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Brock Lesnar: Ausführliches Update zu seiner derzeitigen Situation im Mixed Martial Arts Bereich – Vorbereitung einer Verteidigung durch seinen Anwalt, mehrere Nevada State Athletic Commission Anhörungen verschoben & vieles Mehr

21.11.16, von Benjamin "Cruncher" Jung

Nachdem sich der ehemalige WWE und UFC World Heavyweight Champion Brock Lesnar (6-3) vergangene Nacht dem Rückkehrer Bill Goldberg im Main Event der WWE Survivor Series 2016 nach nur 85 Sekunden geschlagen geben musste, ist der Name des 39-Jährigen mal wieder in allerlei Munde. Diesen Anlass möchten wir nun nutzen, um auf seine derzeitige Situation im Mixed Martial Arts Bereich zu blicken. Zunächst werden wir die kontroversen Vorfälle, die Lesnar betreffen, nochmal Revue passieren lassen und dann werden wir euch diesbezüglich auf den neuesten Stand bringen. Viel Spaß!

Bekanntlich feierte der „Multi-Sport-Superstar“ im Sommer dieses Jahres sein MMA Comeback. So traf Lesnar am 09. Juli bei UFC 200: Tate vs. Nunes in der T-Mobile Arena in Las Vegas, Nevada in einem Heavyweight bout auf den Title Contender Mark Hunt (12-11-1) und schlug diesen klar und deutlich via Unanimous Decision. Obwohl der Kampf lediglich im Co-Main Event des Abends stand, war dieses Aufeinandertreffen das alles überschattende Thema rund um den UFC 200 Pay Per View. Im Anschluss an seine überzeugende Performance drehten sich die Spekulationen fast nur noch darum, wann der Kanadier erneut ins Octagon der Ultimate Fighting Championship steigen würde.

Diesen Diskussionen wurde allerdings am 15. Juli ein Ende gesetzt, als die UFC in einem offiziellen Statement bekannt gab, dass die United States Anti-Doping Agency, die als unabhängige Behörde die Dopingtests für die Promotion durchführt, einen Verstoß gemeldet hat. So kam Lesnars Dopingtest vom 28. Juni nämlich mit einem positiven Ergebnis zurück (wir berichteten hier: KLICK!). Das war aber noch nicht alles, denn am 19. Juli präsentierte uns die USADA noch einen zweiten positiven Test vom 09. Juli, dem Tag des Fights (wir berichteten hier: KLICK!).

In beiden Proben wurde der verbotene Östrogen-Blocker Clomifen gefunden. Dieses Mittel verwenden Männer meistens, nachdem sich ihr Estrogenwert enorm erhöht hat (beispielsweise nach der Einnahme von Testosteron), damit sich dieser wieder verringert und es keine weiteren Auswirkungen auf den Körper gibt. Dies bestätigt also die Annahme, dass Lesnar in der Zeit vor dem Kampf leistungsfördernde Substanzen zu sich genommen hat und anschließend die Östrogen-Blocker verwendet hat, damit der erhöhte Estrogenwert wieder sinkt.

Bereits im Vorfeld des Fights hatte es eine große Kontroverse gegeben. Normalerweise besagt die Regel 5.7.1 der UFC Anti-Doping Policy, dass ein aus dem Ruhestand zurückkehrender Fighter sein Comeback mindestens vier Monate im Voraus ankündigen muss, damit er wieder in den zufälligen „out-of-competition“ Dopingtest-Pool der USADA aufgenommen werden kann. Allerdings hat sich die UFC für Sonderfälle ein kleines Luftloch gelassen. So steht nämlich weiter unten geschrieben, dass es besondere Ausnahmen gibt, sobald diese Regelung für einen Fighter „extrem unfair“ ist, und davon machte der Marktführer im Fall von Lesnar Gebrauch. Zwischen der offiziellen Bekanntgabe und dem Fight lagen lediglich vier Wochen. Demnach wäre dies eigentlich ein Verstoß gegen die sonstige Regelung der USADA gewesen. Die UFC erklärte jedoch in einem offiziellen Statement, dass Lesnar aufgrund des kurzfristigen Bookings den üblichen Prozess der Anti-Doping Policy nicht früher durchlaufen konnte. Er wurde also eher als Neuverpflichtung, denn als Rückkehrer aus dem Ruhestand behandelt.

Diese Sonderbehandlung sorgte besonders bei seinem Gegner Mark Hunt für Verärgerung. Er warf Lesnar prompt Dopingmissbrauch vor (wir berichteten hier: KLICK!) und letztendlich bewahrheitete sich seine Vermutung auch, was der „Super Samoan“ natürlich vehement kritisierte. Hunt forderte am 25. Juli von der UFC, dass an Lesnar, genau wie an allen anderen Betrügern, ein Exempel statuiert werden sollte und dass sie ihm entweder dessen vollständige Gage auszahlen oder ihn entlassen sollten (wir berichteten hier: KLICK!). Offiziell erhielt Lesnar für den Kampf 2,5 Millionen Dollar. Dank einer Beteiligung an den PPV-Einnahmen dürfte er aber mindestens das Doppelte der Summe eingestrichen haben.

Interessanterweise hinterfragte der Nevada State Athletic Commission Chairman Anthony Marnell die Verzögerung bei der Auswertung von Lesnars erstem positiven Test in einem Interview am 10. August ziemlich kritisch (wir berichteten hier: KLICK!). Obwohl der Test bereits am 28. Juni durchgeführt wurde, kamen die Ergebnisse erst am 15. Juli ans Licht der Öffentlichkeit. Dafür musste die USADA sehr viel Kritik einstecken, da viele Fans und Experten, und besonders Hunt, der Meinung waren, dass der Fight unter diesen Umständen niemals hätte stattfinden dürfen und die Agency daher schlampig gearbeitet habe. Marnell unterstützte diese Sichtweise mit seiner Kritik und warf sich selbst vor, als NSAC keine zusätzlichen Tests durchgeführt zu haben.

Auf diese Kritik antwortete Onye Ikwuakor, der Legal Affairs Director der USADA. Er verteidigte natürlich die Vorgehensweise der Agency. So habe die Auswertung des Tests die normale Dauer von 14 Tagen in Anspruch genommen und eine Beschleunigung sei nur schwer zu verwirklichen. Da die Testergebnisse die USADA erst am 15. Juli, und damit sechs Tage nach dem Kampf beim PPV, erreichten, konnte Lesnar im Gegensatz zu Jon Jones, der ebenfalls im Vorfeld der Großveranstaltung positiv getestet wurde, nicht von der Fightcard gestrichen werden. Analysiert wurde die Probe übrigens im UCLA Olympic Analytical Laboratory, einem von der World-Anti-Doping-Agency akkreditierten Labor.

Am 23. August wurde „The Beast Incarnate“ dann bei der NSAC in Las Vegas, Nevada vorstellig, um zu den Dopingvorwürfen Stellung zu beziehen. Diese Anhörung ergab jedoch nur, dass gegen ihn vorerst eine temporäre Suspendierung ausgesprochen wurde, bis ein endgültiges Urteil gefallen ist. Seitens der USADA erwartet Lesnar im Normalfall eine zweijährige Dopingsperre (die typische Sperre für Erstvergehen). Außerdem könnten zusätzliche Sanktionen seitens der NSAC folgen, da die Commission das UFC 200 Event regulierte. Im Anschluss an die Anhörung kündigte er an, dass er sich gegen die Vorwürfe wehren werde.

In der Folgezeit wurde eine weitere Anhörung von Lesnar immer wieder mit der Begründung verschoben, dass dessen Anwalt Howard Jacobs, ein prominenter Anwalt aus Kalifornien, der bereits etliche Fighter bei Doping-Vorwürfen unterstützt hat, noch etwas mehr Zeit benötigen würde, um eine angemessene Verteidigung vorzubereiten. Dies wurde im Rahmen einer anderen Anhörung am 10. Oktober von der NSAC Oberbeamten Pat Lundvall bestätigt. Gerüchte besagten zunächst, dass ein Asthma-Medikament für den positiven Test verantwortlich gewesen sei, allerdings wurde dann bekannt, dass Lesnars Anwalt sowohl ein Augen-Medikament, als auch eine Fuß-Creme an das Korva Labs, ein sehr zuverlässiges Test-Labor, geschickt hat, um diese Substanzen intensiver untersuchen zu lassen.

Das Lesnar Camp möchte damit beweisen, dass Brock lediglich eine Substanz zu sich genommen hat, die mit dem Östrogen-Blocker Clomifen verunreinigt war. Sollte er in der Lage sein, diese Substanz bei der Commission vorzulegen, dann könnte sich dies positiv auf sein Urteil auswirken. Am 19. September erklärte Jacobs in einem öffentlichen Brief, dass man aktuell mehrere Substanzen untersuchen würde, die Lesnar eingenommen hat, um darin die verunreinigte Substanz zu finden, die für den erhöhten Estrogenwert verantwortlich war:

„Wir untersuchen noch immer die Produkte, die Mr. Lesnar vor seinem positiven Dopingtest eingenommen hat. Unter anderem hat das Korva Labs ein Augen-Medikament untersucht. Diese Probe fiel negativ aus. Außerdem wurde eine Fuß-Creme getestet. Auch hier war das Ergebnis negativ, allerdings werden wir sie erneut testen, nachdem sich bei der ersten Probe einige Schwierigkeiten auftaten. Deswegen kann man bisher nicht genau sagen, ob diese Substanz mit Clomifen verunreinigt war. Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal klarstellen, dass wir die Anhörung nur aufgrund unserer weiteren Untersuchungen verschoben haben. Ich hoffe, dass wir bis zum nächsten Anhörungstermin zu einem endgültigen Ergebnis gekommen sind.“

Dummerweise hat Lesnar in seinem medizinischen Pre-Fight Fragebogen weder ein Augen-Medikament, noch eine Fuß-Creme erwähnt. Auf die Frage, ob ein Fighter bzw. eine Fighterin im Vorfeld irgendwelche Medikamente, Drogen, Cremen, Inhalationsmittel, intravenöse Antibiotika oder Impfungen genutzt habe, antwortete er mit einem klaren „Nein“. Er bestätigte lediglich bei einer anderen Frage, dass er vorher Multivitamine, Kreatin und Protein Pulver zu sich genommen habe. Diese Nichtberücksichtigung könnte bereits ausreichen, um seinen Plan, das Urteil etwas positiver ausfallen zu lassen, zu zerstören. Die NSAC erwartet beim Ausfüllen dieses Fragebogens absolute Ehrlichkeit, sodass es gut möglich ist, dass man deswegen gegen ihn vorgehen wird.

Diese Geschichte entwickelt sich langsam aber sicher zu einer „never-ending Story“. Wir halten also nochmal fest: Lesnar ist nach wie vor temporär suspendiert, sein Anwalt arbeitet derzeit intensiv an einer Verteidigung für seinen Klienten und die nächste Anhörung ist noch nicht genau terminiert. Wir bleiben für euch dran.

Quelle: MMAJunkie.com

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