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Commissions verabschieden neue Regeln – Vorschau auf das MMA Wochenende

09.09.16, von Benjamin "Cruncher" Jung

Commissions verabschieden neue Regeln

Bereits seit einiger Zeit wurde unter MMA Fans über das aktuelle Regelwerk diskutiert. Genauer gesagt, das Wertungssystem. Dies wurde von den zuständigen Athletic Commissions vor geraumer Zeit aufgenommen (Wir berichteten HIER!). Bei der Sitzung der Association of Boxing Commissions (ABC), zu denen auch sämtliche MMA Kommissionen gehören, im vergangenen Monat wurden nun einige neue Regeln verabschiedet. Diese betreffen unter anderem eine klarere Sprache für das Wertungssystem, eine neue Definition für einen am boden liegenden Fighter sowie eine Regel, die sich mit den in den letzten Jahren vermehrten Eye Pokes befasst.

Wertungssystem

Wie erwartet wurde der Vorschlag des neuen Textes für das Wertungssystem angenommen. Dieses bietet nun nicht mehr so viel Spielraum für die Judges und hält beispielsweise klar fest, dass effektives Striking und Grappling die Grundlage für eine Rundenwertung sind. Lediglich wenn diese beiden Faktoren in einer Runde ausgeglichen sind, soll die Aggressivität oder die Käfigkontrolle der Fighter in die Wertung einbezogen werden.

Darüber hinaus soll das neue Wertungssystem zu vermehrten 10-8 Runden führen. Ausschlaggebend sind dafür die drei Faktoren „Schaden“, „Dominanz“ und „Dauer“. Sollten zwei der Faktoren in einer Runde zutreffen, muss der Punktrichter eine 10-8 Wertung in Erwägung ziehen. Treffen alle drei Faktoren zu, muss zwingend eine 10-8 Wertung erfolgen. Auf Bestreben des New Jersey State Athletic Control Boards (NJSACB) wurde der Begriff „Schaden“ im offiziellen Regeltext in „Wirkung“ abgeändert. Darüber hinaus wurde festgelegt, dass beim Faktor Schaden/Wirkung große Wirkungstreffer wie ein Knockdown bedeutender sind, als mehrere nicht so wirkungsvolle Treffer.

Über eine 10-7 Runde darf ein Punktrichter nachdenken, wenn er der Meinung ist, dass der Kampf hätte gestoppt werden können. Zwingend soll eine 10-7 Runde lediglich vergeben werden, wenn der Punktrichter der Meinung ist, dass der Kampf vom Referee hätte beendet werden müssen. Laut einer Einschätzung des legendären Referees John McCarthy habe es in der Geschichte des MMA Sports aber erst zwei 10-7 Runden gegeben: Die erste Runde zwischen Cristiane „Cyborg“ Santos und Jan Finney sowie die zweite Runde zwischen Neil Magny und Hector Lombard. Er ist der Meinung, dass 10-7 Runden nicht vergeben werden müssen, wenn der Referee seinen Job erledigt.

Definition eines „Grounded Fighters“

In der Originalfassung der Unified Rules of MMA hatte es stets gereicht, eine Fingerspitze auf den Boden des Octagons zu legen, um als sogenannter „Grounded Fighter“ zu gelten. Sobald ein Fighter diesen Status inne hat, sind sämtliche Trittvarianten oder Kniestöße gegen den Kopf verboten. In der Vergangenheit nutzten Fighter dies immer wieder aus, um während der Attacke eines Gegners möglicherweise eine Disqualifikation zu erzwingen, was zu massiver Kritik der Referees führte. Nach dem neuen Regeltext muss ein Fighter nun beide Hände auf den Boden legen, um den Status eines „Grounded Fighters“ zu haben. Wie bisher zählt auch das Knie oder jegliches anderes Körperteil außer den Füßen und Händen, um als „Grounded Fighter“ zu gelten.

Eye Pokes

In den vergangenen Jahren hat die Anzahl an Eye Pokes stetig zugenommen und beispielsweise unter anderem zum Karriereende von Alan Belcher beigetragen. Unter dem alten Regelwerk konnten die Referees nichts unternehmen und maximal Warnungen aussprechen. Erst bei mehrfachen Eye Pokes hätte es zu Abzügen kommen können. Nach der neuen Regel ist nun bereits das Ausstrecken der Finger ein Foul und kann zu einem Punktabzug führen. Somit soll die neue Regel dazu beitragen, dass die Fighter ihre Faust im Stand geschlossen halten.

Kleidung der Frauen

Auch für die Kleidung der Frauen wurde eine neue Regel verabschiedet, nachdem es auch in dieser Hinsicht zuletzt zu Problemen kam. Prominentes Beispiel war der Kampf zwischen Valerie Letourneau und Joanne Calderwood, als sich Calderwoods Fuß bei einem Front Kick im luftig anliegenden Shirt von Letourneau verfing. Am Oberkörper dürfen die Frauen in Zukunft nur noch Sport-BHs oder ein so genanntes Rash Guard, ein eng anliegendes Oberteil, tragen. Für das Beinkleid wurde ebenfalls festgelegt, dass Hosen nun nicht mehr länger als bis zum Knie reichen dürfen. In der Vergangenheit waren einige Frauen auch mit Grappling- bzw. Yogahosan angetreten. Damit wurde nun auch zum ersten Mal die Kampfkleidung für Frauen standartisiert.

Erlaubte Techniken

Darüber hinaus wurden zwei Techniken, die zuvor verboten waren, erlaubt. So sind in Zukunft wieder Heel Kicks gegen die Nieren und das Greifen des Schlüsselbeins im Bodenkampf erlaubt. Während erstere Technik beispielsweise im Aufeinandertreffen zwischen Royce Gracie und Ken Shamrock bei UFC 5 angewendet wurde, sagten alle Beteiligten aus, dass sie zweitere Technik noch nie in einem MMA Kampf gesehen haben.

Gültigkeit und Umsetzung der Regeln

Für die Zukunft bedeutet das, dass die Regeländerungen bei nahezu allen Events vollzogen werden. Als Startdatum für die neuen Regeln ist der 1. Januar 2017 vorgesehen. Die Regeländerungen sind jedoch nicht bindend für die Athletic Commissions. Zwar befolgen diese in der Regel die Beschlüsse bei den ABC Konferenzen, jedoch müssen sich die Commissions nach den Gesetzen und Bestimmungen ihres jeweiligen Bundesstaates bzw. ihres Stammes auf dem Gebiet von Indianerreservarten richten. Werden von dieser Stelle aus die Änderungen nicht akzeptiert, können sie von der Commission auch nicht umgesetzt werden. In den verschiedenen Staaten werden nun die Weichen gestellt, dass die Änderungen bis zum nächsten Jahr abgesegnet sind.

Während 42 Commissions dem neuen Regelpaket zustimmten und die Commissions aus Mississippi und Tennessee sich enthielten, war die Commission aus New Jersey die einzige, die gegen die Regelveränderungen stimmte. Zwar wurde der Regeltext im Punkt „Schaden“ nach Einwirken der Commission in „Wirkung“ umbenannt, aber Nick Lembo lehnte die beiden Regeländerungen hinsichtlich der Definition eines „Grounded Fighters“ und der Heel Kicks gegen die Nieren ab. Der langjährige Verantwortliche sieht darin gesundheitliche Risiken. Noch ist unklar, ob die Commission in New Jersey deshalb die neuen Regeln boykottieren wird. Dies wäre insofern eine Signalwirkung, als dass die Commission zu den respektiertesten in den USA zählt. So war Lembo selbst maßgeblich für die erste Version der Unified Rules of MMA zuständig und seine Commission war die erste, die ein Event unter dem Regelwerk regulierte.

Außerdem boykottierten die Verantwortlichen der Athletic Commissions aus Ohio und Missouri die Konferenz. Beide wurden als „inaktive Mitglieder“ bezeichnet. In der Realität haben sich die beiden Commissions zu einer eigenen Gruppe mit dem Namen Association of Combative Sports Commissions (ACSC) zusammengeschlossen und im vergangenen Monat selbst eine Konferenz abgehalten.

Bei Events außerhalb der USA, wo sich die UFC bekanntlich größtenteils selbst reguliert, treten die Änderungen auf jeden Fall in Kraft, da die Promotion zu 100 Prozent die Unified Rules of MMA umsetzt. Auch Cristiano Sampaio, der Direktor der brasilianischen Athletic Commission, sagte bereits aus, dass die Änderungen zukünftigen auch bei MMA Events in Brasilien umgesetzt werden.

Quellen: MMAJunkie.com, BloodyElbow.com, MMAFighting.com

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Vorschau auf das MMA Wochenende

Neben dem großen UFC 203 PPV stehen an diesem Wochenende wieder eine Menge kleinerer MMA Events an. So werden sowohl die amerikanischen Promotions RFA und Titan FC als auch die europäischen Promotions M-1, BAMMA und Cage Warriors in den kommenden Tagen jeweils ein Event veranstalten.

Den Anfang macht das Titan FC 41: Damm vs. Faria III Event am Freitagabend. Wie der Titel bereits verrät, kommt es beim Event zum Trilogiekampf zwischen der Brasilianerin Carina Damm (23-12) und ihrer Landsfrau Kalindra Faria (17-5-1). Beide Damen konnten bei ihren Aufeinandertreffen in den Jahren 2009 und 2013 jeweils einen Kampf für sich entscheiden. Die Siegerin des Kampfes wird außerdem mit der neu eingeführten Titan FC Women’s Bantamweight Championship gekrönt. Im Co-Main Event kommt es zu einem zweiten Titelkampf, bei dem Titan FC Featherweight Champion Andre Harrison (13-0) seinen Titel gegen den Brasilianer Alexandre Bezerra (19-4) auf’s Spiel setzen wird.

Ebenfalls am Freitagabend steigt das RFA 43: Camozzi vs. Barnes Event. Auch hier kommt es im Main event zu einem Titelkampf, bei den Brian Camozzi (6-2) und Nick Barnes (11-1) um die vakante RFA Welterweight Championship antreten. Im Co-Main Event wollen sich Adam Stroup (10-3) und Gabriel Checco (9-2) für einen zukünftigen Titelkampf in der Middleweight Division in Position bringen.

Am Samstag veranstaltet die russiche Promotion M-1 Global dann das M-1 Challenge 70: Kunchenko vs. Grabovich Event. Der noch ungeschlagene Russe Alexey Kunchenko (13-0) bekommt es dieses Mal mit Eduardo Ramon (11-2) zu tun, muss seine M-1 Welterweight Championship aber nicht auf’s Spiel setzen. Im Co-Main Event treffen der Russe Andrey Seledtsov (5-2) und der Deutsche Rene Hoppe (5-0) aufeinander.

Ebenfalls am Samstag kehrt die britische Promotion BAMMA mit dem BAMMA 26: Phillips vs. DeVent Event nach Dublin zurück. Im Main Event muss BAMMA Middleweight Champion John Phillips (19-6, 1NC) seinen Titel gegen den Herausforderer Andy DeVent (13-10) verteidigen. Im Co-Main Event trifft der deutsche BAMMA Flyweight Champion Rany Saadeh (8-1) auf den Nordiren Andy Young (9-7). Im ersten Titelkampf des Abends duelliert sich BAMMA Bantamweight Champion Alan Philpott (15-8) mit seinem Herausforderer Aaron Blackwell (15-9-1).

Den Abschluss des Wochenendes bildet das Cage Warriors 78 Event am Samstag. Im Main Event treten Paddy Pimblett (11-1) und Johnny Frachey (18-10) um die vakante Cage Warriors Featherweight Championship an. Den Co-Main Event bildet der Titelkampf zwischen dem Cage Warriors Lightweight Champion Chris Fishgold (14-1-1) und Jason Ponet (16-10-1, 1NC).

Quelle: Tapology.com




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