statt! Zu diesem Zeitpunkt stand offiziell noch nicht fest, ob es eine zweite Staffel der Reality Sendung geben würde, da Spike TV noch keinen Vertrag unterschrieben hatte. In Wahrheit hatte Spike jedoch schon einer zweiten Staffel zugestimmt und bereits den Casting-Prozess angestoßen. Trotzdem ist nicht sicher, ob es zu einer zweiten Staffel gekommen wäre, wenn der Event gefloppt hätte. Genau deswegen war dieser Event so wichtig für die Company. So wurde laut Dana White der Vertrag für die zweite Staffel unter dem Eindruck des Kampfes zwischen Griffin und Bonnar noch am selben Abend in einer Gasse zwischen den Produktionstrucks unterzeichnet. Ohne den großen Erfolg der ersten TUF-Staffel hätten sich die Fertitta-Brüder höchstwahrscheinlich zurückgezogen und die UFC wäre insolvent gewesen. Vielleicht sähe der gesamte MMA Sport ganz anders aus.

Während die sechs Vorkämpfe gefüllt waren mit den ausgeschiedenen Teilnehmern, fanden die beiden Finals auf der Main Card statt. Im Main Event trat die MMA-Legende Ken Shamrock gegen das aufstrebende Talent Rich Franklin an. Franklin setzte sich klar durch und konnte seinen Gegner in der ersten Runde KO schlagen. Nur kurze Zeit später gewann er auch die UFC Middleweight Championship und wurde eines der Aushängeschilder der UFC. Diego Sanchez gewann im Opener übrigens das Middleweight Turnier via TKO in der ersten Runde und krönte sich damit rein zeitlich gesehen zum ersten TUF-Gewinner aller Zeiten.

Forrest Griffin vs. Stephan Bonnar

Obwohl beide Kämpfe nicht schlecht waren, sprach am Tag nach der Veranstaltung niemand über Sanchez oder Franklin. Die gesamte MMA Welt sprach bloß über den Kampf zweier Krieger. Bis heute gilt der erste Fight zwischen Forrest Griffin und Stephan Bonnar zu den besten aller Zeiten. Während Griffin als Striker berüchtigt war, konnte Bonnar vor der Auseinandersetzung vor allem mit seinem Grappling überzeugen. Deswegen erwarteten die meisten auch einen Kampf zwischen zweier verschiedener Kampfstile.

Dieser Fall trat jedoch nicht ein. Beide Männer machten von Anfang an klar, dass sie gewinnen wollten, und zeigten dies auch. Nach nur wenigen Sekunden in der ersten Runde fingen beide Männer an, wilde Schläge zu landen, allerdings wollte sich niemand geschlagen geben. Vor allem Griffin konnte eine Menge Treffer landen, doch Bonnar zeigte extrem viel Herz und versuchte nach jedem Treffer seines Gegners, einen eigenen Konter zu landen. Nach der unglaublichen ersten Runde standen bereits alle Fans auf ihren Zehenspitzen.

Die letzten beiden Runden liefen ungefähr gleich ab. Viel wildes Striking, einige Takedowns und eine Menge Herz. Keiner in der Crowd konnte glauben, was gerade im Octagon abging. Nach drei Runden stand dann jedoch ein Sieger fest, obwohl es in diesem Fight wahrlich keinen Verlierer gab. Griffin sicherte sich eine Unanimous Decision und gewann neben dem UFC-Vertrag auch noch ein Auto, ein Motorrad und eine Uhr. Noch im Octagon verkündete UFC Präsident Dana White unter dem tosenden Applaus der Zuschauer, dass auch Bonnar mit einem lukrativen UFC-Vertrag belohnt wird, der eigentlich nur für den Sieger vorgesehen war. Absolut gerechtfertigt!

Was damals im Käfig noch niemand ahnen konnte, war, wie viele Menschen man vor die Fernseher locken konnte. Während zu Beginn des Kampfes ungefähr zwei Millionen Fans den Fight verfolgten, waren es zum Schluss über zehn Millionen! Zuschauer telefonierten während des Kampfes mit ihren Freunden und brachten sie dazu, einzuschalten. Einen solchen Kampf hatte die MMA-Welt bis dato noch nicht gesehen. Die Ratings für das Live TV MMA Event waren unglaublich gut (insgesamt erreichte die Show ein 1.9 Rating und durchschnittlich 2,6 Millionen Zuschauer) und Spike TV unterzeichnete einen Vertrag mit der UFC. Die Reality Sendung konnte in die zweite Runde gehen, die Produktionskosten wurden dieses Mal von Spike getragen und die UFC war gerettet.

Die weitere Karriere des TUF 1 Casts

Obwohl offiziell bloß Sanchez und Griffin einen UFC Vertrag gewinnen konnten, wurden auch die meisten anderen Cast-Member unter Vertrag genommen. Die erfolgreichste Karriere aller Männer hatte der Superstar der Staffel, Forrest Griffin. Der Amerikaner konnte etwas mehr als drei Jahre nach dem Sieg über Bonnar die UFC Light Heavyweight Championship gegen Quinton „Rampage“ Jackson gewinnen, nachdem er bereits zuvor sensationell den frisch von PRIDE verpflichteten Mauricio „Shogun“ Rua zur Aufgabe zwingen konnte. Heute ist Griffin in der Hall of Fame und steht der UFC in Fan Festivals oder auf dem offiziellen YouTube Kanal der Company zur Verfügung.

Mit Diego Sanchez, Kenny Florian, Josh Koscheck und Nate Quarry kämpften vier weitere Teilnehmer der ersten Staffel im Laufe ihrer Karriere um einen UFC Titel, allerdings unterlagen alle vier Fighter dem Champion. Chris Leben und Stephan Bonnar bekamen zwar nie eine Titelchance, allerdings durften beide Männer in Pay Per View Main Events stehen und haben bis heute eine große Fanbase. Heute kämpft nur noch Diego Sanchez in der UFC und auch seine Karriere neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Trotzdem bleibt die erste Staffel von „The Ultimate Fighter“ unvergessen und ist einer der Hauptgründe, weshalb die UFC eine der größten Promotions auf dem Planeten ist. Man kann jedem Fan nur ans Herz legen, sich die erste Staffel noch einmal auf dem UFC Fight Pass anzuschauen und anschließend das Finale zu genießen. Diese Sendung hat Geschichte geschrieben!




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