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PS3: UFC Undisputed 2010 vs. EA Sports MMA – Der große Wrestling-Infos.de Game-Review

12.12.10, von "wrestling-infos.de"

Schon immer regierte die UFC den MMA-Markt – schon immer griffen die anderen Promotions an. Einen speziellen Angriff tätigt EA Sports, die mit ihrem „EA Sports MMA“ in Zusammenarbeit mit Strikeforce der UFC und ihrem „UFC Undisputed 2010“ gehörig Konkurrenz machen wollen. Von Anfang an war klar: Die UFC wird das bessere Roster haben, weshalb EA ganz klar andere Lücken suchen muss – und die hat man auch gefunden. Die Frage ist nur: Wie viele hinterlässt man selber? Fangen wir mal mit dem Vergleich an:


1. Die Grafik

Ich gehöre zwar zu den Leuten, für die die Grafik unwichtig ist, aber begeistert war ich doch von der Arena-Simulation, die EA hat. Die Menschemassen wirken plastisch und die Arena viel bombastischer. Den Vorteil hat das UFC game jedoch in den Fightern, die ihren Vorbildern viel ähnlicher sind und in Zwischenszenen sowie dem Kampf durch Schweiß, Blut, Spiegelungen, Schatten und Details sehr gut wirken. In dem Fall würde ich den Pluspunkt an die UFC geben, wobei auch hier noch viel Platz für Verbesserungen ist – EA sieht mir mehr nach der PS2 aus, insgesamt weniger detailreich.

2. Das Roster

Ich glaube, das ist eine ganz klare Sache. Die UFC ist von den teilnehmenden Kämpfern seiner Konkurrenz in jeder Hinsicht weit vorraus. Zwar bin ich in der Regel immer für Fighter von Ligen wie Bellator oder Strikeforce zu begeistern, doch ganz ehrlich: Die einzige, mit denen ich wirklich spielen will, sind wohl Fedor Emelianenko, Alistair Overeem, Randy Couture, Jeff Monson, Bas Rutten, Babalu Sobral, Roger Gracie, Nick Diaz, Lyman Good, Gilbert Melendez, Shinya Aoki und Eddie Alvarez. Das sind einfach zu wenige und ich glaube sogar, dass das Game nichtmal einen Bruchteil dessen liefert, was es ausserhalb der UFC gibt, da fehlen z.B. Hector Lombard, Antonio Silva oder Feijao Cavalcante, mal abgesehen von sonstigen ungeschliffenen Diamanten auf der Welt.

3. Das Gameplay

Ich verstehe nicht, wieso einige der Meinung sind, dass das Gameplay bei EA besser ist; allerdings ist es auch nicht schlechter. Wer Undisputed mal auf Amateur-Stufe gespielt hat und einfach nur draufgehauen hat, ist mit EA definitiv besser bedient, auf einer hohen Ebene ist das Stand-Up beider Games jedoch gleichwertig. Aber ganz ehrlich: Wer draufhauen will, soll sich ein Box-Game holen, im MMA gibt es noch viel mehr als beim Boxen.

Ich bin der Meinung, dass UFC Undisputed im Stand sehr viel bieten kann, wenn man online gegen einen extrem guten Gegner spielt und beide sich einen Kerl mit sehr interessanten Fähigkeiten zusammengebastelt haben. Das ähnelt dann schon fast realen Kämpfen. Problem ist nur, dass man bis man soweit ist, erstmal ziemlich unrealistische Szenarien über sich ergehen lassen muss. In den einfachen Stufen ist das Spiel sehr eintönig und vor allem kein wenig realistisch. Das ist bei EA anders: Dort ist alles viel explosiver und es gibt mehr Möglichkeiten, dafür kann man taktisch nicht so versiert sein.

Im Clinch liegt EA weit vorne. Ich hab selten so eine schwache Simulation gesehen wie die Clinch-Griffe bei UFC Undisputed. Auch die Takedowns sind bei EA um einiges besser. Sobald wir am Boden sind… seh ich jedoch für EA schwarz. Bei dem UFC Game kann man im Boden ALLES machen. Zwar glänzt EA mit Flying Armbars, aber was bringt einem das, wenn man am Boden nichts machen kann? Wer mit Demian Maia oder Minotauro Nogueira mal auf hoher Ebene gespielt hat, weiß das bei der UFC zu schätzen. Bei EA kann man so ziemlich gar keine Positionswechsel ausführen, man kann nicht varrieren und dementsprechend kann man keine Submissions und Angriffe aus speziellen Positionen anwenden. Beim UFC Game kann man am Boden sehr wahrheitsgetreu am Boden arbeiten, egal ob mit Rashad Evans, B.J. Penn oder Demian Maia. Zwar sind Submissions schwer, irgendwann hat man jedoch den Clue raus und versteht, im Boden zu arbeiten. Bei EA? Nichts, der Bodenkampf ist Mist!

Alles in allem ist es schwer zu sagen, was besser ist. Beide Games haben ihre Schwachstellen. Ich persönlich bin für das UFC Game, allerdings nur aufgrund des guten Bodenkampfes mit sehr viel Komplexität, wo man jeden Aspekt eines Kampfes simulieren kann, während man bei EA mehr auf Schlagkombinationen und realistische Stand-Action aus ist. Was einem mehr liegt, muss man selbst entscheiden. Dem Kampfsport-Fanatiker wird Undisputed gefallen, dem Fun-Kämpfer dann doch eher EA. UFC ist geschmeidiger, taktischer und genauer, EA ist aggresiv.

4. Die In-Game Features

Einläufe, Knockouts, alles nette Sache, die EA ausmachen. Auch die Idee, Ringe mit reinzunehmen, ist klasse. Aber ich muss sagen, dass man nach 10 Kämpfen keine Lust mehr hat – wegen des kleinen Rosters UND vor allem der monotonen Simulationen. Bei der UFC hat man wenigstens noch Event- und Titelmodi, ganz zu schweigen von dem wirklich großartigen Ultimate-Fight Modus, der sehr schwierig ist, aber unglaublich Spaß macht, wenn man für alle Kämpfer offen und am Sport interessiert ist. Zudem muss man sine individuellen Künste im Sport immer wieder neu beweisen. Wenn es sich um die Vielseitigkeit geht, sehe ich UFC vorne, zudem hat man auf der PS3 noch fünf alte Kämpfe, die man ansehen kann (Griffin vs. Bonnar, GSP vs. Penn 2, Lesnar vs. Mir 2, Liddell vs. Wanderlei und Evans vs. Machida). Nur der Karrieremodus macht EA noch individuell, dazu im nächsten Teil mehr.

Achja: Ich finde es etwas schwach, dass Ken Shamrock die Kämpfe kommentiert, da wäre ein Bas Rutten besser gewesen, dieser kämpft aber „leider“ selber. Bei der UFC hat man hingegen das Problem, dass sich die Sätze der Kommentatoren zu oft wiederholen, das stört irgendwann gewaltig. So hat man bei EA wenigstens noch das Feeling einer freien Promotion, wo z.B. ein John McCarty Ringrichter ist, während man bei der UFC mehr eine Marke erlebt, mal abgesehen von den Ringrichtern und den begrenzten Arenen.

4. Kämpfer Erstellen

Hier möchte ich mich kurz fassen: Die UFC legt ordentliche auf und bietet viele Möglichkeiten. Man kann jeden Gesichtszug gestalten, was zwar schwierig zu sein scheint, mit Hilfe aus dem Web aber klar geht. EA bietet wenig Auswahl, legt den Fokus mehr auf den Kampfstil und die Attribute, was für mich die Spiele gleichwertig macht. Für ein schlechtes Gesicht kann man schonmal ein paar Einstellunge in punkto Stil mehr verlangen, andersrum ebenfalls.

5. Der Karrieremodus

So kann man den Karrieremodus bei der UFC zusammenfassen: Gedanke top, Umsetzung flop! Ich finde, dass die Einstiege unglaublich spannend sind. Wenn man jedoch erstmal Champion ist – boring as hell! Und da wird es jedem so gehen. Man kriegt einen Superfight, dann verteidigt man ca. 6 mal gegen Shogun Rua und Rich Franklin in der Karriere und tritt zurück. Mal abgesehen von dem sich wiederholenden Sparring und den ganzen eher nervigen Sonderfunktionen. Man hatte super Ansätze, sollte jedoch viel mehr Optionen in der Karriere haben. Man sollte mit Verträgen arbeiten, um Kämpfe handeln, vielleicht sogar in andere Ligen gehen können. Aber man ist schon fast gefangen im Netz sich wiederholender Gegner. Das geht dann ca. 11 Jahre so und irgendwann ist Lyoto Machida 41, man selber 36 und die Top5 Fighter sind alle über 40 – sehr realistisch! Irgendwann tritt man dann zurück, hat einen Reord von 40-5 (davon alleine 35 Kämpfe in der UFC) und das war’s.

EA ist da weitaus geiler – am Anfang zumindest. Es macht echt Fun, mit Bas Rutten durch die Camps zu wandern, sich stetig zu verbessern und für Promotions aufzulaufen. Das macht das ganze viel mehr zu einem Karrieremodus als bei Undisputed; hier kann man viel mehr das ganze „vom Amateur zum Profi“ erleben und man ist für ALLES verantwortlich, was man macht bzw. erlernt und trainiert. Zudem kann man sich sogar auf seine Gegner vorbereiten, was das ganze nochmal speziell interessant macht und einem das originale Sport-Feeling vermittelt. Ich will nicht zu viel verraten: Wer das Game haben will, kann sich auf einen schönen Karrieremodus freuen. Nur nicht wundern, wenn es nach dem Karrieremodus langweilig wird.

6. Nachhaltigkeit

EA setzt viel auf Legende, die aus meiner Sicht aber nicht wirken. Bas Rutten, Randy Couture, Andrei Arlovski, Tim Sylvia, Kevin Randleman und Fedor Emelianenko bringen mich nicht dazu, das Spiel zu kaufen, wenn ich bei Undisputed nicht nur DIE Fighter von heute, sondern auch Legenden wie Matt Hughes, B.J. Penn, Chuck Liddell, Royce Gracie, Mark Coleman, Wanderlei Silva, Dan Severn, Jens Pulver, Anderson Silva und Andrei Arlovski habe. Und nach den Leuten, die bei EA sind, fragt eh bald keiner mehr. Zumindest nicht so toll, anstatt einen Antonio Silva lieber Bobby Lashley mit ins Game zu nehmen. Man hat im Spiel keinen Namen der Zukunft, maximal ein paar Anwärter, aber keine Zukunftslegenden. Ich will in 5 Jahren das Spiel einlegen können und auf einen Klassiker zurückblicken können, bei dem Legenden wie GSP noch jünger waren und ich mit Anderson Silva wie in seiner Primetime spielen kann. Das ist bei EA gewiss nicht so, da fehlt es an allen Ecken und Kanten.

Fazit:

Als MMA Fan, muss man sich Undisputed holen. Wer einfach mal was zum kloppen haben will, wäre mit einem Arcade Game wie EA besser versorgt. In dem Sinne bin ich jedoch noch der Meinung, dass man sich bei THQ – also dem UFC Entwickler – mal was bei EA abgucken sollte und zwar den Karrieremodus. Wenn man die positiven Sachen des EA Games und Undisputed zusammenlegt (das wäre eine Mischung der Karrieremodi, die Explosivität und Special-Moves von EA und die paar Fighter von EA, die bei einem perfekten MMA Game fehlen), so hätte man das beste denkbare Spiel. So weit wird es jedoch nie kommen und ich kann nur hoffen, dass THQ nun in die richtige Richtung geht und weiter das Spiel ausbessert. Insgesamt kann man als Fan des Sports mit dem Spiel zufrieden sein, auch wenn es teils noch Defizite gibt; der langmonatige Spielspaß ist bei UFC Undisputed 2010 garantiert, EA ist noch lange nicht so weit!




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