Kurz gemosert… #120

21.01.15, von Benjamin "Cruncher" Jung

„Kurz gemosert…“ beschreibt die Welt des Mainstream-Wrestling mit den Augen eines meckernden „Smart Marks“. Jeden Mittwoch spricht Manuel Moser in der wohl umstrittensten Wrestling-Kolumne aller Zeiten Dinge und Tatsachen an, welche sich manch einer vielleicht nicht traut auszusprechen oder die es aus den Tiefen der „Smart Mark“-Fangemeinde nicht an die Öffentlichkeit schaffen. Harte Worte und eventuelle Spoiler inbegriffen.

So langsam bekomme ich das Gefühl, dass „9,99“ kein geldwerter Betrag ist, sondern der Intelligenzquotient von Vince McMahon.

So ist das bei WWE. Da baut man über Jahre ein Tag Team bei NXT auf und trichtert ihnen in ihre gering aufnahmefähigen Gehirne ein, dass sie immer das tun sollen was man ihnen sagt.
Natürlich ist es für die Karriere nicht förderlich, wenn man sich über tote Legenden oder ernsthaft kranke Menschen lustig macht. Außer natürlich man heißt Vince McMahon, denn dann ist das voll lustig und alle müssen drüber lachen. Traut sich dann mal einer sich darüber zu mokieren wird er sofort als Internet-Smark abgestempelt oder mit dem Gewinn des Intercontinental Championships bestraft. Jedenfalls hätte man „The Ascensions“ auch einfach mal als dominantes und gefährliches Heel-Tag-Team aufbauen können, um die durchwachsene Tag-Team-Division des Marktführers ein wenig aufzupeppen. Ein Vergleich mit den Road Warriors liegt hier ja sehr nahe und das ist vielleicht sogar das Problem. Vince McMahon war noch nie ein Fan der „Legion of Doom“ und hat im Prinzip nichts dafür getan sie während ihrer Aufenthalte bei WWE prägend einzusetzen.
Mit „The Ascensions“ hätte man es besser machen können. Es wäre so einfach gewesen ihnen den noch lebenden Road Warrior Animal an die Seite zu stellen. Er wäre sozusagen der Paul Ellering von heute geworden. Aber man gibt ihnen lieber den beschissensten Tag-Team-Finisher aller Zeiten, legt ihnen eine Promo in den Mund die auf welcher „Grabschaufel“ steht und begräbt sie dann On Air mit einer Armee von „Has-beens“. Toll gemacht. Dafür wird also das ganze Geld ausgegeben, welches die kleinen Kinder in ihr Cena-Merchandise stecken. Bald nennt man sie in einem Satz mit anderen legendären Tag Teams wie z.B. „The Masters of the WWE Universe“. Es geht ja kaum schon peinlicher. Eigentlich sollte es doch das Anliegen einer Wrestling-Promotion sein die besten Worker der Welt einzukaufen und aus ihnen das Beste heraus zu holen. WWE ist da eher der FC Bayern der Wrestling-Welt. Er kauft erst mal alles was es auf dem Markt gibt. Jeder der halbwegs unfallfrei einen Dropkick zeigen kann wird unter Vertrag genommen. Dann bekommt erst mal jeder eine neue Identität, damit man ihn auf dem Rest der Welt vergisst. Hinterher werden diese Leute einer wreslterischen Gehirnwäsche unterzogen. Von da an können sie sich an keinen ihrer Moves die sie einmal ausgezeichnet hat erinnern. Wenn sie Glück haben dürfen sie sich dann einmal in den Main Show für Big Show, John Cena oder Rusev hinlegen. Danach werden sie irgendwann von WWE entlassen, weil sie nicht die Qualität dazu haben ein WWE-Superstar zu werden. Aha.
Das ist das Schicksal von Cesaro. „Der LandVogt muss nämlich Autogramme schreiben!“ Es wird nicht mehr lange dauern und er darf wieder zusammen mit Chris Hero in Turnhallen von drittklassigen US-amerikanischen Schulen auftreten. Wenigstens darf er dann wieder alles zeigen was er kann. Für nur 9,99$ im Monat!

Der „9,99$“-Man John Cena hat die letzte Ausgabe vor dem Royal Rumble mal wieder geprägt. Nachdem er dafür gesorgt hat, dass das schlimmste Stable aller Zeiten wieder zurückkehrt. Danach durften sich ein paar Superstars wegen ihm die Papiere abholen. Jetzt hat er den Job der Jungs wieder gerettet. Wenn er nun die Authority wieder verschwinden lässt haben wir mal ein typisches WWE-Programm erlebt. Was ich damit meine? Ganz einfach…
Eigentlich sollte eine Storyline irgendwen oder irgendetwas weiterbringen. Manchmal werden solche Storys aber auch genutzt, um jemandem zu schaden. Ob man das gut heißen mag oder nicht steht auf einem anderen Zettel. Jedenfalls hat eine solche Geschichte dann wenigstens einen Sinn. Ist aber nach Monaten alles wieder so wie davor, dann war alles was man in der Zeit abgeliefert hat für die Katz, aber eben nicht umsonst, um mal wieder auf die 9,99$ zu kommen. Mehr ist das Programm im Moment sowieso nicht wert. Aber im Jahr…
Dieses Legenden-Geschwafel ist übrigens alles andere als unterhaltsam. Was für ein Gewicht hat es, wenn Shawn Michaels, Hulk Hogan und Ric Flair ihre Tipps für den Royal Rumble abgeben? Das einzige was man mit dieser „Wir lassen die Legenden mal auf jemand anderen als Roman Reigns tippen, damit er aus den Köpfen der Fans als deutlicher Favorit verschwindet“-Taktik erreicht hat ist, dass im WWE-Universum nun die Meinung herrscht keine namhafte Legende steht hinter Roman Reigns. Sie halten ihn alle für noch nicht reif genug für die Rolle des Top Dogs der WWE. Sie sehen Daniel Bryan und Dean Ambrose, ja sogar irgendeinen Außenseiter viel eher in der Rolle des Wrestlemania-Headliners, als die neue Wichsvorlage von Vince McMahon. Aber der rettet dann natürlich den ersten Schwung des Altersheim-Shufflebusses vor der herannahenden Heulsuse Big Show. Was versprechen sich die Booker eigentlich von einer Fehde mit Big Show? Ist es wirklich nur deswegen, weil John Cena damals während seines Aufstieges auch gegen Big Show gefehdet hat? Glaubt man wirklich, dass man denselben Erfolg mit einer anderen Person hat, nur weil man ihm dasselbe Programm gibt? Da muss doch mehr kommen oder? Im Prinzip hatte Reigns ja bisher gar keinen Aufbau. Er schwirrt so als unbesiegbares Monster im Nirgendwo über allem anderen. Ohne Charakterzüge und ohne Hintergrund. Aber das hatten wir beim letzten Mal ja schon in ausführlicherer Form. Auch wenn ich es jede Woche wiederholen könnte.

Man mag es kaum glauben, aber TNA lebt tatsächlich noch! Und das so richtig. Es schaut zwar keiner zu, aber zumindest geht es so weiter wie früher. Es wechseln die Titel Woche für Woche den Besitzer und keiner kann auch nur den Hauch einer Idee dahinter erkennen. Heels werden Faces, Faces werden Heels und keiner kennt das genaue Motiv. Es fehlen eigentlich nur noch Eric Bischoff und Hulk Hogan, bzw. die Main Event Mafia, „They“ und Fortune. Schlechte Ausbeute wenn man sich neu erfinden möchte. Gerade dann wenn man auch noch mit allen Mitteln versucht eine Pfeife wie Alberto Del Rio mit Millionen dazu zu bewegen für TNA zu arbeiten. Angeblich sollen sie sogar Edge versucht haben einzuladen, aber der hat sich am Telefon während eines Lachanfalls den Hals verrenkt und muss jetzt von muskulösen Frauenarmen gepflegt werden.
Was ist eigentlich mit der Storyline passiert, in welcher Edge und Christian WWE verklagen wollten? Und schon sind wir wieder bei WWE. Auch kein gutes Zeichen für TNA.

Für Kritiken jeglicher Art stehe ich gerne im Forum von Wrestling-Infos.de, unter kurzgemosert@gmail.com oder auf Twitter zur Verfügung.