Die UFC 200 Woche bei W-I.de: Tag 1 – Die Geschichte der Ultimate Fighting Championship

04.07.16, von Benjamin "Cruncher" Jung

Mit Sicherheit habt ihr schon mal etwas von unserer großen WrestleMania Woche auf Wrestling-Infos.de gehört, die wir euch jedes Jahr in den Tagen vor dem Super Bowl des Pro Wrestlings präsentieren. Dies möchten wir in diesem Jahr erstmals auch mit der größten UFC Veranstaltung tun. So erwarten euch nämlich in den nächsten Tagen viele tolle Specials wie Podcasts, Roundtables, Infotexte und vieles Mehr auf dem Weg zu UFC 200 am kommenden Samstag. Brock Lesnar ist jetzt schon ganz heiß auf das Event, immerhin wird er es mit Mark Hunt zu tun bekommen. Falls ihr es noch nicht seid, dann legen wir euch unsere UFC 200 Woche ans Herz. Falls ihr es doch seid, dann natürlich auch.

Tag 1 – Die Geschichte der Ultimate Fighting Championship

Am kommenden Samstag wird die Ultimate Fighting Championship mit UFC 200 ein riesiges Jubiläum feiern. Grund genug für uns, auf die mittlerweile fast 23-Jährige Geschichte der größten Mixed Martial Arts Promotion der Welt zurückzublicken. Wie entstand die UFC eigentlich? Wer waren die Schlüsselfiguren bei der Gründung? Wie hat die Promotion den Sport über die Jahre hinweg geprägt? Welche Probleme gab es auf dem Weg an die Spitze? All das und noch viel mehr erfahrt ihr im folgenden Text. Viel Spaß beim Lesen!

Die Idee, die Pläne und die erste Veranstaltung

Seit jeher debattierten Kampfsport Fans auf der ganzen Welt darüber, welcher Stil denn der beste sei. Fragen wie „Kann ein Ringer tatsächlich gegen einen Boxer bestehen?“ oder „Was passiert eigentlich, wenn ein Schwarzgurt im Karate auf einen Schwarzgurt im Judo trifft?“ wurden schon immer heiß diskutiert. Bis dato gab es allerdings niemanden, der die Idee einer Veranstaltung mit dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kampfkünste verwirklicht hatte. Anfang der 90er Jahre befasste sich auch der Privatunternehmer Art Davie mit diesem Thema. Er suchte im Jahr 1991 Rorion Gracie und dessen Gracie Jiu-Jitsu Academy auf, nachdem er herausgefunden hatte, dass dieser seine Schützlinge gerne mal gegen Verfechter anderer Kampfkünste antreten lässt, um zu beweisen, dass das Gracie Jiu-Jitsu die effektivste Kampfkunst der Welt sei. Nach einem ausführlichen Gespräch waren sich beide einig, die „Kampfstil vs. Kampfstil“ Diskussion müsse endlich geklärt werden.

Deswegen begannen Davie und Gracie unterstützt von John Milius, einem Gracie Schüler, damit, ein Konzept für eine Veranstaltung zu entwickeln, die den Namen „War of the Worlds“ tragen sollte und bei der Kämpfer aus acht verschiedenen Kampfsportarten in einem Ausscheidungsturnier gegeneinander antreten sollten, um den ultimativen Kämpfer zu ermitteln. Im Mai 1993 schloss man dafür einen Pay Per View Deal mit der Semaphore Entertainment Group (SEG) ab und die Pläne nahmen so langsam Formen an. Davie, Gracie und Milius bildeten den einen Zweig der Führungsriege, die SEG Offiziellen Bob Meyrowitz und Campbell McLaren den anderen. Gemeinsam konzipierten sie die Veranstaltung und entschieden sich letztendlich auch dafür, den eigentlichen Namen von War of the Worlds in The Ultimate Fighting Championship abzuändern.

Die erste UFC Veranstaltung fand am 12. November 1993 in der McNichols Sports Arena in Denver, Colorado statt. Insgesamt nahmen acht Kampfsportler an diesem Turnier teil, darunter ein Boxer, ein Savate Schwarzgurt, ein Ringer, zwei Kickboxer, ein Karate Experte, ein Sumoringer und ein Brazilian Jiu-Jitsu Schwarzgurt namens Royce Gracie. Royce wurde von seinem Bruder Rorion höchstpersönlich ins Rennen geschickt. Überraschenderweise gewann Gracie das Turnier und wurde somit erster UFC Champion. Das PPV-Debüt wurde mit immerhin 86.592 Bestellungen für SEG ein Erfolg. UFC 1 setzte den Maßstab für das, was noch folgen sollte. Die Fanbase wollte mehr MMA Action, jedoch waren nicht alle von dem damaligen Spektakel im einzigartigen Octagon angetan.

Keine Regeln? Keine Zukunft!

Zu Beginn gab es in der UFC nämlich noch keine wirklichen Regeln oder Vorgaben. Das Produkt wurde sogar unter der Tagline „There are no Rules“ vermarktet. Dadurch gab es natürlich immer wieder Probleme mit Gegnern des Sports. Es entwickelte sich eine negative Meinung in der Öffentlichkeit, dass die UFC zu brutal und nur eine Untergrundsportart sei. Besonders der US-Senator John McCain kämpfte im Frühjahr 1997 vehement gegen die weitere Verbreitung des MMA Sports an. So schaffte er es unter anderem, die Gouverneure von 36 der 50 US-Bundesstaaten von seinen Ansichten zu überzeugen, sodass diese das „Human Cockfighting“ in ihrem Staat untersagten. Außerdem nahmen zahlreiche PPV-Anbieter die Promotion aus dem Programm. Damit hatten die „Dark Days“ der UFC Historie offiziell begonnen. In dieser Zeit gehörte die UFC übrigens allein der SEG, nachdem Davie und Gracie ihre Anteile im April 1995 verkauft hatten.

Aus finanzieller Sicht machte die UFC gerade eine extrem schwere Zeit durch, aber aus sportlicher Sicht entwickelte sich die heftige Kritik zu einem echten Glücksfall, denn daraufhin fing man an, ein klar definiertes Regelwerk zu kreieren, unter anderem mit Gewichtsklassen, 5-Minuten-Runden und Handschuhen. Zudem gab es nun etliche Verbote. Darunter fielen Kopfstöße, Tiefschläge, direkte Schläge auf den Hinterkopf oder Hals, Tritte gegen den Kopf eines am Boden liegenden Gegners, Griffe kleiner Gelenke (z. B. Finger), direkte Schläge auf bestimmte Druckpunkte (z. B. Solarplexus) und Haare ziehen. Für diese Revolution waren größtenteils der UFC Commissioner Jeff Blatnick und der langjährige MMA Referee John McCarthy verantwortlich. Die beiden arbeiteten akribisch mit vielen State Athletic Commissions an einem verbesserten und einheitlichen Regelwerk für MMA Veranstaltungen weltweit. Im April 2000 waren die noch heute geltenden Unified Rules of Mixed Martial Arts dann endlich beschlossene Sache. Ein kleiner Schritt für die UFC, ein großer Schritt für den MMA Sport!

Führungswechsel: Zuffa übernimmt von SEG … mit mäßigem Erfolg!

Nach der Durchsetzung dieser Regeln wendete sich der allgemeine Tenor so langsam wieder zum Guten und man konnte sich den Ruf eines anerkannten Sports zurückerarbeiten. Selbst McCain’s Meinung hatte sich urplötzlich geändert. Viele Bundesstaaten hoben ihr Verbot auf und so fand am 17. November 2000 mit UFC 28 die erste offiziell von einer Commission regulierte UFC Veranstaltung in Atlantic City, New Jersey statt. Trotz des positiven Trends machte die SEG aber immer noch herbe Verluste und stand deshalb kurz vor dem finanziellen Aus, sodass ein Verkauf der UFC in Betracht gezogen wurde. Der Deal ging im Januar 2001 über die Bühne. Als Käufer taten sich die beiden Casino-Betreiber Frank und Lorenzo Fertitta, sowie der damalige Boxpromoter und spätere UFC Präsident Dana White auf, die die Promotion für 2 Millionen US-Dollar kauften. Desweiteren gründeten sie „Zuffa LLC“, was als kontrollierendes Mutterunternehmen für die UFC gelten sollte.

Unter der neuen Führung konnte die Promotion weiter an Beliebtheit gewinnen. Die Ticketverkäufe nahmen zu, die PPV-Bestellungen stiegen (L. Fertitta sorgte dafür, dass die PPV-Anbieter die UFC wieder ins Programm nahmen) und auch ein TV-Vertrag mit Spike TV konnte abgeschlossen werden, und trotzdem schafften es auch die Fertittas nicht, aus der UFC ein profitables Unternehmen zu machen. In vier Jahren verloren sie zwischen 50 und 60 Millionen US-Dollar. Deswegen spielten sie bereits mit dem Gedanken, die UFC wieder zu verkaufen. Allerdings entschieden sie sich dann doch dazu, einen letzten Versuch zu starten und nochmal zehn Millionen US-Dollar zu investieren.

The Ultimate Fighter rettet die UFC vor dem Aus

Mit diesem Geld produzierte man im Januar 2005 eine Reality-TV-Show namens The Ultimate Fighter auf Spike TV. Dabei sollte es sich um eine Show handeln, in der talentierte Kämpfer, die auf ihren Durchbruch warten, eine Chance haben, sich einen UFC Vertrag zu erkämpfen. Die Show hatte zunächst mäßigen Erfolg, bis zum Finale, denn dort setzen Forrest Griffin und Stephan Bonnar mit ihrem Finalkampf einen Meilenstein in der MMA Geschichte. Während dieses Kampfes stieg die Zuschauerzahl bis auf 2,6 Millionen, was von den Spike TV Offiziellen als großer Erfolg angesehen wurde. Daraufhin wurden weitere Staffeln in Auftrag gegeben. Die Show läuft bis zum heutigen Tage und gilt als einer der Eckpfeiler der UFC Geschichte. Dana White behauptet bis heute, dass die UFC ohne dieses The Ultimate Fighter Finale nicht mehr existieren würde. Dadurch wurde ein wahrer MMA Hype ausgelöst, der sich auch beim nächsten PPV zeigen sollte. So wurde der UFC 52 im April 2005 satte 280.000 mal gekauft und damit fast doppelt so oft wie der vorherige Rekord von 150.000. Bei der Veranstaltung gab es übrigens den Coaches Fight von The Ultimate Fighter zwischen Randy Couture und Chuck Liddell.

In den Jahren 2005 und 2006 schaffte die UFC den großen Turnaround. Endlich schrieb man schwarze Zahlen. Die Fanbase hatte sich in dieser Phase enorm vergrößert und der Ruf des Sports hatte sich ebenfalls deutlich verbessert. Plötzlich berichteten auch Mainstream Medien wie Sports Illustrated und ESPN The Magazine über die UFC und deren Kämpfer. Den vorzeitigen Höhepunkt erreichte der Hype im Dezember 2006 mit UFC 66. Der PPV Headliner zwischen Chuck Liddell und Tito Ortiz verkaufte sich über eine Million mal.

Aufkauf anderer Promotions

Im März 2007 nahm die UFC endgültig den Status des Marktführers ein, als Zuffa den bis dato einzigen internationalen Konkurrenten Pride Fighting Championships vollständig aufkaufte und deren Stars zur UFC schickte. Pride war jedoch nicht die einzige Promotion, die von der UFC bzw. Zuffa „gefressen“ wurde. Bereits im Dezember des Vorjahres hatte es die World Fighting Alliance (WFA) erwischt. Andere Promotions wurden derweil nicht direkt von der UFC aufgekauft. Stattdessen wurde zunächst eine Partnerschaft unter dem Zuffa Banner vereinbart. Beispiele hierfür sind World Extreme Cagefighting (WEC) und Strikeforce. Die WEC gehörte ab 2006 zu Zuffa und wurde 2010 endgültig von der UFC aufgekauft, Strikeforce war ab 2011 Teil von Zuffa und wurde 2013 in die UFC eingegliedert. Abgesehen von Bellator MMA gibt es heute keine MMA Promotion mehr, die auch nur ansatzweise mit der UFC auf Augenhöhe ist.

UFC 100 sorgt für PPV-Buyrate Rekord, UFC on FOX 1 für TV-Rating Rekord

Im Juli 2009 feierte die UFC mit ihrem 100. Pay Per View erstmals ein großes Jubiläum. Als Dank an die Fans präsentierte man bei dieser Veranstaltung eine der besten Fightcards aller Zeiten. Den Main Event bestritt übrigens ein gewisser Brock Lesnar gegen Frank Mir. Das Resultat waren unfassbare 1,6 Millionen PPV Käufe. Diese Buyrate konnte bis heute nicht geknackt werden. Gut zwei Jahre später stellten Cain Velasquez und Junior dos Santos den bisherigen Free TV Rekord für die UFC auf. Nachdem die Promotion im August 2011 eine umfangreiche Partnerschaft mit dem FOX Network abgeschlossen hatte, ging das erste UFC on FOX Event im Oktober des selben Jahres über die Bühne. Hier schalteten 5,7 Millionen Zuschauer ein. Ein wahrscheinlich einmaliger Wert!

Die internationale Expansion

Allerdings lief es für die UFC nicht nur in den Vereinigten Staaten gut, sondern auch international. Zwischen 2009 und 2015 schaffte man die weltweite Expansion. Insgesamt war man schon in 21 Ländern zu Gast, darunter natürlich auch Deutschland, wo bisher vier Veranstaltungen stattfanden. Leider besteht nach wie vor das TV-Verbot der bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), sodass die UFC in Deutschland lediglich im Internet zu sehen ist. Das MMA Fieber hält sich deswegen hierzulande noch etwas in Grenzen, aber dies wird sich sicherlich bald ändern, ähnlich wie es Anfang der 2000er Jahre in den USA der Fall war. Es braucht nur den richtigen Moment.

Frauen in der UFC

Eine weitere Revolution in der UFC war die Einführung der Frauen Division im November 2012. Angeführt von Ronda Rousey haben sich die Damen in kürzester Zeit zu einem extrem wichtigen Teil der Promotion entwickelt. Der erste offizielle Frauenkampf fand am 23. Februar 2013 bei UFC 157 statt. Wie groß die Zugkraft der weiblichen Fighterinnen mittlerweile ist, zeigte UFC 193 im November letzten Jahres. Insgesamt vier Damen führten die Veranstaltung an und lockten 56.214 Zuschauer ins Etihad Stadium in Melbourne, Australien. Das ist bis heute der offizielle Zuschauerrekord für eine UFC Veranstaltung.

UFC 200: Past, Present & Future

In den letzten fast 23 Jahren hat die UFC einen langen und steinigen Weg hinter sich gebracht, aber sie haben es geschafft. UFC 200 wird am kommenden Samstag nicht nur irgendeine Veranstaltung sein. An diesem Abend wird man die Vergangenheit würdigen, die aktuelle Lage feiern und die Weichen für die Zukunft stellen. Es wird ein Zusammentreffen aller Generationen sein. Die „Early Days“ rund um Art Davie und Rorion Gracie, die „Dark Days“ rund um Bob Meyrowitz, die „SEG-Zuffa-Takeover Days“ rund um die Fertitta Brüder und die „Modern Era Days“ rund um Dana White. Uns wird hier ein Abend erwarten, den wir nicht so schnell vergessen werden!

Alles weitere zu unserer UFC 200 Woche findet ihr hier: KLICK!

Die UFC 200 Fightcard findet ihr hier: UFC 200: Cormier vs. Jones II Fightcard aus Las Vegas, Nevada, USA (09.07.2016)




1 Antwort auf „Die UFC 200 Woche bei W-I.de: Tag 1 – Die Geschichte der Ultimate Fighting Championship“

Martin Dehn sagt:

Super, Danke
Tolle Idee

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